Sie braucht ein schützendes Heim: ein Fall von Abelmoschus

von Nili Maytal
Eine Frau in den Dreißigern, verheiratet, ein Kind. Seit der Geburt leidet sie unter emotionalen Schwankungen. Sie klagt über Phasen von Schlaflosigkeit, ein Gefühl der Verzweiflung, Müdigkeit und eine Unfähigkeit sich zu entspannen.

„Vor kurzem waren wir gezwungen, das Haus, in dem wir lebten, zu verkaufen. Das gab mir ein Gefühl der Desintegration. Ich habe das Gefühl, dass ich keine innere Heimat habe. Es erinnerte mich an meine Jugend, wo ich eine Art von Retterin war. Es war damals sehr wichtig für mich, dass alles „in Ordnung“ war. Ich beobachtete die Streitigkeiten der anderen, ohne Partei zu ergreifen. Ich fühlte, wie ich wieder in diese Rolle kam, und dass dies mein Leben sei; dennoch hatte ich ein großes Problem: ich war allein. Irgendwann wurde ich von einem Familienmitglied sexuell missbraucht. Ich hatte das Gefühl, dass ich meinen Körper und meine Seele hergegeben hatte. Ich fühlte mich sehr einsam, hatte große Angst und litt sogar unter Realitätsverlust; es war wie ein Schauder der Realität.

Es gab auch Augenblicke des Zorns. Ich kann nicht gut mit Wut umgehen, mit Wut, die durch eine Art von Zusammenbruch entsteht. Ich bemühe mich ständig in guter Verfassung zu sein, auch wenn es eigentlich gar nicht geht. Ich habe auch immer das Gefühl, keine Chance zu haben, zum Erfolg zu kommen, weil die Maßstäbe sehr hoch sind.

Ich spürte, dass ich zwei Persönlichkeiten besaß, eine äußere und eine innere. Die äußere ist rechthaberisch und durchsetzungsfähig und kann für sich einstehen. Die innere fühlt sich zerbrechlich und bedürftig und sehnt sich danach, gesehen zu werden.“

 

Körperliche Symptome: 

Hals: vor kurzem Schleim „in allen Regenbogenfarben“ aus dem Mund.
Magen: Völlegefühl. Durchfall während Zeiten von Schlaflosigkeit, verbunden mit Gewichtsverlust. Völlegefühl versus Schrumpfung.
Rektum: Tendenz zu Verstopfung.
Schweiß: vor allem im Gesicht, manchmal auf den Handflächen
Frauenbeschwerden: Kopfschmerzen am ersten Tag der Menstruation, Schwierigkeiten beim Einschlafen vor der Menstruation
Schlaf: „Nachts schläft mein Körper nur halb, und ich bin in großer Unruhe. Manchmal schlafe ich ein wenig und wache dann auf. Wenn ich aufwache, habe ich das Gefühl, nicht geschlafen zu haben. Manchmal ist mein Körper wie aufgeladen und ich kann nicht einschlafen.”

Essen und Trinken: 

Verlangen: nach Salzigem, Eintöpfen, Gemüse und Früchten. Verlangen nach kaltem Wasser, mehr als je zuvor.
Abneigung: gelegentlich Ekel gegen Fleisch.
Verschlimmerung: heftiges Verlangen nach Kaffee, der aber Verstopfung oder Durchfall hervorruft: „Manchmal, wenn ich Schlafmangel habe, fühle ich mich, als ob die Nervenenden nicht einschlafen könnten, als ob sie sich nicht beruhigen könnten."

Ängste:
„Ich habe Angst, dass jemand in mein Haus einbricht, und ich mich und meine Familie nicht schützen kann. Ich fürchte, dass jemand von außen hereinkommen und Schaden anrichten könnte. Ich kann nicht über Gewalttaten sprechen oder lesen, denn das löst ein Gefühl von Unfähigkeit, mich zu schützen und zu wehren aus. Das Thema ist, zu schützen wie eine Mutter.”

