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Rheuma - Spektrum Homöopathie 02/2017
Rheuma ist eine Volkskrankheit mit vielen Gesichtern. Zum rheumatischen Formenkreis gehören rund 240 verschiedene Erkrankungen mit unterschiedlichen Beschwerden und Behandlungsmöglichkeiten. Noch größer ist die Zahl homöopathischer Arzneien, die in der Rheumatherapie zum Einsatz kommen können. Mit der Auswahl an Mitteln zu diesem Themenschwerpunkt will SPEKTRUM Trends und verschiedene homöopathische Ansätze in der Behandlung vorstellen.
In der Leseprobe zeigt der Autor Jürgen Hansel, dass sich im Arzneimittelbild von Ruta graveolens, einem klassischen Rheumamittel, nicht nur die körperlichen Symptome einer chronischen Polyarthritis, sondern auch typische Persönlichkeitsmerkmale von Rheumakranken wiederfinden. In der Arzneifamilie der Rautengewächse wird Ruta dem Krebsmiasma zugeordnet, das sich als Reaktionsmuster auch in weiteren Beiträgen der Autoren herausstellt. Das Krebsmiasma erkennt z.B. auch Artur Wölfel in einer Patientin mit Lupus erythematodes, die Merkmale sind Angepasstheit und Perfektionismus. Unterdrückte Gefühle, ebenso ein Aspekt dieses Reaktionsmusters, spielen in Urvi Chauhans Fallbeispiel einer seronegativen Polyarthritis eine große Rolle. Die Arznei in diesem Fall ist Opium, das innerhalb der Mohngewächse ebenfalls dem Krebsmiasma zugeordnet wird.
Verschlossenheit, Unterdrückung von Emotionen und Perfektionismus schieben sich auch in Massimo Mangialavoris Kasuistik in den Vordergrund und verweisen auf die Familie der Primelgewächse. Nimmt die emotionale Isolation die Gestalt einer tiefen Depression mit innerer Starre und schmerzhafter Steifheit an, kann Lapislazuli, eine Steinarznei, zumindest die Schmerzen heilen, auch wenn die Gelenke lange schon deformiert sind. Es ist eine sehr berührende Patientengeschichte, die Franz Swoboda für SPEKTRUM aufgeschrieben hat. Weit zurück in die Evolution führen die Kasuistiken von Tali Levi und dem Autorenteam Heidi Brand / Norbert Groeger. Sie handeln von unergründlichen Schmerzen, alten Traumata und kindlichen Verletzungserfahrungen. Die noch unbekannte Arznei Microcystis aeroginosa (Cyanobakterium) und die Alge Chara intermedia beweisen ihre reinigende und heilende Kraft in stockenden Prozessen.
Die kürzeren Wege zum Simile beschreibt der Veterinär Peter Gregory sehr unterhaltsam mit einer Übersicht homöopathischer „Rheumamittel“ an Beispielen hinkender Hunde. Bewährt sind mittlerweile auch die Lanthanide, wenn die rheumatische Erkrankung auf einem Autoimmunprozess beruht. In der Praxis von Jan Scholten und Anton Kramer kommen dabei Neodymiumsalze besonders oft zum Einsatz. Hormonell bedingte rheumatische Beschwerden, vor allem in der Menopause, sprechen nach der Erfahrung von Christina Ari häufig gut auf die Sarkode Follikulinum an. Am besten wirken aber die bewährten Arzneien dann, wenn die Ähnlichkeitsbeziehung auf allen Ebenen der Person besteht.
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Das Infekt-Spektrum ist eines der besten Hefte, die ich erinnere. So viele schlüssige Zugänge zum Mittel, alles von kompetenten Autoren geschrieben, so viele gute Facetten gibt es sonst nirgends in einer Zeitschrift. Jeder Artikel ist schlüssig und aufschlussreich.
Besonders gefallen haben mir die Tipps der erfahrenen Ute Bullemer, die ich bisher nicht kannte; ich werde an Anantherum denken bei der häufigen Portioerosion; Erodium ist übrigens auch öfters gut.
Heiner Freis Methode ist schlüssig dargestellt, bei uns längst dankbare Ergänzung des Alltags.
Super fand ich die Darstellung von T. Curtis über die Zitterpappel, die sie sehr schön schildert und durch Fälle belegt, die dann auch durch die Pflanzentheorie erklärbar sind: tolle Arbeit.
D. Payrhuber hat auch sehr schöne Fälle, vor allem die beiden Helleborus Fälle.
Auch Rajan Sankarans Pulsatilla Fall deckt sich mit unseren besten Puls-Fällen, sie sind nämlich nicht nur so sanft wie immer behauptet wird: diese Eigenschaft ist ein Teil des Bildes und entspricht Stadium 2. Die Tatsache, dass die Patientin empört einen Rikshafahrer ohrfeigte, fand ich interessant, denn es stimmt: die Ranunculaceae sind alle mehr oder weniger schnell empört und so gereizt, dass sie auch zuschlagen könn(t)en, wie man es von Staph kennt. Auch das innere oder äußere Zittern oder Beben gehört zu allen Ranunceln.
Franz Swoboda hat mich mit seinem ausgezeichneten Artikel sehr zum Lachen gebracht. Ergänzend wäre zu sagen, dass die Quintessenz seiner „Epidemie“ auch in Jan Scholtens Elementen beschrieben wird: Ant-t hilft praktisch in allen Fällen von chronischer Bronchitis mehr oder weniger (das hat er sonst von keinem Mittel so behauptet, und es stimmt), aber es heilt nicht. Vor allem seine neue Beobachtung der Mycoplasmennosode als Pendant ist sehr interessant.
Dann der Choleraartikel: einfach Super, das beste was ich über die Cholera bisher gelesen habe. Gerade die gute Widerlegung, dass nur das Meiden von Aderlässen und die (geringe) Flüssigkeitszufuhr der einzige Grund für die unbestreitbare Überlegenheit der damaligen homöopathischen Behandlungen sei, fand ich sehr schlüssig.
Dann die Iquilai Studie: wo findet man so was heute? Erstklassig.
Selbst Kate Birchs Birkentrunk für alle Impfprobleme fand ich interessant, auch wenn man sagen muss, dass man es sich auch selbst unnötig schwer machen kann durch zu viele theoretische Erwägungen. Man versteht zumindest, warum so alles in einen Trank gepackt werden muss. Immerhin ein schöner Fall.
Die Mollusken von Fr. Schuller-Schreib sind auch lohnenswert. In diesem Zusammenhang auch der Calc-Fall von K Adal.
Dann auch der Hinweis auf den Index am Schluss: ein Super-Heft. weiterlesen ...