Miasmen und Nosoden von Louis Klein, Rezension

Miasmen und Nosoden / Louis Klein

Louis Klein

Miasmen und Nosoden   

Ursprung der Krankheiten

   

von Andrea Zarth

erschienen in Spektrum der Homoöpathie 2/2010

Miasmen und Nosoden

Miasmen und Nosoden

Wie schwierig die Behandlung von hartnäckigen Folgen von Infektionen ist, insbesondere, wenn der Infektionserreger nicht mehr vorliegt, ist in der homöopathischen Praxis gut bekannt. Louis Klein geht davon aus, dass ein viel größerer Prozentsatz an chronischen Krankheiten als bisher angenommen mit einem Infektionserreger in Verbindung gebracht werden kann. In seinem Buch „Miasmen und Nosoden“ teilt er seine reichen Erfahrungen mit.

Bei einem infektiösen Krankheitszustand schauen wir auf den materiellen Aspekt, der mikroskopisch erfasst werden kann, und auf den energetischen Aspekt, der unsichtbar bleibt. Diese mögliche energetische Verschiebung kann in der individuellen Disposition des einzelnen Patienten zum Vorschein kommen und den Boden für bestimmte Krankheiten bilden. Sie kann auch vererbt werden. Mit diesem Verständnis von Miasma haben wir lange Zeit gearbeitet und mit den entsprechenden Nosoden psorische, syphilitische, sykotische und tuberkulinische miasmatische Zustände behandelt.
Sankaran hat in seinem System das Typhus-, Malaria-, Krebs- und Lepra-Miasma mit aufgenommen und zu den alten bekannten Miasmen einen neuen Bezug hergestellt.
Jan Scholten hat den Miasmen Sankarans und den dazugehörigen Arzneimitteln einen Platz in seinem Periodensystem gegeben und sie in die einzelnen Stadien eingeteilt. Er hat auch die Forschungen und Erkenntnisse Louis Kleins in den letzten Jahren als Freund und Kollege begleitet. Im geplanten Band 2 der „Miasmen und Nododen“, in dem Klein vor allem auf die viralen Nosoden und die klassischen Miasmen Psora, Syphilis und Sykose eingehen will, wird diese Zusammenarbeit mit Scholten deutlich werden: In Entwicklung ist eine Grafik, die das ganze Periodensystem mit den Verbindungen zwischen den Stadien und Miasmen zeigen wird.
Louis Klein gibt den Miasmen und Nosoden eine neue, größere und umfassendere Bedeutung, er schreibt: „Jede Infektion hat ein Miasma. Alles, was anstecken kann, ist Miasma und hat eine miasmatische Kraft, die Nosode ist das Herz des Miasmas.“
Krankheiten wie Cholera, Typhus, Lepra, Malaria, Pest und Lungentuberkulose wurden auch zu Hahnemanns Zeiten als „miasmatisch“ bedingt angesehen. Um die Bedeutung des Miasmakonzeptes vollkommen erfassen und nutzen zu können, so Klein, müsse eine Beschreibung die energetischen und infektiösen Facetten beinhalten. Und weiter: „Auch wenn die Disposition eine herausragende Rolle bei der Arzneiwahl spielt, so erfolgt die Bewertung, ob wir eine homöopathische Arznei tatsächlich mit Erfolg angewendet haben, bei den ersten Folgekonsultationen primär aufgrund der positiven kurativen Veränderungen im Hinblick auf die Pathologie, also die ,Auslöschung der Krankheit’, und nicht notwendigerweise hinsichtlich etwaiger Veränderung der Disposition.“

