Ayurveda

Die ayurvedische Lehre betrachtet den Menschen als Einheit, als festen Bestandteil des Universums. Geht es dem Kosmos gut, dann geht es auch dem Individuum gut – alles steht miteinander in Verbindung. So ist das Wohlergehen des Menschen untrennbar verbunden mit all dem, was ihn umgibt.
Sein Überleben hängt ab vom harmonischen, sorgsamen Umgang mit Tier und Pflanze. Aus ayurvedischer Sicht ist ein langes Leben in  Gesundheit die wichtigste Voraussetzung zur Erfüllung des höheren Zwecks unseres Erdendaseins, dabei spielen neben der Medizin auch die Lebensweise und die Körperpflege eine zentrale Rolle. Der menschliche Körper wird als Tempel betrachtet, in dem die Seele wohnt.
Die weltweite Verbreitung der ayurvedischen Wissenschaft ging von Indien aus und erfasste sowohl Europa als auch China. Im modernen Indien wird Ayurveda an Universitäten und Colleges offiziell gelehrt und praktiziert. Indische Ayurveda-Ärzte sind international geschätzte und anerkannte Kapazitäten.


Ayurveda - das Wissen vom Leben

Die ayurvedische Lehre betrachtet den Menschen als Einheit, als festen Bestandteil des Universums. Geht es dem Kosmos gut, dann geht es auch dem Individuum gut – alles steht miteinander in Verbindung. So ist das Wohlergehen des Menschen untrennbar verbunden mit all dem, was ihn umgibt.

Sein Überleben hängt ab vom harmonischen, sorgsamen Umgang mit Tier und Pflanze. Aus ayurvedischer Sicht ist ein langes Leben in  Gesundheit die wichtigste Voraussetzung zur Erfüllung des höheren Zwecks unseres Erdendaseins, dabei spielen neben der Medizin auch die Lebensweise und die Körperpflege eine zentrale Rolle. Der menschliche Körper wird als Tempel betrachtet, in dem die Seele wohnt.

Die weltweite Verbreitung der ayurvedischen Wissenschaft ging von Indien aus und erfasste sowohl Europa als auch China. Im modernen Indien wird Ayurveda an Universitäten und Colleges offiziell gelehrt und praktiziert. Indische Ayurveda-Ärzte sind international geschätzte und anerkannte Kapazitäten.

 

Ayurveda heißt wörtlich übersetzt: Wissenschaft vom Leben
Ayuh = das Leben im ganzheitlichen Sinne – die Verbindung von Körper, Sinnen, psychomentaler Ebene und Selbst
Veda = Wissenschaft – im Sinne von tiefer Erkenntnis

Der Begriff Ayurveda stammt aus dem altindischen Sanskrit. Die Begründer dieser alten Weisheit aus der indischen Hochkultur waren spirituelle weise Männer, die im Einklang mit der Natur lebten und nach tiefer Erkenntnis und ewiger Wahrheit strebten. Diese Rishis empfingen ihr Wissen aus der Meditation, der Diskussion, und aus eigener Aussage von göttlicher Quelle, und hielten es in der Lehre des Ayurveda fest.

Wann genau der Ursprung von Ayurveda ist, weiß man nicht. Die ältesten überlieferten Quellen, die Samhitas, sind rund 2000 Jahre alt. Sie fassen den umfangreichen Wissensschatz zusammen, der vermutlich jahrtausendelang mündlich tradiert wurde.


Die ganzheitliche Medizin des Ayurveda

Das, was wir heute modern Salutogenese nennen, hat seine Wurzeln in der altindischen Hochkultur. Die ayurvedische Heilkunst beschäftigt sich nicht nur mit der Behandlung von Krankheiten, sondern primär mit der Gesunderhaltung, erst in zweiter Linie, nämlich im Falle des Versagens der Vorbeugung, geht es im Ayurveda um die Lehre der Entstehung, Erkennung und Therapie von Erkrankungen.


