Träume, Symbole & Homöopathie von Jane Cicchetti, Rezension

Träume, Symbole & Homöopathie / Jane Cicchetti

Jane Cicchetti

Träume, Symbole & Homöopathie   

Archetypische Dimensionen des Heilens

   

von Jörg Wichmann

erschienen in Spektrum der Homoöpathie 1/2011

Königsweg direkt zur Seele

Königsweg direkt zur Seele

In ihrem neuen Werk „Träume, Symbole & Homöopathie, archetypische Dimensionen des Heilens“ bringt Jane Cicchetti die Homöopathie in Einklang mit moderner Psychologie. Sie macht deutlich, dass Träume nicht nur nützliche Repertoriumsrubriken sind, sondern sehr individuelle und nicht manipulierbare Erfahrungen, die direkt zu unbewussten Orten und dann auch zum richtigen Mittel führen können.


Ein wesentliches Problem der homöopathischen Behandlung liegt häufig in der Beurteilung des Heilungsprozesses – oder man könnte auch sagen: der Prozesshaftigkeit der Heilung.
Unsere homöopathische Arbeit ist oft auf die Mittelfindung und die richtige Potenzwahl fixiert, als würde das richtige Mittel die Störung der Lebenskraft aufheben – wie Hahnemann das so schön sagt –, und alles ist wieder in Ordnung. In einfachen Fällen mag das auch der Fall sein, bei akuten oder unkomplizierten Erkrankungen gewiss. Aber bei Leiden oder Störungen, die tief in der Biografie verankert sind, verläuft Heilung nicht so schlicht – ganz gleich, wie gut das Mittel gewählt ist. Hier müssen wir die Heilung als einen langwierigen Prozess begreifen und begleiten (Hahnemann selbst weist im Vorwort seiner Chronischen Krankheiten ausdrücklich auf diese Problematik hin).
Auf dieser langen Wanderung durch biografische, symptomatische und symbolische Landschaften des Lebens, des Leidens und der Erkenntnis braucht der oder die Kranke eine Landkarte, die er oder sie mit dem Therapeuten, der Therapeutin entwickelt. Genau an dieser Stelle setzt das Buch von Jane Cicchetti an und verbindet die homöopathische Arbeit mit der bewährten therapeutisch-symbolischen Landkarte der Jung’schen Tiefenpsychologie. Jane Cicchetti, die beide Systeme jahrzehntelang studiert und angewendet hat, gelingt diese Verbindung auf eine Weise, die für homöopathische TherapeutInnen nicht nur gut verständlich, sondern auch sehr hilfreich für die Praxis ist.
Auf der Basis eines archetypischen Verständnisses von Heilungsprozessen entwirft die Autorin zunächst ein umfassendes medizinisches Paradigma, innerhalb dessen Tiefenpsychologie und Homöopathie sichtbar auf dem gleichen Boden stehen. Sehr deutlich wird hierbei u. a., dass in beiden Systemen die Therapeuten Teil des Prozesses sind und ihre eigene ganzheitliche Entwicklung eine wesentliche Rolle darin spielt.
In einem eigenen Kapitel werden die begrifflichen Grundlagen der Jung’schen Tiefenpsychologie knapp aber ausreichend erklärt, um ihre grundlegende Rolle in jedem Heilungsgeschehen verstehen zu können. Anhand von Falldarstellungen aus ihrer homöopathischen Praxis kann Jane Cicchetti deutlich machen, wie sich das Auftreten der archetypischen Symbolik in den Träumen ihrer PatientInnen für die homöopathische Behandlung fruchtbar machen lässt. Dabei geht sie ausführlich darauf ein, wie viel wertvoller das Material aus Träumen sein kann, als nur der Findung von Rubriken zu dienen. Die zahlreichen Möglichkeiten und Klippen der Traumarbeit und -interpretation werden ausführlich und praxis-orientiert besprochen. Insbesondere helfen sie dabei, die Stufen des Heilungsprozesses richtig einzuschätzen, und begleiten auch die Therapeutin, den Therapeuten auf ihrem eigenen Individuationsweg.
Schließlich führt Cicchetti uns ausführlich in die Welt des archetypisch-symbolischen Verständnisses verschiedener Heilmittelgruppen ein: der Bäume, der Kletterpflanzen, der Milche und der sieben klassischen Metalle. Da sie selbst eine ausführliche homöopathische Arzneimittelprüfung eines Baumes (Brosimum utile) durchgeführt hat, ist das Kapitel über die Baummittel besonders ergiebig. Sie verarbeitet symbologische und mythologische Quellen, verlässt aber nicht den Boden dessen, was uns aus Arzneimittelprüfungen als gesichertes homöopathisches Wissen bekannt ist. Diese beiden Quellen konstruktiv zu verbinden, ist eine der wichtigen Leistungen des Buches. Die klaren Konturen unserer Mittel werden dabei nicht metaphorisch verwässert, sondern die Mittel gewinnen durch das Verständnis ihres archetypischen Platzes im menschlichen Seelenleben eine Tiefendimension.
Besonders spannend und vom Ansatz her für mich neu ist das letzte Kapitel, das die Autorin dem homöopathischen Umgang mit dem Widerstand gegen jeden heilenden Einfluss widmet, den sie als den „inneren Saboteur“ bezeichnet. Nach der Besprechung seiner Funktion im Seelenleben und Heilungsgeschehen stellt sie eine Reihe bekannter und ungewöhnlicher Mittel vor, die an dieser schwierigsten Stelle einer Therapie hilfreich sein können.
Ein Glossar der Jung’schen Termini rundet das Buch ab und macht es – neben seinem Nutzen für die Praxis – zu einer gelungenen Einführung in die Grundlagen der Jung’schen Tiefenpsychologie. Solide Kenntnisse der Homöopathie und therapeutische Vorerfahrung sollten allerdings vorhanden sein – ein Buch für Fortgeschrittene.
Schade, dass die deutsche Übersetzung des Buches nicht sehr glücklich geraten ist. Wer Englisch liest, ist mit der Lektüre des Originals gut beraten.

 
Träume, Symbole & Homöopathie / Jane Cicchetti

Jane Cicchetti

Träume, Symbole & Homöopathie   

Archetypische Dimensionen des Heilens

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Rezensionen zu diesem Buch
Jane Cicchetti
Königsweg direkt zur Seele
von Jörg Wichmann , erschienen in Spektrum der Homoöpathie 1/2011

 

 

 

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