„Das Problem ist hinaus zu gehen, und dann den Rückweg nicht mehr zu finden. Ich brauche etwas, das mir hilft hinein- und heraus zu gelangen.“

Analyse

Schlaf: Einschlafschwierigkeiten
Allgemein: Essen und Trinken - Kaffee verschlimmert
Allgemein: Essen und Trinken - kalte Getränke, kaltes Wasser – Verlangen nach
Magen: Völlegefühl
Geist und Gemüt: mitfühlend, verständnisvoll
Geist und Gemüt: Harmoniebedürfnis

Die Themen sind Mutterschaft, Nähren und Schützen, begleitet von einem Gefühl der Einsamkeit seit ihrer Kindheit. Sie hat ein starkes Harmoniebedürfnis - alles muss in Ordnung sein -  und ein Verlangen nach Eigenleistung und Unabhängigkeit.
Auch das für die Kohlenstoff-Familie charakteristische Thema des „eigenen Heims“ tritt auf. Einsamkeit, Isolation und fehlender Schutz im Haus zeigen den fehlenden Vater an. Das Gefühl von Unerfrischtheit und Müdigkeit am Morgen nach zu wenig Schlaf ist bei Magnesium carbonicum bekannt.

Verordnung: Magnesium carbonicum C 30

Follow-ups: Schläft ein wenig besser.
Verordnung: Magnesium carbonicum C 200

Zwei Monate später: gelb-grüner Schleim mit Verstopfung der Stirnhöhlen. Jetzt hat sie Durchfall, während sie zuvor verstopft war.

Sie wird krank, ein feuchter Husten mit viel Schleim und großer Erschöpfung. Die Verstopfung hat sich gelöst, und sie ist körperlich sehr müde. Sie kann einschlafen, wacht aber nach wenigen Stunden wieder auf und kann dann nur schwer wieder einschlafen.

Verordnung: Magnesium carbonicum C 200
 

Am selben Abend fühlte sie sich besser in Bezug auf die Müdigkeit und den Husten, leidet aber noch immer unter verstopfter Nase und Stuhlverstopfung. Nach drei Tagen geht es ihr besser.

Nach einer Woche haben sich die Blähungen und die Verstopfung gebessert: „Mein Bauch ist besser in Form, es ist eine deutliche Verbesserung festzustellen. Ich bin nicht mehr gebläht. Mein Appetit ist besser, das gibt mir ein gutes Gefühl.“

„Ich schlafe jetzt besser, aber ganz in Ordnung ist es noch nicht. Am Nachmittag und abends werde ich leicht müde. Ich brauche eine ganze Weile um einzuschlafen, manchmal sogar ein oder zwei Stunden. Ich wache jede Nacht gegen 3 Uhr auf und fühle eine Anspannung in meinem Körper. Ich muss mich mitten in der Nacht bewegen, ich brauche dann wirklich Bewegung.“

Das Problem verschlimmert sich vor der Menstruation und bei Schlafmangel.

„Vor der Periode bin ich immer sehr nervös, als ob der Körper einen Höhepunkt von Stress erreicht. Wenn die Menstruation kommt, beruhigt sich alles etwas. Es gibt Momente oder Stunden, in denen ich verzweifeln könnte: Ich sehe dann keinen Sinn mehr im Leben, habe zu nichts Lust und keine Motivation. Nichts scheint mir in Ordnung zu sein, nichts reizt mich mehr. Ich möchte mich zurückziehen, aber ich muss vor meiner Familie reif und vernünftig erscheinen. Meine Ängste sind sehr zurückgegangen.“

Drei Monate später: Die Rückenschmerzen sind wieder da: „Ich habe eine Riesenwut. Ich kann nicht mit dem Strom des Lebens fließen, als hätte ich keine Geduld. Ich habe das Gefühl, dass die anderen ihre eigenen Probleme auf mich abwälzen, Dinge, die seit Jahren schwer auf ihnen lasten. Ich kann mich selbst in all dem nicht finden, und innerlich fühle ich mich wie ein kleines Mädchen, das eine reife und schützende Persönlichkeit braucht.“

Sie zieht weg aus der Gegend, wo ihre Eltern wohnen, was wiederum ein Gefühl des Getrenntseins zur Folge hat. Mit dem Umzug geht ein Schuldgefühl einher, weil sie ihre Eltern verlässt, als ob sie ihre Verantwortung ihnen gegenüber aufgeben würde. Wutgefühle kommen hoch, weil sie alles allein organisieren muss: „Etwas in mir ist abhängig und hat einen großen Bedarf nach mütterlichem Rückhalt und Verständnis.“

Kurz vor dem Menstruationszyklus erhöht sich die Spannung in Körper und Geist, und die Einschlafschwierigkeiten verschlimmern sich. Die Monatsblutung war viel schwächer als normal, es kommt kaum Blut.

