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SPEKTRUM DER HOMÖOPATHIE

Rajan Sankaran ¦ 

Kasuistik

8

EVIDENZ DER HOMÖOPATHIE

(Diese Frage habe ich früher häufiger gestellt, bis mir klar wurde,

dass das wahrscheinlich nicht der beste Weg ist, wenngleich er

oft direkt und zielführend wäre. Heute vermeide ich es im All-

gemeinen, diese Frage zu stellen. Wir sehen, dass die Patientin

zu Ebene 3 zurückkehrt. Das lässt uns die Erfahrungsebene der

Patientin in diesem Fall erkennen.)

Erzählen Sie mir von der Biopsie.

Es war schrecklich. Sie haben mir eine Nadel in den Nacken

gesteckt. Die Nadel hat mir Angst eingejagt. Dann haben sie

eine andere Nadel hineingesteckt. Sie haben mich bedrängt. Es

war dasselbe: Ich konnte mich nicht bewegen. Ich konnte nicht

antworten. Weil ich Angst hatte zu sterben.

(Die Empfindung in diesem Fall hat nichts mit dem Thema Opfer

– Angreifer zu tun, noch geht es um das Fehlen oder den Verlust

einer Struktur wie bei den Mineralen. Es ist eine spezifische

Pflanzen-Empfindung, nämlich das Gefühl, festzustecken und

sich nicht bewegen und herauskommen zu können.)

Hatten Sie je Probleme mit den Gelenken?

Ich hatte immer Schmerzen in den Kniegelenken.

Erzählen Sie mir davon.

Ich habe mir die Knie verbunden.

Was hat die Schmerzen gebessert oder verschlimmert?

Die Schmerzen waren stärker im Liegen und Hocken. Besser

beim Gehen und durch warme Anwendungen. Auch Nacken-

steife, die durch Hitze und Bewegung gebessert wurde, schlim-

mer im Liegen. Auch Schmerzen in Handgelenk und Fingern,

die sich durch Bewegung besserten. Die Finger werden steif.

Ich hatte auch Fehlgeburten.

Hatten Sie je Fieber mit Schüttelfrost?

Ich hatte Fieber mit Schüttelfrost während dieser Lebererkran-

kung. Das Fieber stieg hoch, und ich delirierte und hatte das

Gefühl, dass mich etwas festhält und etwas auf mich zukommt

oder dass etwas in mir auf mich zukommt. Etwas hält mich fest,

und es kommt auf mich zu!

Zu welcher Uhrzeit bekamen Sie Schüttelfrost?

18:30 bis 19:00 Uhr. Ich hatte auch Schmerzen in Genick und

Hinterkopf.

Welches Wetter bevorzugen Sie?

Ich mag die Regenzeit nicht.

Erzählen Sie mir von Ihrer Kindheit.

Ich war gesund. Ich hatte eine sehr schöne Kindheit. Ich war

das jüngste Kind, und alles war wunderbar.

Gab es irgendeinen Vorfall, an den Sie sich erinnern?

Als ich in der 8. Klasse war, rief mich ein Lehrer allein in den

Klassenraum. Er hat nichts getan, aber ich bin nicht wieder

hingegangen.

Wovor hatten Sie Angst?

Davor, was er mir antun könnte. Er hätte mich anfassen oder

etwas tun können.

Was war das für ein Gefühl?

Niemand sollte mich anfassen. Auch heute noch kann ich es

nicht leiden, wenn mich auf dem Markt jemand anfasst oder

mich anschaut.

Was ist das für ein Gefühl?

Angst.

Was für Szenen oder Situationen erzeugen diese Angst?

Außereheliche Affären oder voreheliche Affären. Ich habe einen

Film gesehen mit einem Mann, der zwei Ehefrauen hatte. Dann

denke ich, was, wenn mein Mann mit einer anderen zusammen

wäre oder wenn ich eine Affäre mit einem anderen hätte, was

kann da passieren?

Was befürchten Sie, was passieren könnte?

Angst vor der Gesellschaft, den Menschen, mir selbst, dass das,

was man getan hat, falsch war. Es ist im Grunde nicht richtig.

Unsere Gesellschaft akzeptiert so etwas nicht. Dann ist man

ganz allein.

Erzählen Sie mir von dem Film, den Sie erwähnt haben.

Es geht im Grunde um eine Frau. Der Mann bringt seine Frau

um wegen Geld und hat dann eine Affäre, oder die Frau tut das.

Und was ist das für ein Gefühl?

Das Leben ist ruiniert: Der Mann oder die Frau sitzt dann wegen

Mordes hinter Gittern.

Wie ist es, hinter Gittern zu sitzen?

Unangenehm. Das ist das Ende. Was wird die Zukunft bringen?

Was wird die Zukunft bringen?

Er sitzt fest. Sein Leben ist zu Ende, wurde angehalten. Er kann

nichts tun. Er hat schon alles getan, was er tun konnte: Seine

Frau umgebracht, das Geld genommen und getan, was er

wollte.

Was ist schlimmer: zu sterben oder hinter Gittern zu sitzen?

Zu sterben, denn aus dem Gefängnis kann er immer noch

nach ein paar Jahren herauskommen. Und Sterben ist keine

Lösung.

(Hier haben wir einen anderen Vorfall: Sie beschreibt Filme, auf

die sie empfindlich reagiert. Sie hat Angst, ihr Mann könnte eine

außereheliche Affäre haben. Ihre Wahnidee ist, dass sie oder ihr

Mann als Mörder im Gefängnis landen könnten. Im Gefängnis

zu sitzen, läuft auf dasselbe hinaus, wie festzusitzen oder in

einer Situation festgehalten zu werden.)

Warum haben Menschen außereheliche Affären?

Vielleicht, um sich abzulenken, um von seiner Frau Aufmerk-

samkeit zu bekommen. Wenn der Mann zu einer anderen Frau

geht, wird seine Frau nur mit ihm zusammen sein wollen.

Warum tut eine Frau so etwas?

Im Grunde für Geld. Ich habe einen Film gesehen, in dem die

Schauspielerin aus einem gutsituierten Haus kam und doch eine

außereheliche Affäre hatte.

Wenn jemand in einer Situation steckt, in der er kein Geld

hat – was ist das für ein Gefühl?

Mein Gefühl ist, dass jeder ein gutes Leben hat und ausgehen

kann, nur ich nicht. Alle gehen aus, shoppen, essen.

Was ist das Gefühl dabei?

Dass ich gehandikapt bin.

(Hier kommt sie zum Ausgangspunkt zurück. Das heißt auch,

dass wir den Kreis der Fallaufnahme mehr oder weniger ge-

schlossen haben.)