Klassische Fächer des Ayurveda

Der klassischen Ayurveda teilt sich nach Susruta acht Fachgebiete:

Kayacikitsa – die innere Medizin (wörtlich: die Behandlung des Kayagni, des zentralen Verdauungsfeuers!!)
Salyatantra – Chirurgie (wörtlich: die Kunst mit chirurgischen Instrumenten)
Salakyatantra – der Fächerverbund der über den Klavikeln liegt, entsprechend HNO, Zahnheilkunde und Ophthalmologie
Kaumarabhrtya – Pädiatrie  
Agadatantra – Toxikologie  
Bhutavidya – Psychiatrie (wörtlich: das Erkennen der Geister)
Rasayanatantra – Rejuventation (wörtlich: die Kunst des Erhaltens der Säfte)
Vajikarana – Progenetik, Aphrodisiaka

Heute sind nicht alle Fächer in der gleichen Bedeutung wie damals.

Der Ayurveda wird primär nichtchirurgisch praktiziert, oder nutzt in der Chirurgie auch Erkenntnisse und Techniken der modernen Medizin, die Toxikologie ist ein kleiner Seitenarm geworden. Auch der Bhutavidya erlebt ein Schattendasein und findet derzeit nur geringe Beachtung.

Stattdessen ist Prasutitantra, die Gynäkologie, das ursprünglich ein Randgebiet der Pädiatrie war, zu einem eigenen, großen Fach geworden, auch die Präklinischen Fächer wie Rasa Sastra, die Metallopharmakologie, Dravyaguµa die Pharmakologie und „Basic Principles“, haben eigene Abteilungen und bilden Fachärzte aus.

Die drei Doshas

Die ayurvedische Physiologie wird bestimmt durch die Funktion von physikalisch nicht nachweisbaren Kräften, den Doshas. Wörtlich übersetzt heißt Dosha: "Verderber" oder "krank machender Faktor". Im Ayurveda unterscheidet man drei Doshas Vata, Pitta und Kapha.

Sie beruhen auf dem Prinzip der fünf Elemente (Mahabhutas):
Äther/Raum, Luft, Feuer, Wasser und Erde.
Diese Doshas befinden sich beim gesunden Lebewesen im individuell richtigen Gleichgewicht. Dabei ist jeder Mensch in Aspekten einzelner Doshas dominant. Dadurch entstehen Konstitutionstypen, wobei niemand ausschließlich Vata, Pitta oder Kapha in sich trägt. Unser Leben ist geprägt von den einzelnen Doshas – diese individuelle Mischung bestimmt über unser Aussehen, unsere Krankheitsanfälligkeit und Reaktionsmuster.

Vata

Vata, das Bewegungsprinzip, heißt wörtlich übersetzt "Wind". Es setzt sich aus den Elementen Äther (Akasha) und Luft (Vayu) zusammen. Es hat einen starken Bezug zum Nervensystem. Sein Hauptsitz im Körper ist der Dickdarm. Dem Vata werden folgende Eigenschaften zugeordnet:
leicht, beweglich, kühlend, trocken, rau, schnell, veränderlich und fein.

Vata-Typen

sind unruhig, hektisch und nervös. Sie sind flink, reden viel und schnell und sind wach und äußerst aktiv. Dabei sind sie ungeduldig, mitunter auch etwas unzuverlässig. Auf körperlicher Ebene fällt ihre trockene, raue, mitunter rissige Haut auf, gepaart mit brüchigen, glanzlosen Haaren und einer Neigung zur Schuppenbildung. Auch die Nägel sind brüchig. Oft treten die Venen sichtbar hervor.

Pitta

Pitta, auf deutsch „Hitze“, setzt sich aus den Elementen Feuer (Tejas) und Wasser (Jala) zusammen. Die vorherrschenden Themen sind Verdauung und „Umsetzung“. Pitta hat einen engen Bezug zum Stoffwechsel. Sein Sitz im Körper ist der Bereich zwischen Herz und Nabel. Die wesentlichen Attribute sind: heiß, scharf, flüssig, feucht, sauer, bitter, leicht, sich gut verteilend und plötzlich.