Der Autor beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit neuen Miasmen und Nosoden und gibt in seinem Werk eine ausführliche Zusammenfassung seiner bisherigen Forschungen. Er beginnt mit der Geschichte der Miasmen in der Homöopathie, beschreibt neue mikrobiologische Aspekte und zeigt eine neue Taxonomie. Dabei werden die einzelnen bakteriellen Nosoden innerhalb ihrer mikrobiellen Klassifikation eingeordnet und übersichtlich dargestellt. Ausführlich besprochen werden das Keuchhusten-, das Tetanus- und das tuberkulinische Miasma, dort vor allem Bacillinum und Tuberculinum aviare. Beim Lepra-Miasma geht Klein neben Leprominum umfassend auf das neue Mittel Johneinum ein und dessen Zusammenhang mit M. Crohn. Bei den Darmbakterien werden die Bach-Darmnosoden, die E-coli-Nosode und Eberthinum, die Thyphusnosode, ausführlich besprochen und differenziert.
Das Yersinia-Miasma wird mit der Yersinia pestis-Nosode, den Arzneimitteln Yersinia enterocolitica und Rattus vorgestellt. Interessant auch die Beiträge zur Malaria-Nosode und zur Toxoplasmose-No-sode. Die Hauptmittel, die zu den einzelnen Miasmen gehören, sind jeweils mit aufgeführt.
Das Tetanus-Miasma und seine Hauptmittel möchte ich besonders hervorheben. Es beinhaltet häufig neurologische Erkrankungen. Das Hauptthema auf Gemütsebene zeigt den Konflikt zwischen Ausdehnung des Bewusstseins auf der einen Seite und Anspannung und Krampf durch starre Regeln und Dogmen auf der anderen Seite. Zu den Hauptmitteln des Miasmas gehört das altbewährte Hypericum, dann Helodrilus caliginosus (der Regenwurm), von Klein geprüft und vielfach eingesetzt bei Patienten mit Nervenverletzungen v. a. der Wirbelsäule.
Dieses Miasma hat eine deutliche Beziehung zur „Kiefersperre“ und das Mittel Angustura vera hat sich als wichtiges Mittel bei der Behandlung von temporomandibulärer Dysfunktion gezeigt. Die emotionale Verbitterung, die wir von diesem Mittel kennen, ist auch in der Prüfung von Helodrilus enthalten und gilt allgemein als Kennzeichen des Tetanus-Miasmas. Weitere Mittel sind Tellurium, Kalium bromatum, Lachesis, Natrium muriaticum, Secale, Cuprum und seine Salze, Zincum muriaticum, Thallium und seine Verbindungen, Rhus toxicodendron, Ericaceae und einige andere.
Louis Klein hat mit seinen Miasmen, Nosoden und Arzneimittelzuordnungen ein neues Ordnungssystem geschaffen, das uns hilft, bewährte und neue Mittel differenzierter zu nutzen.
Es waren schwere und ungelöste Fälle, die Louis Klein dazu anregten, neue Nosoden zu studieren.

Fallbeispiel

Ein sechsjähriges Mädchen mit schwerer Epidermolysis bullosa kam mit chronischem Durchfall und großen Blasen an den Fußsohlen, die sich über die Jahre immer wieder entzündeten. Sie konnte nicht gehen und musste von der Mutter im Kinderwagen gefahren werden. Sie war bei der Erstanamnese im Sommer viel zu warm angezogen mit einem schwarzen Pulli mit Kapuze. Augenkontakt war nicht möglich, sie wirkte „düster“ und wehrte Umarmungen der Mutter ab. Viele bekannte Arzneien waren schon gegeben worden, das pflanzliche Arzneimittel Mancinella hatte als einziges kurzfristige Besserung gebracht.
Nach langem Nachsinnen darüber, welches Mittel große Blasen, chronischen Durchfall, ein düsteres Wesen, Unnahbarkeit gepaart mit dieser verkrüppelnden Erbkrankheit haben könnte, stieß Louis Klein auf Clostridium perfringens, den anaeroben Erreger von Gasbrand.
Das Mädchen reagierte wunderbar auf zwei Gaben C 30 dieser Nosode. Es ist seit mehr als fünf Jahren blasenfrei und auch kapuzenfrei, seine Persönlichkeit ist jetzt fröhlich und ausgeglichen.

„Miasmen und Nosoden“ ist, bedingt durch das komplexe Thema, kein einfaches Buch zum eben mal Durchlesen. Der Autor vermag es aber, durch strukturierten Aufbau und eine klare Sprache seine vielen neuen Erkenntnisse spannend und verständlich zu machen. Kleins immenses Wissen und sein feines Wahrnehmungsvermögen durchdringen das gesamte Werk und sind für den Leser stets spürbar. Die eindrucksvollen Fallbeispiele und Kommentare werden durch eine übersichtliche Zusammenfassung der einzelnen Nosoden ergänzt. Kleins Buch gibt dem Homöopathen nicht nur ein Nachschlagewerk an die Hand, sondern macht auch Mut, diese neuen Arzneimittel in der eigenen Praxis einzusetzen und selbst Erfahrungen zu sammeln.

 
Miasmen und Nosoden / Louis Klein

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Miasmen und Nosoden   

Ursprung der Krankheiten

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Miasmen und Nosoden
von Andrea Zarth , erschienen in Spektrum der Homoöpathie 2/2010