Auf Messers Schneide: ein Acer-Saccharum-Fall

Von Adriana Béresová

Im Oktober 2012 kam eine 45-jährige Frau zu mir. Ihre Hauptbeschwerde war eine Urtikaria, die sie als großen, roten Hautausschlag am ganzen Körper beschrieb. Ihre Lippen und der Bereich über ihren Augen waren geschwollen. Der Juckreiz war stark und ihr ganzer Körper brannte innen und außen. Wegen des Brennens konnte sie nachts nicht schlafen. Sie erzählte, dass sie eine homöopathische Behandlung bevorzuge, weil die gängigen medizinischen Salben bei ihr nicht wirkten und sie keine Schulmedizin mehr nehmen wolle. Ihre Schilddrüse war bereits entfernt worden und ihr Bluthochdruck war medikamentös eingestellt. Sie hat schon versucht, sich gesünder zu ernähren, konnte aber keinen Zusammenhang zwischen ihrer Ernährung und dem Hautausschlag feststellen.

Sie ist verheiratet, hat zwei Kinder und eine gute Beziehung zu ihrem Mann. In der Pubertät hatte sie das Gefühl gehabt, der Vater bevorzuge ihre ältere Schwester, die Mutter dagegen ihre jüngere Schwester. Wenn die Geschwister Dummheiten machten, wurde immer sie vom Vater geschlagen, nie ihre Schwester. Nach seinem Tod erbte sie ein Teil des Elternhauses. Ihre Mutter lebte in einem Teil des Hauses, ihre ältere Schwester – mit der sie sich nicht gut verstand – lebte ebenfalls dort. Später zog sie mit ihrer Familie auch in das Haus und ab da gab es viel Ärger. Ihre Mutter war sehr dominant, die Patientin wollte sich von ihr aber nichts vorschreiben lassen. Sie war der Meinung, dass sie das als erwachsene Frau mit eigener Familie nicht bräuchte. Zwischen den Schwestern und der Mutter kam es immer häufiger zu Konflikten und Missverständnissen bis sie schließlich nicht mehr miteinander sprachen. Die Patientin litt unter den Angriffen seitens ihrer Schwester und sagte: „Ich glaube, meine Urtikaria habe ich wegen all des Stresses bekommen.“

P: „Wenn ich Stress habe, dann zieht sich mein Hals zusammen als wäre dort ein Apfel, den ich nicht schlucken kann. Mein Magen und mein Unterleib schmerzen; es fühlt sich eng an. Ich fühle mich machtlos, wie in einer Sackgasse. Ich versuche dieses Hassgefühl gegenüber meiner Schwester und meine Mutter zu überwinden; Hass, weil sie mich manipulieren. Ich bin sehr traurig. Ich habe das Gefühl, dass meine Schwester alles an mir hasst. Diese ständigen Konflikte mit meiner Schwester verletzen mich, ich fühle mich bedroht. Am schlimmsten ist es, wenn sie meine Mutter gegen mich aufhetzt. Ich möchte am liebsten weg, aber ich weiß nicht wohin. Meine Beziehungen sind auf Messers Schneide. Ich weiß nicht, wie ich diese Situation lösen kann. Ich muss in diesem Haus bleiben, ich kann irgendwo anders hin. Ich habe das Gefühl, mich ständig anpassen zu müssen; vor allem an meine Mutter. Sie ist die Herrin im Haus; sie ist sehr dominant. Ich bin eigentlich kein verunsicherter Mensch, aber ich sehe keinen anderen Ausweg als mich zu unterwerfen. Wenn mich meine Schwester anschreit, fängt mein Herz an zu rasen, dass ich Angst habe, einen Herzinfarkt zu bekommen. In ihrer Gegenwart fühle ich mich nicht wohl. Mein Körper versteift sich und ich habe Angst. Ich hätte gern meinen Frieden. Sie können das Haus haben; ich kann es sowieso nicht mit ins Grab nehmen.“

Die Patientin reagiert empfindlich auf Kälte; ihre Hände und Füße sind immer kalt und sie trägt nachts im Bett warme Socken. Sie liebt die Wärme und die Sonne, sie geben ihr viel Energie. Bei schlechtem Wetter fühlt sie sich trübsinnig. Sie mag Süßes, aber kein Fleisch.