Pitta-Typen

sind hitzig, Wärme ist ihnen unangenehm. Sie haben einen wachen Geist und eine rasche Auffassungsgabe, können sich Dinge gut merken und sind eher dominant und unbeugsam. Sie sind nicht leicht unterzukriegen. Auf körperlicher Ebene fällt ihre gelbliche Hautfarbe auf sowie die frühzeitige Weißfärbung der Haare. Ihre Haut sieht oft unrein aus. Pitta-Typen schwitzen leicht und haben mitunter einen unangenehmen Körpergeruch.


Kapha

Kapha („Frucht von Wasser“), das bewahrende Prinzip, setzt sich aus den Elementen Wasser (Jala) und Erde (Prithivi) zusammen. Es hat seinen Sitz im Oberkörper, über dem Herzen. Kapha hat Einfluss auf das Skelett und ist an der Strukturbildung und -erhaltung beteiligt. Seine typischen Eigenschaften sind: süß, schwer, beständig, weich, kalt, ölig, fettig, träge, trüb und weiß.

Kapha-Typen

gehören zu den duldsamen Menschen, die viel aushalten und geduldig ihre Pflichten erfüllen. Sie sind zuverlässig, großzügig und konstant, mitunter aber etwas schwerfällig und langsam. Ihr Thema ist die Kontinuität. Äußerlich sind sie stabil gebaut und haben eine kühle, eher blässlich wirkende Haut.

Typenbestimmung

Jeder Mensch kommt mit einer physischen Grundkonstitution auf die Welt (Prakriti). Prakriti bildet unsere Persönlichkeit ab, beinhaltet unser Potenzial. Das Ziel des Ayurveda ist es, wieder in Einklang mit unserer ursprünglichen Natur (Prakriti) zu kommen.

Leben wir nicht unserem Prakriti entsprechend, entsteht ein Ungleichgewicht bezüglich der Dosha-Verteilung, Vikriti genannt. Dazu einige Beispiele:

Herrscht ein Vata-Überschuss vor, dann leidet der Mensch an inneren Ängsten, ist stressgeplagt und friert leicht.
Es fehlt ihm an Kraft und Sicherheit, um seine Pläne in die Tat umzusetzen. Seine Gedanken rasen und der Körper verkrampft sich. Körperlich manifestiert sich dieses Ungleichgewicht durch Verdauungsstörungen wie Blähungen und Verstopfung, kalte Extremitäten, trockene Haut, Ohrensausen, Schwindelanfälle und Schafstörungen.

Typische Vata-Beschwerden sind:

Verspannungen, Schlafstörungen, Tinnitus, Muskel- und Knochenschwund, Lähmungen, Arthrose, Nervenleiden.
 

Bei einem Überschuss an Pitta ist der Betreffende geplagt von Übersäuerung mit Sodbrennen, Magenschmerzen und brennenden Empfindungen rund um den Nabel. Er ist leicht gereizt, überkritisch und voller Ärger. Äußerlich manifestiert sich dieses Ungleichgewicht in Form von geröteter Haut, Ausschlägen und Schweißausbrüchen.

Typische Pitta-Beschwerden sind:

Rote Augen, Entzündungen, Eiter- und Abszessneigung, Arthritis, Entzündungen im Verdauungstrakt, Leberleiden.
 
Im Falle einer einseitigen Kapha-Belastung leidet der Betreffende unter Antriebslosigkeit, Appetitmangel, Schweregefühl und bleierner Müdigkeit. Alles fällt schwer. Auf körperlicher Ebene wird zu viel Schleim gebildet.

Typische Kapha-Beschwerden sind:

Verschleimte Atemwege, träge Verdauung, Fettsucht, erhöhter Cholesterinspiegel, nässende Ekzeme, Zysten und gutartige Tumore, Erkrankungen der Lymphe sowie der Atemwege.
 

Den Ausgleich schaffen

Herrscht ein bestimmtes Dosha vor, dann muss er aus ayurvedischer Sicht ausgeglichen werden, um das innere Gleichgewicht wiederherzustellen.

