Tiere in Homöopathie und Schamanismus von Sven Sauter, Rezension

Tiere in Homöopathie und Schamanismus / Sven Sauter

Sven Sauter

   
Jörg Wichmann
von Jörg Wichmann

erschienen in Spektrum der Homöopathie 1/2009

Tiere in Homöopathie und Schamanismus

Wider die Einsamkeit des Herzens

Sven Sauter hat mit „Tiere in Homöopathie und Schamanismus“ ein tiefgründiges und einfühlsames Buch über die Begegnung mit der ganzen Wirklichkeit der Tiere geschrieben.

Häuptling Seattle wird der Satz zugeschrieben: Wenn die Tiere nicht mehr wären, stürbe der Mensch an großer Einsamkeit des Herzens. – Nicht aus ökologischen oder sonst vernünftig verstehbaren Gründen, sondern an der Einsamkeit unseres Herzens. Diesem Satz müssen wir lange nachgehen, um ein wenig von seiner Bedeutung zu verstehen. – Genau in diesem Geist ist das Buch von Sven Sauter geschrieben. Es geht nicht darum, schamanische Legenden oder Erfahrungen für die homöopathische Mittelfindung auszuwerten, und nicht um die Projektion idealisierender Vorstellungen und Sehnsüchte auf die Tiere, wie sie in sogenannten schamanischen wie auch homöopathischen Texten oft zu finden sind. Sven Sauter ist es wichtig, dass der Kontakt mit dem Geist der Tiere über reale Erfahrung zustande kommt und dass wir der
ganzen Wirklichkeit der Tiere, den für uns angenehmen und unangenehmen Seiten, begegnen. Sein Hilfsmittel dafür ist die „schamanisch-homöopathische Substanzbegegnung“ – einerseits Ver­reibung nach homöopathischer Tradition, andererseits schamanisches Ritual. Dabei dient der rituell schamanische Aspekt seiner Arbeit nicht nur der Öffnung zur spirituellen Dimension, sondern auch dem Überschreiten der menschlichen Vorstellung von den Tieren hin zu einer echten Begegnung mit deren geistigem Eigenwesen.

Der Autor Sven Sauter, ein in Berlin lebender Homöopath, hat lange Jahre als Wanderschäfer gelebt und unmittelbare Erfahrungen mit Tieren gemacht, die in unserem Kulturkreis in dieser Form selten geworden sind. Entsprechend ist seine Art der Darstellung gut „geerdet“.

Die Mittelbilder werden mit einer Fülle von Fakten dargeboten, aus eigenen Arbeiten und aus der umfangreichen verarbeiteten Literatur. Zu den einzelnen Arzneimittelbildern arbeitet Sauter detailgenau die Kulturgeschichte der Tiere und ihre Verwendung in der Volksheilkunde verschiedener Völker auf, wobei jedem Kulturkreis ausführliche Passagen gewidmet sind. Neben eigenen Verreibungs- und Arzneimittelprüfungsprotokollen bezieht er auch die Ergebnisse anderer veröffentlichter Prüfungen ein und erstellt daraus zusammengefasste Mittelbilder. Stets bleibt erkennbar, welche Erkenntnisse über die Tiere/Substanzen Arzneiprüfungsergebnisse sind und welche ethnologischer Kenntnis entstammen. Umfangreiche Differentialdiagnosen, u. a. der Milchmittel, der Pferdemittel und der Spinnen, mit vielen gesammelten Symptomen und Materialien runden die Kapitel ab. Spannend ist beispielsweise eine Recherche zum Tarentismus, der Tanzwut des italienischen Spätmittelalters, die lange dem Biss der Tarantel zugeschrieben wurde, vermutlich aber von Bissen der Latrodectus herrührt. Auch sonst erfahren wir über die besprochenen Tiere vieles, was uns überrascht und bislang nirgends in der homöopathischen Literatur so dokumentiert ist. Dabei erweist sich die Fragestellung, was am Geistwesen eines Tieres uns krank macht und was heilt, als eine sehr fruchtbare.
Die Einleitung des Werkes ist sehr straff gefasst. Die tiefgründigen Überlegungen Sauters zur Begegnung von Tier und Mensch, zu Krafttieren, zu Arzneimittelprüfungen, zur Signaturenlehre, zur Subjektivität von geistigen Erfahrungen und vielem anderen sind schon die Anschaffung des Buches wert.

Die reinen Prüfungs- und Verreibungs-Protokolle, ein kleiner Teil des Buches, sind auch online über www.svensauter.de oder über www.provings.info zu lesen. Das Buch ist unbedingt empfehlenswert für alle, die an einer fundierten Erweiterung unseres homöopathischen Mittelschatzes arbeiten.

Zum Schluss möchte ich noch – wie der Autor des besprochenen Buches – allen homöopathischen KollegInnen, denen an einem
tieferen Verständnis des Tier- und Pflanzenwesens liegt, die anthroposophischen Klassiker von Wilhelm Pelikan zur „Heilpflanzenkunde“ und besonders von Ernst-Michael Kranich über die „Wesensbilder der Tiere“ empfehlen.

 
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Rezensionen zu diesem Buch
Sven Sauter
Tiere in Homöopathie und Schamanismus
von Jörg Wichmann , erschienen in Spektrum der Homöopathie 1/2009