„Im Moment habe ich Schlafstörungen; schlafe ich eine gewisse Zeit, gewöhnlich zwei Stunden, und dann wache ich auf und fühle, wie verspannt mein Körper ist. Es ist, als hätte ich einen Schrei in mir.“ Sie hat wieder Blähungen.

An diesem Punkt beschloss ich den Fall erneut zu prüfen. Es war klar, dass sie seit der ersten Beratung eine wesentliche Veränderung durchgemacht hatte, aber ich spürte, dass es noch ein zentrales Thema gab, das sich nicht verändert hatte. Die Themen wiederholten sich: das nährende und pflegende Element, das Thema Familie, Trennung oder Unabhängigkeit, Einsamkeit in der Wohnung sowie das Schlafproblem.

Jetzt kam mir der Gedanke, ein Mittel aus dem Pflanzenreich in Betracht zu ziehen. Auch die Sprache der Patientin, zusammen mit ihrer hohen Empfindlichkeit und Anpassungsfähigkeit, und die Bedeutung eines Ortes, eines Hauses, lässt einen an ein Pflanzenmittel denken. Auf der körperlichen Ebene hat sie ein Anpassungsproblem, das sich im Verdauungstrakt manifestiert.

Sie hat Probleme mit ihrer Anhänglichkeit und mit dem Bedürfnis nach einer sehr engen Beziehung. Die Krankheit trat auf, als sie aus ihrem Hause ausziehen musste: Sie fühlte sich von ihren Wurzeln abgeschnitten, was unverhältnismäßige Angstzustände hervorrief. Alle diese Symptome veranlassten mich, nach einem Pflanzenmittel zu suchen.

An dieser Stelle zog ich das Periodensystem der Pflanzen aus Michal Yakirs „Wundersame Ordnung“ zu Rate. Ich wandte mich der vierten Serie mit ihrem Nahrungs-Themen zu, mit den Themen Festhalten versus Trennung, elementares Nähren, Mutterschaft, Schutz, Verletzlichkeit und Abhängigkeit, die dem Aufbau eines unabhängigen Lebens entgegen stehen.

In der 4. Serie finden wir die Familie der Malvales, in der die Themen ‚Ernährung‘ und ‚Trennung von der Mutter‘ auf einer kindlichen Ebene bzw. in der frühen Kindheit ausagiert werden.

Verordnung: Abelmoschus C 30, eine Dosis

Ich entschied mich für dieses Mittel wegen der Problematik des Grenzen-Setzens: Grenzen werden ausgelotet und übertreten (das Mittel hat eine Riesen-Angst vor eindringenden Insekten); Grenzen setzen versus sich überrannt fühlen. Diese Themen spiegeln sich wider in ihrer nächtlichen Unruhe und ihrer Unfähigkeit sich zu entspannen. Sie schließt ihr Haus ab, ihr fehlt das Vertrauen in ihre Arbeit, sie leidet unter einem Gefühl von Desintegration und blockiert sich selbst, und ihre Beziehungen lösen sich auf.

Vithoulkas schreibt, dass dieses Mittel leicht mit Phosphor und Calcium carbonicum verwechselt werden kann aufgrund seiner Ängste, die nachts dramatisch ansteigen. Es gibt nicht viele Informationen über das Mittel, aber in diesem Fall steht die Verschlimmerung nachts im Vordergrund.

Fazit: ihr Hauptproblem, wie aus dem Pflanzensystem zu ersehen, ist, dass sie eine versorgende Rolle für ihre Familie einnimmt - in einem Ausmaß, das bis zum Identitätsverlust geht. Um die Familien-„Retterin“ zu sein, verliert sie sich selbst in diesem Prozess. Sie leidet unter Verdauungs-Problemen und starken Ängsten, die nachts schlimmer werden.
 

Follow-ups

Zwei Monate später: Seit der Einnahme des Mittels:  „Ich kann mich leichter trennen, kann gut für mich selbst sorgen. Ich fühle mich sicher, unterstützt und geliebt. In meinem Inneren habe ich mehr das Gefühl, ein „Ich“ zu sein. Zum ersten Mal in meinem Leben konnte ich wirklich mit meiner Familie sprechen, und trotz der Schwierigkeiten hat das Gespräch uns allen gut getan.

