Jürgen Weiland
¦ Amethyst
SPEKTRUM DER HOMÖOPATHIE
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STEINE
¦
MINERALISCHE KOMPLEXARZNEIEN
die Gabe des Amethysts angesprochen haben. Besonders in Bezug
auf Motorik-, Sprachentwicklung, soziale Reife und hirnorganische
Erkrankungen bis hin zum Autismus konnte ich positive Fallver-
läufe beobachten. In seiner Heilwirkung scheint der Amethyst
tatsächlich etwas aufzubrechen und die kindliche Entwicklung
und Öffnung in die Welt kommt mit seiner Hilfe in Gang.
Häufig konnte ich auch beobachten, dass die Aussprache klarer
wurde. Scheinbar Unüberwindbares erscheint plötzlich ganz
leicht, die soziale Kompetenz nimmt zu und Verunsicherungen
lassen nach.
So berichtete die Mutter vom 4-jährigen Elias im Follow-up:
„Das Mittel puscht seine Energie, die nach der Einnahme immer
deutlich zunimmt. Er ist besser gelaunt und die Aussprache ist
wesentlich deutlicher und klarer. Er ist offener, weniger schüch-
tern. Er sucht nun den Kontakt zu anderen Kindern.“
FALLBEISPIEL 3: Mädchen, fast vier Jahre alt,
Entwicklungsverzögerung
Unvergesslich ist mir auch die Heilreaktion der kleinen Nele. Sie
wird bald vier und ich begleite sie seit zwei Jahren. Nele hat eine
Zwillingsschwester und im Vergleich zu dieser entwickelt sie sich
in vielen Bereichen nur sehr langsam. Im neuropädiatrischen Un-
tersuchungsbefund stellte man eine motorische Entwicklungs-
verzögerung und eine vermehrte Außenrotationsstellung des
linken Beines fest. Darüber hinaus wurden posthämorrhagische
zystische Defekte rechts frontal und im Bereich der Stammgan-
glien rechts lateral sowie im Bereich des Temporalhorns des
rechten Seitenventrikels nachgewiesen. Als Ursache für den
großen Hirndefekt rechts steht am ehesten eine intrauterine,
posthämorrhagische Ursache im Vordergrund. Die Prognose der
Ärzte war nicht besonders motivierend, es hieß, dass sich viele
Bereiche wahrscheinlich gar nicht entwickeln würden.
Weitere Beobachtungen aus der Anamnese:
•
Auch in der Zahnung ist sie später. Erster Zahn mit 10 Mo-
naten
•
Sie hat häufig einen wunden Po
•
Wenn sie zahnt, dann hat sie oft verklebte, laufende Augen
•
Sie ist schüchtern, zurückhaltend
•
Sehr unsicher in ihren Bewegungen, sehr vorsichtig
•
Sie ist immer warm, ihre Hände und Füße sind immer warm
Im Vergleich zu Silicea, wo es den Kindern meistens an Lebens-
wärme mangelt, gehört der Amethyst zu den warmen Mitteln.
Für mich ein weiteres, verlässliches Unterscheidungsmerkmal,
welches ich häufig beobachten konnte.
Im Follow-up nach 8 Monaten berichtete die Mutter:
„Seit
wir Nele den Amethyst geben, beobachten wir eine kontinuierli-
che und sehr gute Entwicklung. Körperlich, sprachlich geht es so
gut voran. Von Seiten der Klinik hieß es ja, dass sich bestimmte
Bereiche gar nicht entwickeln könnten. Doch das sieht nun ganz
anders aus, da ist so viel Entwicklung. Zuvor hatte sie so lange
den Husten und schlief so schlecht. Wir machten uns richtig
Sorgen. Dann bekam sie zum ersten Mal den Amethyst und
plötzlich schlief sie gut, redete viel mehr. Sie singt jetzt sogar
ganze Strophen von Kinderliedern.“
Kommentar:
Bis heute begleite ich Nele mit dem Amethyst, der
sie immer wieder ein Stück weiter auf ihrem Weg voranbringt.
Vergleicht man die Hohlräume (Drusen) im Amethyst mit Neles
zystischen Hirndefekten, drängt auch auf dieser Ebene die Sig-
natur eine bildliche Parallele auf.
Schlussbetrachtung:
Wie bei jeder neu geprüften Arznei, of-
fenbart sich das tiefere Verständnis einer Substanz erst durch
die praktische Anwendung am Patienten. Was für mich mit
einem schmerzhaften Selbstversuch begann, führte über die
Jahre zum erweiterten Verständnis des Amethysts als einer mi-
neralischen Komplexarznei. Eine Arznei und Erfahrung, die ich
nicht missen möchte.
FUSSNOTEN
1
https://www.homeopathyschool.org2
https://www.juergen-weiland.de/info/publikationen/3
Samuel Hahnemann, Organon der Heilkunst, § 141: „Doch bleiben diejeni-
gen Prüfungen der reinen Wirkungen einfacher Arzneien in Veränderung des
menschlichen Befindens und der künstlichen Krankheitszustände und Symptome,
welche sie im gesunden Menschen erzeugen können, welche der gesunde,
vorurtheillose, gewissenhafte, feinfühlige Arzt an sich selbst mit aller ihn hier
gelehrten Vorsicht und Behutsamkeit anstellt, die vorzüglichsten. Er weiß am
gewißesten, was er an sich selbst wahrgenommen hat“.
4
https://www.helios.co.uk5
Gienger, Michael (1995) Die Steinheilkunde. Saarbrücken: Neue Erde GmbH
JÜRGEN WEILAND
lebt und arbeitet als Heilpraktiker
und Master of Science in Homeo-
pathy in Bonn. Dort führt er seine
homöopathische Praxis seit 1992.
Die Auseinandersetzung mit den
Themen Schwangerschaft, Geburt
und früher Kindheit waren über
viele Jahre Interessensschwerpunkt
seiner Arbeit. Im Rahmen seiner
Masterarbeit erforschte er die Wahrnehmung dynamischer
Veränderungen während der Kinder-Anamnese. Publikation
der Arzneimittelprüfung von Vitis vinifera sowie zahlreiche
Veröffentlichungen in homöopathischen Fachzeitschriften.
Durch die Fotografie fand er einen tieferen Einblick in das
Wesen der Pflanzen. 2007 realisierte er die Internetseite
www.pflanzenportraits.com.
Seit über 20 Jahren Vortragstätigkeit und Supervision im
In- und Ausland.
Kontakt:
info@juergen-weiland.de