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Jonathan Hardy

 ¦ Lac humanum: Lac lupinum

SPEKTRUM DER HOMÖOPATHIE

41

SUCHT ¦ 

ESSEN | HEROIN

Wie geht es Ihnen in letzter Zeit geistig und seelisch?

Ich bin zu faul, um alles am Laufen zu halten, mein Leben zu or-

ganisieren. Ich scheine mich einfach nicht in den Griff bekommen

zu können. Ich weiß, dass ich mich nicht richtig im Griff habe.

Beschreiben Sie das näher.

Ich bleibe an nichts dran, schiebe ständig alles vor mir her. Ich

verplempere meine Zeit und mache dann Dummheiten, die gar

nicht sein müssten, wie mein Zuspätkommen heute Morgen. Ich

kann mich einfach nicht in Dinge fügen, die ich aus irgendeinem

blöden Grund tun soll.

Beschreiben Sie das näher: sich nicht fügen können.

Solche Dinge, wie die Kinder rechtzeitig zur Schule zu bringen.

Lauter blödes Zeug. Bei mir geht alles durcheinander. Überall

sehe ich Leute, die besser organisiert sind als ich.

Erzählen Sie mir bitte von Ihrer Kindheit.

Ich war ziemlich (…) ich habe immer versucht (…) mich hervor-

zutun. Ich wollte immer die Führung übernehmen. Ich wollte

die ganze Zeit der Boss sein, weil mein Vater oft nicht da war.

Ich glaube, meine Mutter fand mich schwierig. Ich glaube nicht,

dass ich leicht zu haben war.

Erzählen Sie mehr darüber, was es heißt, der Boss zu sein.

Ja, ich wollte der Herr im Hause sein. Ich weiß, dass meine

Mutter mich nicht für einfach hielt.

Beschreiben Sie näher, was es heißt, der Herr im Hause

zu sein.

Ich kann mich gar nicht so genau daran erinnern, dass ich mich

so verhalten habe, aber sie sagt, ich wollte das Sagen haben.

Ich wollte der Haushaltsvorstand sein, weil mein Vater oft nicht

da war. Ich denke, ich wollte seinen Platz einnehmen. Nicht,

dass ich herrschsüchtig gewesen wäre oder den anderen al-

les vorschreiben wollte, aber ich glaube, ich hielt mich für die

Stellvertreterin des Hausherrn. Es war nicht so, dass ich nach

Belieben fernsehen wollte, aber ich hatte das Gefühl, die Zweite

nach meinem Vater zu sein – nicht die Zweitwichtigste, aber die

Zweitstärkste. Ich konnte alle beschützen.

Beschreiben Sie das näher. Sie machen das gut, das hilft

mir sehr.

Ich hatte das Gefühl, alle beschützen zu müssen, wenn jemand

zu Besuch kam. Körperlich und seelisch war ich die Stärkste

von allen.

Einschließlich Ihrer Mutter?

Ja. Ich war in der Lage, mich um alle zu kümmern. Sogar schon,

als ich erst acht war. Etwas, woran ich mich sehr gut erinnere,

ist, dass ich als Kind Ungerechtigkeit hasste. Ich hasste jeden,

der log. Ich hasste jede Ungerechtigkeit.

Wie reagierten Sie darauf?

Ziemlich aggressiv. Meine Schwester hatte die Angewohnheit,

Lügen zu erzählen, ich glaube, manchmal nur wegen des Ner-

venkitzels. Vielleicht deshalb, weil sie sich zurückgesetzt fühlte,

denn ich hatte das Sagen! Ich war immer außer mir vor Wut

über ihre Lügen, und dann glaubte ihr meine Mutter, und dann

schaute sie mich an und grinste. Absolut kindisch, und ich ging

auf die Palme. Ich platzte vor Wut darüber.

Erzählen Sie mehr über den Herrn im Hause und wie es

ist, die Starke zu sein.

Ich glaube, ich übe gern Kontrolle aus (…) nicht Kontrolle, ich bin

kein Kontrollfreak. Ich will anderen nichts vorschreiben, aber ich habe

gern die Kontrolle über die Situation. Zum Beispiel, wenn meine

Kinder reiten gehen, dann möchte ich dabei sein. Nicht, um ihnen zu

sagen, was sie machen sollen, sondern um alle abzusichern. Es geht

mir viel mehr um Sicherheit. Ich will die Kontrolle ausüben, um Si-

cherheit zu gewährleisten. Um zu verhindern, dass etwas schiefgeht.

Erzählen Sie mir etwas über Tiere. Was haben Sie für ein

Verhältnis zu Tieren?

Die sind sehr wichtig in meinem Leben. Was ich für ein Verhält-

nis zu Tieren habe? Ich liebe Tiere und hasse Ungerechtigkeit

gegenüber Tieren. So wie ich Leute hasse, die Tiere quälen. Ich

hasse auch Leute, die ein Tier verziehen.

Was sind Ihre Lieblingstiere?

Hunde und Pferde. Und ich habe eine Schildkröte und Hamster.

Was ist mit Wildtieren?

Ja, Wildtiere mag ich auch.

Welche besonders?

Wölfe.

Wieso Wölfe?

Weil sie so sind, wie sie sind. Sie führen das perfekte Leben: Es

geht gerecht zu, sie jagen im Rudel, jedes Rudeltier ist schön

anzuschauen. Sie leben in einer Gemeinschaft. Ich mag diese

Gemeinschaft. Ich bewundere das.

Warum?

Einfach, weil ihre Hierarchie so gut funktioniert und sie sich

nicht darum streiten. Manchmal kabbeln sie sich ein bisschen,

aber ansonsten funktioniert in der Gruppe alles gut. Bei Pferden

ist es genauso. Die leben in einer Herde und arbeiten alle gut

zusammen. Ich mag Teamwork, es gefällt mir, wie sie zusam-

menarbeiten. Und bei den Wölfen gefällt mir, wie sie gemeinsam

jagen. Dasselbe betrifft Wildhunde. Es gefällt mir, wie sie alle

miteinander kommunizieren und vorwärtskommen, alle arbei-

ten zusammen. So geht es mir auch bei der Arbeit: Wenn ich

irgendwo arbeite, brauche ich denselben Gemeinschaftsgeist.

In der Schule mochte ich den ganzen Klatsch und die Lästereien

gar nicht. Das kann ich nicht ausstehen, das nervt mich total.

Was waren Ihre herausstechenden Eigenschaften als Kind?

Ich war ein ziemlich willensstarkes Kind. Ich war sauer auf meine

Mutter, weil sie sich selbst nicht respektierte.

Beschreiben Sie das näher.

Ich war wütend auf meine Mutter, weil sie sich von meinem

Vater so schlecht behandeln ließ. Ich wollte immer die Führung

übernehmen. Wenn man es mit dem Tierreich vergleicht, dann

wollte ich in der Hackordnung ganz oben stehen.

Beschreiben Sie das bitte noch näher.

Ich wollte die Starke sein. Die Stärkste und Härteste. In jeder

Gruppe, in der ich war, wollte ich die Stärkste und Härteste sein,

nicht, um die anderen zu kontrollieren oder zu beherrschen, son-

dern zu meiner eigenen Befriedigung. Ich wollte immer der Platz-

hirsch sein, damit alles nach meiner Auffassung gerecht zugeht.