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SUCHT ¦ 

ESSEN: HEROIN

Jonathan Hardy

 ¦ Lac humanum: Lac lupinum

SPEKTRUM DER HOMÖOPATHIE

35

Menschen mit Scham fühlen sich oft ohnmächtig bzw. machtlos.

Als Folge unterwerfen sie sich anderen bzw. den geltenden Nor-

men (sie passen sich an). Diese Reaktion erinnert an das Rang-

ordnungsverhalten bei manchen Tieren, wo das unterlegene

Tier mitunter den Schwanz einzieht und gesenkten Hauptes

davontrottet. Möglicherweise hat Scham ihre biologische Wurzel

in einem solchem animalischen Rangordnungsverhalten.

Zur Frage, in welchem Alter Scham im Leben eines Menschen

erstmals auftritt, besteht keine Einigkeit. Manche Wissenschaft-

ler deuten schon bei einem wenige Monate alten Baby das Ab-

wenden des Kopfes als Scham. Ziemlich sicher sind Kinder zwi-

schen dem ersten und zweiten Lebensjahr in der Lage, Scham

zu empfinden: In diesem Abschnitt lernen sie, sich von ihren

Müttern wegzubewegen (sich zu verselbstständigen), können

sie in einem Spiegel sich selbst erkennen (Selbstbewusstsein),

reagieren sie auf ihre kindlichen Leistungen sichtbar mit Stolz

und entwickeln sie Hemmung und Scham, wenn ihre positiven

Gefühle (Freude und Stolz) von den Bezugspersonen nicht an-

gemessen beantwortet bzw. geteilt werden.

Meist haben unter Scham leidende Menschen hohe Ideale. Die

Feststellung, diesen nicht gerecht werden zu können, löst Scham

aus. Häufig fehlt das Gefühl einer sicheren Identität. Ursächlich

können Erfahrungen in der sehr frühen Kindheit sein wie etwa

Misserfolge beim Versuch, die Umwelt durch Gefühlssignale (wie

Lächeln, Weinen) zu einem passenden Verhalten zu bewegen bzw.

sich mit wichtigen Bezugspersonen emotional abzustimmen.

Sie haben selten richtig erlernt, ihre eigenen Gefühle wahrzu-

nehmen bzw. ihnen zu trauen. Häufig findet man traumatische

Erlebnisse in der frühen Kindheit, bei denen das emotionale

Erleben des Kindes und das seiner wichtigen Bezugspersonen

auseinanderklaffen. Aufgrund solcher Vorkommnisse scheinen

manche Kinder fortan eigenen Gefühlen zu misstrauen und sich

sicherheitshalber lieber auf die Gefühle und Rückmeldungen der

anderen zu verlassen (um erneute Verletzungen zu verhindern).

Zugleich wird Vertrauen zu einem beherrschenden Thema im

weiteren Leben: Wenn man schon nicht den eigenen Körpersig-

nalen vertrauen kann, wem dann überhaupt? Scham ist deshalb

auch Folge misslungener emotionaler Kommunikation.

Quelle: Dr. Dr. med. Herbert Mück; Praxis für Psychosomatische

Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention;

www.dr-mueck.de

WIE ENTSTEHT SCHAM?

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