von Jeannette Hölscher-Schenkeerschienen in Spektrum der Homoöpathie 1/2011 |
Neue Mittel in der KinderpraxisNeue Mittel in der Kinderpraxis
„Klinische Homöopathie in der Kinderheilkunde“ von Farokh Master ist zu einem der großen Standardwerke der homöopathischen
Behandlung von Kindern geworden. Die dritte Auflage wurde komplett überarbeitet und mit 108 neuen Mitteln ergänzt. Mit mehr als
180 Arzneimitteldarstellungen ist das Werk sehr umfassend und beruht auf der großen pädiatrischen Erfahrung des Autors in der Klinik.
Die neu bearbeitete und ergänzte Auflage von Farokh Masters „Kinderheilkunde“ enthält viele kleinere Mittel, die sich in seiner Praxis bei Kindern besonders bewährt haben. In der nachvollziehbaren Beschreibung der noch unbekannten Arzneien zeigt sich die gewohnte Stärke dieses Buchautors, der aufgrund seiner großen klinischen Erfahrung Arzneimittelbilder gut begreifbar machen kann. Wertvolle Hilfestellung gibt Master mit seiner Schilderung der Stadien der kindlichen Entwicklung und seinen Hinweisen für die Behandlung von Neugeborenen und Säuglingen, wo oft nur wenige Symptome zu erheben sind. Den abschließenden Teil bildet ein ausführliches klinisches Repertorium, das die Auffindung der Mittel erleichtert.
Die ersten beiden Auflagen enthielten bereits ausführliche Beschreibungen des spezifischen Kindertyps mit konkreten körperlichen Symptomen und auffälligen Gemütssymptomen, wie sie in der täglichen homöopathischen Arbeit mit Kindern vorkommen. Geblieben und aktualisiert sind ebenfalls die ausführliche Einführung mit wertvollen Hinweisen zur Fallaufnahme und zum Umgang mit Kindern sowie der Index im Schlussteil.
Masters Werk enthält nun auch die heute gängigen Milchmittel (Lac caninum, caprinum, delphinum, felinum, humanum, leoninum und vaccinum defloratum) ebenso wie einige unbekanntere Vertreter bekannter Pflanzenfamilien wie z. B. Apium graveolens (ein Doldenblütler) bei Wachstumsschmerzen, Squilla maritima (ein Liliengewächs) bei Heuschnupfen oder das Nasenpolypen-Mittel Teucrium marum verum (ein Lippenblütler). Auffallend viele kleine Mittel mit mehr klinischer Bedeutung sind hinzugekommen, auch einige, die bei uns durchaus gängig sind, z. B. Cypripedium für unruhige Schreikinder in der Nacht oder Jalapa für Magen-Darm-Beschwerden. Ergänzt sind einige Nosoden (z. B. Antipyrinum, aus einem fiebersenkendem Medikament hergestellt, oder Colibacillinum aus dem Darmbakterium E. coli) wie auch weitere spannende homöopathische Mittel aus Hormonen wie dem Schilddrüsenhormon (Thyreoidinum ), Organen wie der Adenohypophyse (Pituitaria anterior) oder der menschlichen Erbsubstanz DNA (Desoxyribonucleicum acidum). Unzweifelhaft wichtig für die tägliche Arbeit mit Kindern sind die neuen Arzneien, die Jan Scholten eingeführt hat: Viele kleine Calciums, Bariums, Natriums und Kaliums werden erläutert, die hilfreich in der Kinderpraxis sind. Ebenso finden sich konstitutionell wichtige Mittel aus dem Tierreich wie Amphisbaena vermicularis, Androctonus, Atrax robustus oder Crotalus cascavella. Kritisch betrachten werden Therapeuten im deutschsprachigen Raum vielleicht die Hinzunahme einiger Mittel, die auf speziell indischen Verhältnissen beruhen mag, zum Beispiel die BCG-Impf-
nosode Vaccine attenue bilie oder das Cholera-Mittel Jatropha curcas. Allerdings findet die Arbeit des indischen Kinderarztes Farokh Master unter ganz anderen Bedingungen statt, u. a. sind nicht selten schwere Akutfälle zu behandeln.
Zunehmend hat sich bei vielen homöopathischen Therapeuten wie auch bei mir die integrierte homöopathische Arbeitsweise durchgesetzt, die neben der klassischen Kentschen Repertorisation mittels Radar (oder McRepertory) eine Mittelfindung nach Scholten und Sankaran einschließen kann. Da wir auch in der pädiatrisch-homöopathischen Behandlung auf die kleinen Mittel achten sollten, haben wir mit Masters „Kinderheilkunde“ nun ein Werk zur Verfügung, das uns hilft, die auf Erwachsene zugeschnittenen Arzneimittelbeschreibungen an Kindern zu sehen. Denn Kinder sind eben keine kleinen Erwachsenen.
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