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SPEKTRUM DER HOMÖOPATHIE

Jonathan Hardy

 ¦ Lac humanum: Lac lupinum

40

SUCHT ¦ 

ESSEN | HEROIN

ANALYSE

Säugetier-Themen

zwanghaftes Essen

fehlende Impulskontrolle

immer hungrig

„Mundhunger“

gestörte Beziehung zur Mutter

vertauschte Mutter-Tochter-Rollen

Mutter seelisch krank

von zu Hause vertrieben

Hass gegen die Mutter

ungeborgen

Angst zu Hause

Säugetier-Begriffe

zufrieden

Behaglichkeit

weich

Kommentar:

Sie nennt ihren Vater „einen typischen Papa –

weich“ – das ist sehr ungewöhnlich.

Wir können die Arzneigruppe eingrenzen, aber welches Säugetier

könnte es sein? Um diese Frage beantworten zu können, müssen

wir schauen, was in diesem Fall übrig bleibt, das heißt, welche

Daten, über die wir verfügen, spezifisch sind und nicht auf eine

allgemeinere Ebene verweisen, wie etwa Tierreich oder Säugetiere.

Was übrig bleibt, ist die eigentümliche Abneigung gegen Unor-

dentlichkeit. Es ist bemerkenswert, dass uns nahezu jeder Patient

etwas erzählen kann, was wir noch nie gehört haben, und ich

hatte vorher ganz sicher noch nie gehört, dass jemand seine Pickel

als unordentlich bezeichnet. Überdies zieht sich diese Abneigung

gegen Unordentlichkeit durch den ganzen Fall hindurch, denn dies

war eines der Dinge, die sie an ihrer Mutter am wenigsten mochte.

Die Abneigung gegen Unordentlichkeit ist das eigentümlichste und

charakteristischste Merkmal in ihrem Fall.

Es gibt eine ganze Reihe sehr guter Prüfungen von Lac huma-

num. Die Prüfung von Jacqueline Houghton und Elisabeth Hala-

han förderte das Thema Unordentlichkeit als Schatten-Symptom

zutage. In diesem Mittel gibt es eine Polarität, die sich sowohl

als Unfähigkeit, Ordnung zu halten, als auch als Abneigung

gegen Unordnung ausdrückt.

1

Verschreibung:

Lac humanum C 200, Einzeldosis

FOLLOW-UP NACH 5 WOCHEN:

Wie geht es Ihnen?

Mir ist einiges aufgefallen. Meine Pickel sind definitiv nicht (…)

ehrlich gesagt, sind sie fast schlimmer geworden. Der Appetit –

da habe ich auf jeden Fall gemerkt, dass mich das Essen weniger

interessiert. Ich meine, vorher habe ich, glaube ich, gesagt, dass

mein Essverhalten schon ein bisschen zwanghaft ist, aber jetzt

interessiert es mich definitiv weniger, und ich kann es liegen lassen

und muss nicht um des Essens willen essen. Das ist mir auf jeden

Fall aufgefallen. Auch Sachen, die ich früher genossen habe und

wo ich mich ein bisschen wie ein Schwein verhalten habe, die

brauche ich nicht mehr, und ich würde sagen, es geht mir rundum

echt besser. Ich bin einfach glücklicher. Ich glaube, das war’s. Noch

glücklicher wäre ich, wenn die Pickel weggehen!

Wie lange ist es her, dass Ihr Appetit so übermäßig war?

Wahrscheinlich seit meiner Kindheit, wenn ich ehrlich bin. Je-

denfalls schon sehr lange.

Und wie lange ist es her, dass Sie so glücklich waren?

Wahrscheinlich ähnlich lange. Ich weiß nicht, vielleicht zehn Jahre.

Kommentar:

Schon nach einigen Wochen hatte sich ihre Haut

bereits deutlich erholt und blieb konstant gut. Die Nachbeobach-

tung durch Follow ups dauerte ein Jahr. Es gab eine einmalige

Wiederholung des Mittels.

Kommentar:

Das ist die Art Reaktion, die wir bei einem tief

wirkenden Mittel bekommen: Veränderungen, die den Patienten

viele Jahre zurückversetzen. Mit der Zeit besserte sich auch ihre

Haut deutlich, und es geht ihr nach wie vor gut.

FALLBEISPIEL 2: Frau, 41 Jahre, Hauptbeschwerde Hero-

insucht

Anamnese

Was ist das Problem, mit dem Sie zu mir kommen?

Ich nehme seit über zehn Jahren Heroin. Ich versuche, damit

aufzuhören, aber ich habe so einen heftigen Drang danach.

Können Sie den Drang beschreiben?

Ich will einfach – mir fällt kein anderes Wort ein als „zufrieden

sein“. Das ist überwältigend (…) Ich habe Angst davor, aber

ich will mich einfach wohlfühlen. Heroin gibt mir ein wohliges

Gefühl, ich fühle mich warm und zufrieden, ich denke nicht

mehr nach, oder ich denke über schöne Dinge nach. Ich kann

es nur so beschreiben.

Was wäre das Gegenteil von warm, wohlig und zufrieden?

Ich werde dann furchtbar nervös, schrecklich unruhig. Es scheint

viel mit Wärme zu tun zu haben, denn je kälter mir wird, umso

stärker wird der Drang. Das war ein wichtiger Grund, warum

ich damit angefangen habe. Es war die Wärme, die Glut. Ich

liebe dieses Wärmegefühl. Man kann im Winter im T-Shirt raus-

gehen und friert nicht so. Ich mag Kälte nicht, und wenn es mir

schlecht geht, ist mir immer sehr kalt.

Wie kalt ist Ihnen in letzter Zeit?

Mich fröstelt die ganze Zeit (…) Es ist diese Kälte – ganz egal,

wie dick ich mich anziehe, ich höre nicht auf zu frösteln. Wenn

die Kälte bis in die Knochen dringt, die Art von Kälte. Nichts

kann mich erwärmen. Ich nehme ein heißes Bad, steige aus der

Wanne und fröstele schon wieder. Auch, während ich hier sitze

(…) Ich bin einfach innerlich ausgekühlt.

1

Anmerkung der Redaktion: Siehe dazu: Houghton / Halahan; Lac Humanum –

Die homöopathische Prüfung, K.J. Müller Verlag (Hrg.), erhältlich auch bei www.

narayana-verlag.de

. Dort findet sich in Leseprobe 3 bei den Prüfungsergebnissen

der Hinweis auf das Symptom Unordentlichkeit, das verschlimmert: UNORDENT-

LICHKEIT, äußeren Erscheinung, der, agg., NR, **; UNORDNUNG agg., NR, ***;

UNZUFRIEDEN mit sich selbst, 163.