AB: „Welche Beziehung haben Sie zu Tieren und Pflanzen?“

P: „Ich liebe Bäume! Ich schaue sie gerne an, wenn sie blühen und im Herbst ihre Blätter verlieren. Wie sie im Winter ruhen, damit sie im Frühling wieder zum Leben erwecken können. Im Park berühre ich immer ihre Rinde, sie geben mir Energie. Ich schaue auch gerne von unten in die Baumkronen hinauf. Wenn ich bei meiner Schwester bin, fühle ich mich wie ein Baum im Winter – die Blätter sind weg und der Schnee liegt so schwer auf den Ästen, dass sie brechen und den Baum zerstören könnten.“

Die Patientin machte einen starken, aber dennoch fragilen Eindruck auf mich. Sie war sehr offen und das Bedürfnis mir alles zu erzählen, damit ich ihr helfen konnte. Ich fand sie sehr freundlich und ein wenig schüchtern. Ihre Stärke und enge Beziehung zu Bäumen ließen mich an diese Mittelgruppe denken. Menschen, die ein Baum-Mittel brauchen, sind meist taff, willensstark, dominant und arbeiten hart. Meine Patientin war allerdings nicht dominant. Sie hatte etwas Fragiles an sich. Ein Baum, der taff und trotzdem delikat sein kann, ist Acer saccharum. Die Prüfung wurde von Jason-Aeric Huenecke aus Kanada durchgeführt und nennt folgende Rubriken, die sehr gut zu dieser Patientin passen:

Beschwerden durch Enttäuschung

Wachsam

Leidenschaft, voller

Abneigung gegen Familienangehörige

Selbstvertrauen

Kummer, mit Empörung

Knurren

Hilflosigkeit

Heulen, nachts

Fleiß

Hemmungen

Reizbarkeit, abends

Still sein, seine Ruhe haben, möchte

Traurigkeit; Streit mit dem Ehemann; nach

Empfindlich gegenüber allen äußeren Eindrücke

Als körperliche Symptome beschreibt die Prüfung juckende und brennende Hautausschläge, Magenschmerzen wegen Traurigkeit und Konflikten, Gefühl eines Knoten im Hals und Kälteempfindlichkeit. Zusätzlich wird in der Prüfung die Farbe Rot erwähnt. Meine Patientin kam zwei Mal zu mir und jedes Mal trug sie einen roten Pullover. Sie erzählte mir, dass sie seit Kurzem die Farbe Rot sehr mag und deshalb oft trägt.

Verschreibung: eine Gabe Acer saccharum C200

Follow ups

Am Tag nach der Mittelgabe erschien der Hautausschlag auch an ihren Händen und Füßen, wo er vorher nicht gewesen war. Es juckte und brannte stark.

Nach drei Tagen wurde der Ausschlag besser und juckte weniger. Der Ausschlag wurde dann immer wieder schlimmer und anschließend besser, die Abstände dazwischen immer länger.

Nach sechs Wochen kam der Ausschlag nicht mehr. Ihre Ärzte empfahlen ihr eine hypoallergene Diät, die sie aber nicht einhielt. Sia aß alles, was sie wollte.

Die Beziehung zu ihrer Mutter hat sich verbessert und sie sprechen wieder miteinander. Mit ihrer Schwester kann sie sich nicht versöhnen. Sie gibt freimütig zu, dass das Problem auch bei ihr liegen kann. In ihren Gedanken spricht sie wieder mit ihrer Schwester. Diese hat sich verändert. Sie hat aufgehört, nachts die Waschmaschine anzuschalten und mit den Türen zu schlagen. Sie berichtet: „Mir ist, als sei das Leben im Haus einfacher geworden. Jetzt sage ich immer „Ich gehe nach Hause“ und nicht mehr „Ich gehe in dieses Haus“, wie ich das früher gemacht habe.“

Zwei Jahre sind nun vergangen und der Hautausschlag ist nicht wieder aufgetreten.