Heute weiß ich, dass ich da sein kann, wo ich bin, ohne mich entschuldigen zu müssen, dass ich mein Leben in meinem eigenen Rhythmus lebe. Ich habe das Gefühl, gewappnet zu sein und auf meinen eigenen Rhythmus zu hören. Ich glaube, da ist etwas Einzigartiges in mir; ich kann mich nicht am Rennen des modernen Lebens beteiligen.

Als Kind fühlte ich, dass es Dinge jenseits des Sichtbaren gab. Vielleicht hatte ich diese Welt geschaffen, in einem Versuch, Harmonie zu schaffen, weil ich mich nicht gesehen fühlte. Offenbar fehlte mir etwas. Ich fühlte mich so allein und war traurig. Es ist das gleiche Gefühl, das mich dazu brachte zu versuchen, eine Atmosphäre von Sanftheit in unserem Heim zu erschaffen, des Teilens, der Beziehungen und der Kommunikation - füreinander da zu sein.

 

Ein Jahr später (während dieser Zeit erhielt sie eine weitere Gabe): „Ich kann schlafen, habe wirklich Ruhe. Ich bin mir selbst und der Welt gegenüber viel weicher geworden. Ich gestatte mir auch mal herum zu hängen, Spaß zu haben und Dinge für mich zu tun.

„Seit vielen Jahren habe ich die Rolle übernommen, eine Brücke für die Familie zu sein. Jetzt kann ich ein paar Schritte zurücktreten und sie die Brücke selbst bauen lassen. Das ist frischer Wind für mich.“

„Ich kann jetzt in Bezug auf meine Arbeit besser loslassen. Ich bin weniger angespannt und fühle mich nicht mehr ständig schuldig. Ich kann das Leben ohne Schuldgefühle genießen.“

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Dieser Artikel wurde auf www.interhomeopathy.org publiziert.
Fotos: shutterstock.com
 

Kategorie: Fälle
Stichwörter: Stimmungsschwankungen, Desintegration, zerbrechlich, Schutz des Heims, Trennung von der Mutter, Grenzen
Mittel: Abelmoschus

Sie braucht ein schützendes Heim: ein Fall von Abelmoschus

von Nili Maytal
Eine Frau in den Dreißigern, verheiratet, ein Kind. Seit der Geburt leidet sie unter emotionalen Schwankungen. Sie klagt über Phasen von Schlaflosigkeit, ein Gefühl der Verzweiflung, Müdigkeit und eine Unfähigkeit sich zu entspannen.

„Vor kurzem waren wir gezwungen, das Haus, in dem wir lebten, zu verkaufen. Das gab mir ein Gefühl der Desintegration. Ich habe das Gefühl, dass ich keine innere Heimat habe. Es erinnerte mich an meine Jugend, wo ich eine Art von Retterin war. Es war damals sehr wichtig für mich, dass alles „in Ordnung“ war. Ich beobachtete die Streitigkeiten der anderen, ohne Partei zu ergreifen. Ich fühlte, wie ich wieder in diese Rolle kam, und dass dies mein Leben sei; dennoch hatte ich ein großes Problem: ich war allein. Irgendwann wurde ich von einem Familienmitglied sexuell missbraucht. Ich hatte das Gefühl, dass ich meinen Körper und meine Seele hergegeben hatte. Ich fühlte mich sehr einsam, hatte große Angst und litt sogar unter Realitätsverlust; es war wie ein Schauder der Realität.

Es gab auch Augenblicke des Zorns. Ich kann nicht gut mit Wut umgehen, mit Wut, die durch eine Art von Zusammenbruch entsteht. Ich bemühe mich ständig in guter Verfassung zu sein, auch wenn es eigentlich gar nicht geht. Ich habe auch immer das Gefühl, keine Chance zu haben, zum Erfolg zu kommen, weil die Maßstäbe sehr hoch sind.

