Der Herausgeber schreibt:
In den homöopathischen Praxen gehen immer häufiger hyperaktive Kinder mit Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS) über Tisch und Bänke, hoffen Eltern auf eine Alternative zu Ritalin. Weltweit steigt der Konsum an Cola und koffeinhaltigen Getränken und Nahrungsmitteln, häufig versteckt in den kleingedruckten Deklarationslisten der Inhaltsstoffe. Sicherlich kein Zufall und dennoch weit mehr als Zeitgeist, dass Bernd Schusters jüngstes Buch jetzt „Cola in der Praxis“ nahe bringt. Der erfahrene Homöopath, der bereits mit Bambus ein wichtiges neues Mittel geprüft und vielfach erprobt hat, ist sich sicher: „Cola ist eine unverzichtbare Arznei für Unruhezustände und ADS. Auch die Erwachsenenform von ADS, die sich in mangelhafter Verhaltenskontrolle – also in Süchten – zeigt, wird ebenfalls gut abgedeckt.“ Die Fallbeispiele im Buch unterstreichen das und malen ein verständliches Bild dieser neuen Arznei.
Wichtigster Bestandteil des Colasamens ist Koffein, eine psychoaktive Droge, die das Verhalten und die Stimmung von Menschen ändern kann. Zusätzlich spielt der Inhaltsstoff Theobromin eine bedeutende Rolle, Hauptbestandteil des Kakao (Colabaum und Kakaobaum sind Verwandte). Im alltäglichen Essverhalten kommt die „Droge“ Zucker dazu, die meist mit koffeinhaltigen Produkten verarbeitet wird und deren Wirkung erheblich verstärkt, ja geradezu potenziert. Da Koffein wasserlöslich ist und die Zellmembran schnell durchdringt, geht das Koffein bei schwangeren Frauen auch direkt zum ungeborenen Kind – Psychodroge von Anfang an.
Zentrale Themen von Cola, die sich bereits in der Arzneimittelprüfung zeigten und jetzt mit einer Vielzahl erfolgreicher „Fälle“ bestätigt wurden, sind
die Erregung aller Sinne, Impulsivität, Übersensibilität, übertriebene Fröhlichkeit
Hyperaktivität/Ermüdung, Bewegungsdrang, gesteigerte Aktivität
Mangelhafte Konzentration, Gedankenunruhe und –abdriften, Fehlwahrnehmungen Unmäßiger Durst/Appetit, gestörtes Essverhalten
Wiederholungszwänge, Suchtverhalten
Selbstüberschätzung, gestörte Persönlichkeit
Schmerzen, vor allem Migräne
Träume, Alpträume die niederdrücken.
Als die entscheidende Klärungsfrage für kleine Cola-Patienten hat sich in der Praxis die nach dem Stärksten, Größten, Schlausten, Tollsten der ganzen Klasse herauskristallisiert – die dann regelmäßig mit einem sehr überzeugtem „ich“ beantwortet wird. Während bei Lycopodium der eigene Zweifel mitschwingt, fehlt diese Skepsis bei Cola ganz. Im Fall des neunjährigen M. wird das deutlich – begleitet von der mangelnden Konzentrationsfähigkeit, dem fehlenden Orientierungssinn, dem unmäßigen Lachen und Schwätzen und der großen Unruhe, auch nachts. Einen entgegengesetzten Pol zeigt der sechsjährige K., der sehr zurückhaltend ist, dabei aber auch albern und grimassierend.
Als Beispiele für die erfolgreiche Behandlung von Erwachsenen mit Cola dienen unter anderem eine Frau, die unstillbaren Appetit bei Leeregefühl im Abdomen und große Schwäche zeigt, das junge Mädchen mit Bulimie und Unruhe oder die Frau mit Kopfschmerzen und Unruhe, die viel zur Differenzierung zwischen Nux vomica und Cola beiträgt.
Arzneimitteldifferenzierungen liefert Schuster in knappen Darstellungen ohnehin gleich mit. Neben Nux v., eine Nuss wie Cola auch, spielt dabei Natrium muriaticum eine überraschende Rolle. Es spielte für die dunkle, depressive und verletzte Seite der Cola eine Rolle, die man durch die manische, fröhliche und starke Seite leicht übersehen kann. Stramonium, das für hyperaktive Kinder immer zu beachten ist, unterscheidet sich von Cola durch die Gewalttätigkeit. Auch Cola-Kinder wollen Waffen und Werkzeuge, die Bedrohung erzeugen können. Sie benutzten sie, um ihre Bedeutsamkeit zu zeigen, sind dabei aber längst nicht so bereit zur Gewalt wie Stramonium. Hochaktuell zudem der Vergleich mit Musca domestica, der Stubenfliege, die von Karl Josef Müller einer Kontaktprüfung unterzogen worden ist und dabei Symptome gezeigt hat, die gut zu ADS und Hyperaktivität passen. Auffallend dabei jedoch die Verbindung zur Unsauberkeit und extremer Waghalsigkeit sowie eine große Unempfindlichkeit. Das Gegenteil, ein hohes Maß an Empfindlichkeit, verbindet Cola und Carcinosinum. Allerdings ist Carc. Um 100prozentige Genauigkeit bemüht wo Cola gleichgültig reagiert. Außerdem übernehmen Carcinosinum- Patienten gern und oft viel (zu viel) Verantwortung, während Cola am meisten mit sich selbst zu tun hat. Das Coffea - Kind, deren Differenzierung Karl-Josef Müller beisteuert, ist um eine harmonische heile Familienwelt bemüht und riskiert nicht, die zu verletzen, was bei Cola keine „Bremswirkung“ hat.
Mit seinen gebündelten Informationen zu Hyperaktivität und ADS ist das neue Cola-Buch ein wichtiger Ratgeber nicht nur für Homöopathen, sondern auch für betroffene Eltern.
Wer sich in Cola vertiefen will (und wer kann als Behandler darauf verzichten?) sollte auch die Arzneimittelprüfung lesen, die bereits 1997 erschienen ist. Bernd Schuster, Cola – Homöopathische Arzneimittelprüfung der Colanuss, 311 Seiten, Verlag für Homöopathie. Dann öffnet sich die Welt eines neuen Heilmittels, das für die Praxis neue Chancen bietet.