*****************************

Photos: Shutterstock
Hunting knife; dien

Kategorie: Fälle

Schlüsselwörter: Urtikaria, Familienkonflikte, taff aber fragil, Baum-Mittel

Mittel: Acer saccharum

Originalartikel: Interhomeopathy.org

Auf Messers Schneide: ein Acer-Saccharum-Fall

Von Adriana Béresová

Im Oktober 2012 kam eine 45-jährige Frau zu mir. Ihre Hauptbeschwerde war eine Urtikaria, die sie als großen, roten Hautausschlag am ganzen Körper beschrieb. Ihre Lippen und der Bereich über ihren Augen waren geschwollen. Der Juckreiz war stark und ihr ganzer Körper brannte innen und außen. Wegen des Brennens konnte sie nachts nicht schlafen. Sie erzählte, dass sie eine homöopathische Behandlung bevorzuge, weil die gängigen medizinischen Salben bei ihr nicht wirkten und sie keine Schulmedizin mehr nehmen wolle. Ihre Schilddrüse war bereits entfernt worden und ihr Bluthochdruck war medikamentös eingestellt. Sie hat schon versucht, sich gesünder zu ernähren, konnte aber keinen Zusammenhang zwischen ihrer Ernährung und dem Hautausschlag feststellen.

Sie ist verheiratet, hat zwei Kinder und eine gute Beziehung zu ihrem Mann. In der Pubertät hatte sie das Gefühl gehabt, der Vater bevorzuge ihre ältere Schwester, die Mutter dagegen ihre jüngere Schwester. Wenn die Geschwister Dummheiten machten, wurde immer sie vom Vater geschlagen, nie ihre Schwester. Nach seinem Tod erbte sie ein Teil des Elternhauses. Ihre Mutter lebte in einem Teil des Hauses, ihre ältere Schwester – mit der sie sich nicht gut verstand – lebte ebenfalls dort. Später zog sie mit ihrer Familie auch in das Haus und ab da gab es viel Ärger. Ihre Mutter war sehr dominant, die Patientin wollte sich von ihr aber nichts vorschreiben lassen. Sie war der Meinung, dass sie das als erwachsene Frau mit eigener Familie nicht bräuchte. Zwischen den Schwestern und der Mutter kam es immer häufiger zu Konflikten und Missverständnissen bis sie schließlich nicht mehr miteinander sprachen. Die Patientin litt unter den Angriffen seitens ihrer Schwester und sagte: „Ich glaube, meine Urtikaria habe ich wegen all des Stresses bekommen.“

P: „Wenn ich Stress habe, dann zieht sich mein Hals zusammen als wäre dort ein Apfel, den ich nicht schlucken kann. Mein Magen und mein Unterleib schmerzen; es fühlt sich eng an. Ich fühle mich machtlos, wie in einer Sackgasse. Ich versuche dieses Hassgefühl gegenüber meiner Schwester und meine Mutter zu überwinden; Hass, weil sie mich manipulieren. Ich bin sehr traurig. Ich habe das Gefühl, dass meine Schwester alles an mir hasst. Diese ständigen Konflikte mit meiner Schwester verletzen mich, ich fühle mich bedroht. Am schlimmsten ist es, wenn sie meine Mutter gegen mich aufhetzt. Ich möchte am liebsten weg, aber ich weiß nicht wohin. Meine Beziehungen sind auf Messers Schneide. Ich weiß nicht, wie ich diese Situation lösen kann. Ich muss in diesem Haus bleiben, ich kann irgendwo anders hin. Ich habe das Gefühl, mich ständig anpassen zu müssen; vor allem an meine Mutter. Sie ist die Herrin im Haus; sie ist sehr dominant. Ich bin eigentlich kein verunsicherter Mensch, aber ich sehe keinen anderen Ausweg als mich zu unterwerfen. Wenn mich meine Schwester anschreit, fängt mein Herz an zu rasen, dass ich Angst habe, einen Herzinfarkt zu bekommen. In ihrer Gegenwart fühle ich mich nicht wohl. Mein Körper versteift sich und ich habe Angst. Ich hätte gern meinen Frieden. Sie können das Haus haben; ich kann es sowieso nicht mit ins Grab nehmen.“

Die Patientin reagiert empfindlich auf Kälte; ihre Hände und Füße sind immer kalt und sie trägt nachts im Bett warme Socken. Sie liebt die Wärme und die Sonne, sie geben ihr viel Energie. Bei schlechtem Wetter fühlt sie sich trübsinnig. Sie mag Süßes, aber kein Fleisch.

