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SPEKTRUM DER HOMÖOPATHIE

Jürgen Hansel ¦ 

DIVERSE MITTEL

20

PALLIATIV

Da die Symptomkontrolle jetzt vermehrt mit allopathischen

Mitteln erfolgt, liegt der Fokus der Homöopathie vor allem

auf der Stärkung der Lebenskraft, sowohl im körperlichen als

auch im seelischen Bereich. Wegen des neu aufgetretenen

Fettverlangens wird auf der Basis des ersten Repertorisation

zunächst verordnet:

Verschreibung: Hepar sulfuris LM 6,

5 Trpf. tägl.

17. Oktober:

Zum ersten Mal gab es keine besondere Reaktion

auf ein homöopathisches Mittel. Die Patientin fühlt sich jetzt

noch schwächer und friert ständig. Dabei ist sie weder ängstlich

noch unruhig.

Kommentar:

Hepar sulfuris war offensichtlich eine Fehlver-

schreibung. Der Fehler lag darin, noch einmal die alte Reperto-

risation heranzuziehen, die der Erstverordnung zu Grunde lag.

In dieser Situation sind jetzt eher die bewährten Mittel für die

letzte Lebensphase angezeigt, die auf der Basis des aktuellen

Krankheitsbildes verordnet werden. Erschöpfte Lebenskraft,

Kältegefühl, Atemnot ohne Unruhe und Angst führen zur Ver-

ordnung von Carbo vegetabilis LM 6, 3 x 3 Trpf.

22. Oktober:

Die Patientin hat mehr Energie und kann wieder

auf sein. „Ich fühle mich einfach besser.”

25. Oktober:

Seit gestern hat sie Durchfall mit wässrigen, übel-

riechenden Teerstühlen „wie ein Gruß aus der Hölle“. Parallel

dazu hat die Energie wieder massiv nachgelassen und die Pati-

entin ist sehr schwach. Die Schmerzen im Oberschenkel haben

wieder zugenommen.

Allopathisch werden jetzt Schmerzmittel eingesetzt, homöopa-

thisch auf Grund der Lokalsymptome:

Verordnung Phosphorus

LM 6, 1 x 5 Trpf.

29. Oktober:

Seit 3 Tagen geht es wieder besser, die Schmerzen

sind erträglich, es sind keine Teerstühle mehr aufgetreten. Sie

hat wieder so viel Energie, dass sie heute sogar einen Ausflug

gemacht hat.

12. November:

Seit vier Tagen fühlt sich die Patientin sehr

schwach, selbst das Sprechen strengt sie an. Sie kann nichts

bei sich behalten, erbricht immer wieder mit Blut, der Stuhl

ist wieder schwarz. Sie hat viel Durst, trinkt aber nur kleine

Mengen, ist nachts ruhelos, friert nicht mehr, ist eher warm.

Kommentar:

Wegen der neu aufgetretenen Arsensysmptome

(nächtliche Ruhelosigkeit, Durst auf kleine Mengen), aber ohne

Frieren,

Verordnung von Arsenicum jodatum LM 6, tägl.

2 x 5 Tropfen.

Entgegen der Regeln klassischer Homöopathie

belasse ich es wegen des Erbrechens und der Magenblutung

bei der

Verordnung von Phosphorus LM 6, 1 x 5 Tropfen.

19. November:

Die Patientin spricht im Befehlston mit Ange-

hörigen, bohrt in der Nase, bis Blut kommt, ist nach wie vor

ruhelos.

Kommentar:

Wegen der aktuellen Symptome (Diktatorisch –

spricht in Befehlston: arn. cupr. DULC. falco-pe. lac-leo. Lyc.

Phos. ruta spong. tax. / Bohren mit den Fingern in der Nase –

blutet; bis es: arum-t. cina phos. spig.) weiterhin

Phosphorus

LM 6, 1 x 5 Tropfen

. Arsenicum jodatum wird abgesetzt.

20. November:

Im Beisein des Ehemannes und der beiden er-

wachsenen Kinder verstirbt die Patientin friedlich.

DR. JÜRGEN HANSEL

München, Allgemeinarzt in ho-

möopathischer Praxis seit 1983,

Dozent in der homöopathischen

Weiterbildung und seit 1991 Lei-

ter der Münchner Homöopathie

Seminare im Krankenhaus für Na-

turheilweisen und Veranstalter von

Seminaren mit Dr. Rajan Sankaran,

Dr. Jan Scholten, Dr. Andreas Rich-

ter und Dr. Resie Moonen. Information und Anmeldung zu

den nächsten Seminaren unter

www.homtage.de

.

Kontakt:

dr.hansel@t-online.de

Die Phasen des Sterbens: Beobachtungen von

Elisabeth Kübler-Ross

Neben Cicely Saunders gilt die Schweizerin Elisabeth Kübler-

Ross (1926–2004) als Begründerin der modernen Hospizbe-

wegung und Palliativmedizin. Bei ihrer Arbeit als Psychiate-

rin ging sie, entgegen dem damals in Krankenhäusern

üblichen Umgang mit Sterbenden, diesen nicht aus dem

Weg, sondern führte mit ihnen Gespräche. Ihre Befragun-

gen der Kranken und Sterbenden dokumentierte sie in ih-

rem Buch „On Death and Dying“ (deutsch: „Interviews mit

Sterbenden” 1971), das sie weltbekannt machte. Kübler-

Ross definierte in ihrem Buch fünf Phasen des Sterbens.

Hierin sind die Erfahrungen von über 200 sterbenden Pati-

enten aus den USA verarbeitet, mit denen sie gesprochen

hat. Später übertrug sie die Phasen auch auf Angehörige

und Menschen, die Bewältigungsstrategien in extrem

schwierigen Situationen entwickeln. Die Beobachtungen

von Kübler-Ross gelten heute als Grundstein der Hospizbe-

wegung und der Palliativmedizin.

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