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Andreas Richter

 ¦ Cicuta virosa

SPEKTRUM DER HOMÖOPATHIE

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NEUROLOGISCHE KRANKHEITEN

habe darin ein frühkindliches Krampfäquivalent gesehen, wie

es bei Cicuta beschrieben ist. Nach meiner Erfahrung in der

Praxis hat Cicuta C 30 bei solchen Erschlaffungszuständen das

Bild innerhalb von zwei Wochen normalisiert. So auch bei Jan:

Nach sieben Wochen kam er auch nur noch zwei- bis dreimal

pro Nacht zum Stillen.

In diesem Fall haben wir nur Symptome der ersten Entwick-

lungsebene, nämlich der vegetativ-affektiven Ebene, die sich

beim Fötus schon früh in der Schwangerschaftszeit ausbildet

und verknüpft. Über Verdauung, Schlafen, Hormone sichert sie

die biologische Existenz und steuert die Grundempfindung dem

Leben gegenüber, die Überlebensantwort oder Stressantwort.

Auch die Art des Temperaments wird hier angebahnt. Diese

Ebene bildet sich besonders aus der genetischen Prädisposition

heraus. Was transgenerational mitgegeben wird, spielt dabei

CICUTA VIROSA

Die Wasserschierlinge (Cicuta) sind eine Pflanzengattung aus

der Familie der Doldenblütler. Einziger europäischer Vertre-

ter ist der wie alle Arten stark giftige Gift-Wasserschierling

(Cicuta virosa). Alle Arten enthalten Cicutoxin und sind

daher für den Menschen sehr giftig. Bereits geringe Men-

gen können tödlich sein. Die Gattung Cicuta (lateinisch für

„Schierling“; die Wortherkunft von cicuta ist unbekannt)

wird innerhalb der Familie Apiaceae in die Unterfamilie Api-

oideae gestellt. Die Blütezeit ist von Juli bis August. Der un-

terirdische Sprossabschnitt ist knollig verdickt und mit waa-

gerechten Luftkammern durchsetzt. Die sehr giftigen Knollen

sind dadurch schwimmfähig. In Teilen Asiens wurde das Gift

des Wasserschierlings als Pfeilgift verwendet. Früher wurden

die Pflanzen äußerlich gegen Schmerzen, Rheuma und Gicht

eingesetzt. In der Homöopathie wird der Wasserschierling

bei Epilepsie und Hirnhautentzündung verabreicht. Er ist

eine hapaxanthe (mehrjährige, einmal blühende) Pflanze.

Das bedeutet, eine Pflanze wird mehrere Jahre alt, blüht

jedoch nur einmal und stirbt nach der Reifung der Samen ab.

Der Gefleckte Schierling (Conium maculatum) ist eine

Pflanzenart aus der Familie der Doldenblütler (Apiaceae).

Er gehört mit dem Gift-Wasserschierling (Cicuta virosa)

und der Hundspetersilie (Aethusa cynapium) zu den

giftigsten Arten der Doldengewächse. Mit einem Trank

aus seinen Früchten oder Wurzeln wurden im Altertum

Verurteilte hingerichtet, so zum Beispiel der griechische

Philosoph Sokrates. Bei einer Vergiftung bewirkt das

enthaltene Coniin eine von den Füßen her aufsteigende

Lähmung des Rückenmarks, welche schließlich zum Tod

durch Atemlähmung führen kann. Der Vergiftete er-

stickt bei vollem Bewusstsein. Der Sterbevorgang ist von

Krämpfen und Atemnot begleitet. Wenn der Verurteilte

schmerzlos getötet werden sollte, wurde dem Schier-

lingsbecher betäubender Mohnextrakt beigegeben.

Copyright ¦ Cicuta virosa / flickr / Myrkkykeiso