AB: „Welche Beziehung haben Sie zu Tieren und Pflanzen?“

P: „Ich liebe Bäume! Ich schaue sie gerne an, wenn sie blühen und im Herbst ihre Blätter verlieren. Wie sie im Winter ruhen, damit sie im Frühling wieder zum Leben erwecken können. Im Park berühre ich immer ihre Rinde, sie geben mir Energie. Ich schaue auch gerne von unten in die Baumkronen hinauf. Wenn ich bei meiner Schwester bin, fühle ich mich wie ein Baum im Winter – die Blätter sind weg und der Schnee liegt so schwer auf den Ästen, dass sie brechen und den Baum zerstören könnten.“

Die Patientin machte einen starken, aber dennoch fragilen Eindruck auf mich. Sie war sehr offen und das Bedürfnis mir alles zu erzählen, damit ich ihr helfen konnte. Ich fand sie sehr freundlich und ein wenig schüchtern. Ihre Stärke und enge Beziehung zu Bäumen ließen mich an diese Mittelgruppe denken. Menschen, die ein Baum-Mittel brauchen, sind meist taff, willensstark, dominant und arbeiten hart. Meine Patientin war allerdings nicht dominant. Sie hatte etwas Fragiles an sich. Ein Baum, der taff und trotzdem delikat sein kann, ist Acer saccharum. Die Prüfung wurde von Jason-Aeric Huenecke aus Kanada durchgeführt und nennt folgende Rubriken, die sehr gut zu dieser Patientin passen:

Beschwerden durch Enttäuschung

Wachsam

Leidenschaft, voller

Abneigung gegen Familienangehörige

Selbstvertrauen

Kummer, mit Empörung

Knurren

Hilflosigkeit

Heulen, nachts

Fleiß

Hemmungen

Reizbarkeit, abends

Still sein, seine Ruhe haben, möchte

Traurigkeit; Streit mit dem Ehemann; nach

Empfindlich gegenüber allen äußeren Eindrücke

Als körperliche Symptome beschreibt die Prüfung juckende und brennende Hautausschläge, Magenschmerzen wegen Traurigkeit und Konflikten, Gefühl eines Knoten im Hals und Kälteempfindlichkeit. Zusätzlich wird in der Prüfung die Farbe Rot erwähnt. Meine Patientin kam zwei Mal zu mir und jedes Mal trug sie einen roten Pullover. Sie erzählte mir, dass sie seit Kurzem die Farbe Rot sehr mag und deshalb oft trägt.

Verschreibung: eine Gabe Acer saccharum C200

Follow ups

Am Tag nach der Mittelgabe erschien der Hautausschlag auch an ihren Händen und Füßen, wo er vorher nicht gewesen war. Es juckte und brannte stark.

Nach drei Tagen wurde der Ausschlag besser und juckte weniger. Der Ausschlag wurde dann immer wieder schlimmer und anschließend besser, die Abstände dazwischen immer länger.

Nach sechs Wochen kam der Ausschlag nicht mehr. Ihre Ärzte empfahlen ihr eine hypoallergene Diät, die sie aber nicht einhielt. Sia aß alles, was sie wollte.

Die Beziehung zu ihrer Mutter hat sich verbessert und sie sprechen wieder miteinander. Mit ihrer Schwester kann sie sich nicht versöhnen. Sie gibt freimütig zu, dass das Problem auch bei ihr liegen kann. In ihren Gedanken spricht sie wieder mit ihrer Schwester. Diese hat sich verändert. Sie hat aufgehört, nachts die Waschmaschine anzuschalten und mit den Türen zu schlagen. Sie berichtet: „Mir ist, als sei das Leben im Haus einfacher geworden. Jetzt sage ich immer „Ich gehe nach Hause“ und nicht mehr „Ich gehe in dieses Haus“, wie ich das früher gemacht habe.“

Zwei Jahre sind nun vergangen und der Hautausschlag ist nicht wieder aufgetreten.

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Photos: Shutterstock
Hunting knife; dien

Kategorie: Fälle

Schlüsselwörter: Urtikaria, Familienkonflikte, taff aber fragil, Baum-Mittel

Mittel: Acer saccharum

Originalartikel: Interhomeopathy.org



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