Dabei wird im Ayurveda allopathisch vorgegangen auf Ebene der Eigenschaften, d.h., Eigenschaften mit gegensätzlicher Ausprägung wie die der Doshas reduzieren die Doshas, mit glechgerichteter Ausprägung steigern sie.

Heiss kann so eingesetzt werden, um Pitta mit seiner heissen Qualität zu fördern und gleichzeitig die kalten Doshas Kapha und Vata zu reduzieren.

 

Manasika Prakriti – die mentale Konstitution

Im Ayurveda wird zwischen der physischen (sharirika Prakriti) und der mentalen Konstitution (Manasika Prakriti) unterschieden. Was die Doshas im physischen Bereich sind, das sind die Gunas auf der geistigen Ebene. Hier gibt es ebenfalls drei verschiedene Typen: Tamas, Rajas und Sattva. Sie geben Auskunft über den geistigen Entwicklungsstand und die Gemütsverfassung des jeweiligen Menschen.

Die tamasische Konstitution findet man bei Menschen, die sehr dumpf und antriebslos sind, dabei wenig intelligent und auch nicht wissbegierig. Sie sind eher faul und phlegmatisch.

Menschen mit rajasischer Konstitution sind dagegen sehr aktiv und umtriebig, dabei aber selbstsüchtig, auf den eigenen Vorteil bedacht, eifersüchtig, heuchlerisch, unehrlich und grausam.

Der sattvisische Typ wiederum ist freundlich und großzügig, dabei auch wahrheitsliebend, intelligent, wissbegierig, geduldig und nicht nachtragend – alles in allem ein sehr angenehmer Mensch. Und so ist es nicht verwunderlich, dass es aus ayurvedischer Sicht äußerst erstrebenswert ist, diesen Konstitutionstyp zu entwickeln.

   

Ayurvedische Ernährung

Eine wichtige Säule im Ayurveda ist die Ernährung. Was der Mensch zu sich nimmt, beeinflusst ganz direkt seine Gesundheit und sein Wohlbefinden. Ayurvedische Ernährung richtet sich nach den entsprechend vorherrschenden Konstitutionstypen und der Belastung des Individuum, das heißt, über die Ernährung findet ein Ausgleich zwischen den einzelnen Doshas statt. Im Ayurveda unterscheidet man sechs Geschmacksrichtungen (Rasas): süß, sauer, salzig, scharf, bitter und adstringierend, wobei jeder Geschmack bestimmte Wirkungen hervorruft.

Hier ein Beispiel:

Ein Mensch mit vorherrschender Pitta-Konstitution und/oder Pitta-Belastung sollte Wurzel- und Blattgemüse sowie Salat und Rohkost bevorzugen. Weniger günstig sind Zitrusfrüchte, Tomaten, Milchprodukte, Fleisch und Alkohol. Ferner wäre es für diesen Menschen sinnvoll, mittags die Hauptmahlzeit einzunehmen und dabei Gewürze wie Kurkuma, Koriander und Kardamon zu verwenden.


Empfehlenswerte Literatur:

Murthy, K.R. Srikantha: Astanga Hrdayam. B. Jain, 2008.
Murthy, K.R. Srikantha: Asthanga Samgraha. UBS Publishers Distributors Pvt., 2005
Murthy, K.R. Srikantha: Susruta Samhita. UBS Publishers Distributors Pvt., 2007.
Pollozek, A. / Behringer, D.: Die Heilkraft unserer Nahrung. Narayana Verlag, erscheint 2012
Sharma, P.V.: Charaka Samhita. AGGARWAL Book Centre, 2008.
Skrikanta, S.: Ayurveda – Materia Medica. Vasati Verlag, 2007
Vasant, L.: Das Handbuch des Ayurveda, Teil 1. Narayana Verlag, erscheint 2012
Zoller, A. / Nordwig, H.: Neuauflage Heilpflanzen der Ayurvedischen Medizin. Narayana Verlag, 2012


Bilder:

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