Ich spürte, dass ich zwei Persönlichkeiten besaß, eine äußere und eine innere. Die äußere ist rechthaberisch und durchsetzungsfähig und kann für sich einstehen. Die innere fühlt sich zerbrechlich und bedürftig und sehnt sich danach, gesehen zu werden.“

 

Körperliche Symptome: 

Hals: vor kurzem Schleim „in allen Regenbogenfarben“ aus dem Mund.
Magen: Völlegefühl. Durchfall während Zeiten von Schlaflosigkeit, verbunden mit Gewichtsverlust. Völlegefühl versus Schrumpfung.
Rektum: Tendenz zu Verstopfung.
Schweiß: vor allem im Gesicht, manchmal auf den Handflächen
Frauenbeschwerden: Kopfschmerzen am ersten Tag der Menstruation, Schwierigkeiten beim Einschlafen vor der Menstruation
Schlaf: „Nachts schläft mein Körper nur halb, und ich bin in großer Unruhe. Manchmal schlafe ich ein wenig und wache dann auf. Wenn ich aufwache, habe ich das Gefühl, nicht geschlafen zu haben. Manchmal ist mein Körper wie aufgeladen und ich kann nicht einschlafen.”

Essen und Trinken: 

Verlangen: nach Salzigem, Eintöpfen, Gemüse und Früchten. Verlangen nach kaltem Wasser, mehr als je zuvor.
Abneigung: gelegentlich Ekel gegen Fleisch.
Verschlimmerung: heftiges Verlangen nach Kaffee, der aber Verstopfung oder Durchfall hervorruft: „Manchmal, wenn ich Schlafmangel habe, fühle ich mich, als ob die Nervenenden nicht einschlafen könnten, als ob sie sich nicht beruhigen könnten."

Ängste:
„Ich habe Angst, dass jemand in mein Haus einbricht, und ich mich und meine Familie nicht schützen kann. Ich fürchte, dass jemand von außen hereinkommen und Schaden anrichten könnte. Ich kann nicht über Gewalttaten sprechen oder lesen, denn das löst ein Gefühl von Unfähigkeit, mich zu schützen und zu wehren aus. Das Thema ist, zu schützen wie eine Mutter.”

„Das Problem ist hinaus zu gehen, und dann den Rückweg nicht mehr zu finden. Ich brauche etwas, das mir hilft hinein- und heraus zu gelangen.“

Analyse

Schlaf: Einschlafschwierigkeiten
Allgemein: Essen und Trinken - Kaffee verschlimmert
Allgemein: Essen und Trinken - kalte Getränke, kaltes Wasser – Verlangen nach
Magen: Völlegefühl
Geist und Gemüt: mitfühlend, verständnisvoll
Geist und Gemüt: Harmoniebedürfnis

Die Themen sind Mutterschaft, Nähren und Schützen, begleitet von einem Gefühl der Einsamkeit seit ihrer Kindheit. Sie hat ein starkes Harmoniebedürfnis - alles muss in Ordnung sein -  und ein Verlangen nach Eigenleistung und Unabhängigkeit.
Auch das für die Kohlenstoff-Familie charakteristische Thema des „eigenen Heims“ tritt auf. Einsamkeit, Isolation und fehlender Schutz im Haus zeigen den fehlenden Vater an. Das Gefühl von Unerfrischtheit und Müdigkeit am Morgen nach zu wenig Schlaf ist bei Magnesium carbonicum bekannt.

Verordnung: Magnesium carbonicum C 30

Follow-ups: Schläft ein wenig besser.
Verordnung: Magnesium carbonicum C 200

Zwei Monate später: gelb-grüner Schleim mit Verstopfung der Stirnhöhlen. Jetzt hat sie Durchfall, während sie zuvor verstopft war.

Sie wird krank, ein feuchter Husten mit viel Schleim und großer Erschöpfung. Die Verstopfung hat sich gelöst, und sie ist körperlich sehr müde. Sie kann einschlafen, wacht aber nach wenigen Stunden wieder auf und kann dann nur schwer wieder einschlafen.

Verordnung: Magnesium carbonicum C 200
 

Am selben Abend fühlte sie sich besser in Bezug auf die Müdigkeit und den Husten, leidet aber noch immer unter verstopfter Nase und Stuhlverstopfung. Nach drei Tagen geht es ihr besser.

Nach einer Woche haben sich die Blähungen und die Verstopfung gebessert: „Mein Bauch ist besser in Form, es ist eine deutliche Verbesserung festzustellen. Ich bin nicht mehr gebläht. Mein Appetit ist besser, das gibt mir ein gutes Gefühl.“

„Ich schlafe jetzt besser, aber ganz in Ordnung ist es noch nicht. Am Nachmittag und abends werde ich leicht müde. Ich brauche eine ganze Weile um einzuschlafen, manchmal sogar ein oder zwei Stunden. Ich wache jede Nacht gegen 3 Uhr auf und fühle eine Anspannung in meinem Körper. Ich muss mich mitten in der Nacht bewegen, ich brauche dann wirklich Bewegung.“

Das Problem verschlimmert sich vor der Menstruation und bei Schlafmangel.

„Vor der Periode bin ich immer sehr nervös, als ob der Körper einen Höhepunkt von Stress erreicht. Wenn die Menstruation kommt, beruhigt sich alles etwas. Es gibt Momente oder Stunden, in denen ich verzweifeln könnte: Ich sehe dann keinen Sinn mehr im Leben, habe zu nichts Lust und keine Motivation. Nichts scheint mir in Ordnung zu sein, nichts reizt mich mehr. Ich möchte mich zurückziehen, aber ich muss vor meiner Familie reif und vernünftig erscheinen. Meine Ängste sind sehr zurückgegangen.“

Drei Monate später: Die Rückenschmerzen sind wieder da: „Ich habe eine Riesenwut. Ich kann nicht mit dem Strom des Lebens fließen, als hätte ich keine Geduld. Ich habe das Gefühl, dass die anderen ihre eigenen Probleme auf mich abwälzen, Dinge, die seit Jahren schwer auf ihnen lasten. Ich kann mich selbst in all dem nicht finden, und innerlich fühle ich mich wie ein kleines Mädchen, das eine reife und schützende Persönlichkeit braucht.“

Sie zieht weg aus der Gegend, wo ihre Eltern wohnen, was wiederum ein Gefühl des Getrenntseins zur Folge hat. Mit dem Umzug geht ein Schuldgefühl einher, weil sie ihre Eltern verlässt, als ob sie ihre Verantwortung ihnen gegenüber aufgeben würde. Wutgefühle kommen hoch, weil sie alles allein organisieren muss: „Etwas in mir ist abhängig und hat einen großen Bedarf nach mütterlichem Rückhalt und Verständnis.“

Kurz vor dem Menstruationszyklus erhöht sich die Spannung in Körper und Geist, und die Einschlafschwierigkeiten verschlimmern sich. Die Monatsblutung war viel schwächer als normal, es kommt kaum Blut.

„Im Moment habe ich Schlafstörungen; schlafe ich eine gewisse Zeit, gewöhnlich zwei Stunden, und dann wache ich auf und fühle, wie verspannt mein Körper ist. Es ist, als hätte ich einen Schrei in mir.“ Sie hat wieder Blähungen.

An diesem Punkt beschloss ich den Fall erneut zu prüfen. Es war klar, dass sie seit der ersten Beratung eine wesentliche Veränderung durchgemacht hatte, aber ich spürte, dass es noch ein zentrales Thema gab, das sich nicht verändert hatte. Die Themen wiederholten sich: das nährende und pflegende Element, das Thema Familie, Trennung oder Unabhängigkeit, Einsamkeit in der Wohnung sowie das Schlafproblem.

Jetzt kam mir der Gedanke, ein Mittel aus dem Pflanzenreich in Betracht zu ziehen. Auch die Sprache der Patientin, zusammen mit ihrer hohen Empfindlichkeit und Anpassungsfähigkeit, und die Bedeutung eines Ortes, eines Hauses, lässt einen an ein Pflanzenmittel denken. Auf der körperlichen Ebene hat sie ein Anpassungsproblem, das sich im Verdauungstrakt manifestiert.

Sie hat Probleme mit ihrer Anhänglichkeit und mit dem Bedürfnis nach einer sehr engen Beziehung. Die Krankheit trat auf, als sie aus ihrem Hause ausziehen musste: Sie fühlte sich von ihren Wurzeln abgeschnitten, was unverhältnismäßige Angstzustände hervorrief. Alle diese Symptome veranlassten mich, nach einem Pflanzenmittel zu suchen.

An dieser Stelle zog ich das Periodensystem der Pflanzen aus Michal Yakirs „Wundersame Ordnung“ zu Rate. Ich wandte mich der vierten Serie mit ihrem Nahrungs-Themen zu, mit den Themen Festhalten versus Trennung, elementares Nähren, Mutterschaft, Schutz, Verletzlichkeit und Abhängigkeit, die dem Aufbau eines unabhängigen Lebens entgegen stehen.

In der 4. Serie finden wir die Familie der Malvales, in der die Themen ‚Ernährung‘ und ‚Trennung von der Mutter‘ auf einer kindlichen Ebene bzw. in der frühen Kindheit ausagiert werden.

Verordnung: Abelmoschus C 30, eine Dosis

Ich entschied mich für dieses Mittel wegen der Problematik des Grenzen-Setzens: Grenzen werden ausgelotet und übertreten (das Mittel hat eine Riesen-Angst vor eindringenden Insekten); Grenzen setzen versus sich überrannt fühlen. Diese Themen spiegeln sich wider in ihrer nächtlichen Unruhe und ihrer Unfähigkeit sich zu entspannen. Sie schließt ihr Haus ab, ihr fehlt das Vertrauen in ihre Arbeit, sie leidet unter einem Gefühl von Desintegration und blockiert sich selbst, und ihre Beziehungen lösen sich auf.

Vithoulkas schreibt, dass dieses Mittel leicht mit Phosphor und Calcium carbonicum verwechselt werden kann aufgrund seiner Ängste, die nachts dramatisch ansteigen. Es gibt nicht viele Informationen über das Mittel, aber in diesem Fall steht die Verschlimmerung nachts im Vordergrund.

Fazit: ihr Hauptproblem, wie aus dem Pflanzensystem zu ersehen, ist, dass sie eine versorgende Rolle für ihre Familie einnimmt - in einem Ausmaß, das bis zum Identitätsverlust geht. Um die Familien-„Retterin“ zu sein, verliert sie sich selbst in diesem Prozess. Sie leidet unter Verdauungs-Problemen und starken Ängsten, die nachts schlimmer werden.
 

Follow-ups

Zwei Monate später: Seit der Einnahme des Mittels:  „Ich kann mich leichter trennen, kann gut für mich selbst sorgen. Ich fühle mich sicher, unterstützt und geliebt. In meinem Inneren habe ich mehr das Gefühl, ein „Ich“ zu sein. Zum ersten Mal in meinem Leben konnte ich wirklich mit meiner Familie sprechen, und trotz der Schwierigkeiten hat das Gespräch uns allen gut getan.

Heute weiß ich, dass ich da sein kann, wo ich bin, ohne mich entschuldigen zu müssen, dass ich mein Leben in meinem eigenen Rhythmus lebe. Ich habe das Gefühl, gewappnet zu sein und auf meinen eigenen Rhythmus zu hören. Ich glaube, da ist etwas Einzigartiges in mir; ich kann mich nicht am Rennen des modernen Lebens beteiligen.

Als Kind fühlte ich, dass es Dinge jenseits des Sichtbaren gab. Vielleicht hatte ich diese Welt geschaffen, in einem Versuch, Harmonie zu schaffen, weil ich mich nicht gesehen fühlte. Offenbar fehlte mir etwas. Ich fühlte mich so allein und war traurig. Es ist das gleiche Gefühl, das mich dazu brachte zu versuchen, eine Atmosphäre von Sanftheit in unserem Heim zu erschaffen, des Teilens, der Beziehungen und der Kommunikation - füreinander da zu sein.

 

Ein Jahr später (während dieser Zeit erhielt sie eine weitere Gabe): „Ich kann schlafen, habe wirklich Ruhe. Ich bin mir selbst und der Welt gegenüber viel weicher geworden. Ich gestatte mir auch mal herum zu hängen, Spaß zu haben und Dinge für mich zu tun.

„Seit vielen Jahren habe ich die Rolle übernommen, eine Brücke für die Familie zu sein. Jetzt kann ich ein paar Schritte zurücktreten und sie die Brücke selbst bauen lassen. Das ist frischer Wind für mich.“

„Ich kann jetzt in Bezug auf meine Arbeit besser loslassen. Ich bin weniger angespannt und fühle mich nicht mehr ständig schuldig. Ich kann das Leben ohne Schuldgefühle genießen.“

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Dieser Artikel wurde auf www.interhomeopathy.org publiziert.
Fotos: shutterstock.com
 

Kategorie: Fälle
Stichwörter: Stimmungsschwankungen, Desintegration, zerbrechlich, Schutz des Heims, Trennung von der Mutter, Grenzen
Mittel: Abelmoschus





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Rose-Marie Möschinger

vor 5 Jahren
sehr wertvoll, werde es versuchen. Kannte Mittel nicht. weiterlesen ...
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