Spektrum 2/2015 Diagnose Borreliose - page 10

SPEKTRUM DER HOMÖOPATHIE
CHRISTINA ARI ¦ 
AKUTMITTEL LEDUM U. BORRELIA / KONSTITUTIONSARZNEIEN
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weshalb sie mich erneut aufsuchte. Weiterhin berichtete sie,
dass die Dellwarze nach der Therapie mit Calcium silicata ganz
verschwunden war und ebenso das Ekzem zwischen den Fin-
gern. Abends vor dem Schlafen trat nun wieder öfter Übelkeit
auf, sie jammerte und nörgelte viel und äußerte häufig ihre
Sehnsucht nach der Oma.
Die Ergebnisse einer sofort durchgeführten Blutabnahme be-
stätigten erneut die abgelaufene Borrelieninfektion, gaben je-
doch auch keinen Hinweis auf ein Fortschreiten der Krankheit.
Bei den Laborwerten fand sich auch ein mäßig erhöhter ASL-
Titer, ansonsten war alles unauffällig. Von einer Gelenkspunkti-
on nahm ich Abstand, da das klinische Zustandsbild eher auf
eine ausgeprägte konstitutionelle Abwehrschwäche und Er-
schöpfungsneigung hindeutete, die in ihrer ausgeprägteren
Form auch als Neurasthenie bezeichnet wird, als auf ein schwe-
res durch eine Infektion hervorgerufenes Krankheitsbild. Hier
zeigen sich die Vorzüge der homöopathischen Betrachtungs-
und Behandlungsweise, indem spezifische Symptome eine
ganz persönliche Zuordnung im individuellen Verhaltensmuster
des Patienten erkennen lassen, und genau auf dieser Ebene
spiegelt sich auch die passende Arznei, welche sich dadurch zu
erkennen gibt. Bei den Kopfschmerzen handelte es sich ver-
mutlich um Spannungskopfschmerzen im Zusammenhang mit
mentalem Stress. Auch die anderen persistierenden Beschwer-
den, insbesondere die anhaltende Sehnsucht nach der Groß-
mutter wie auch die nunmehr imponierende Schwäche und
Motivationslosigkeit, veranlassten mich zu einer Verordnung
von Acidum phosphoricum.
Der Sumpfporst (Ledum palustre) ist eine Pflanzenart,
die zur Familie der Heidekrautgewächse (Ericaceae) ge-
hört. Unterarten kommen weltweit vor. Ledum palustre
wurde in der Kräutermedizin als Heilpflanze eingesetzt
und hat sich in der Homöopathie bei Insektenstichen,
aber auch Zeckenstichen bewährt.
copyright ¦ Jürgen Weiland
Verschreibung:
Acidum phosphoricum LM6, täglich eine Gabe.
Verlauf:
Drei Wochen später ging es ihr bereits viel besser, sämt-
liche körperlichen Beschwerden hatten sich gebessert, die Ge-
lenksbeschwerden waren gänzlich verschwunden. Sie fühlte sich
aktiver und fröhlicher. Auf die Frage nach Heimweh zu ihrem
alten Wohnort antwortete sie recht spontan: „Ich bin doch jetzt
hier im Burgenland zu Hause!“ Daraufhin gab ich ihr einmalig
eine Gabe Acidum phosphoricumMK und empfahl weiterhin die
Einnahme der LM6 bei Beschwerden, je nach Bedarf.
ANALYSE
Auffallend war eine erhöhte Infektanfälligkeit, gefolgt von an-
haltenden Schwächezuständen und verminderter Regenerati-
onsfähigkeit, im familiären System von Tamara. Der Gesund-
heitszustand des Vaters war von Geburt an von diesen
Voraussetzungen geprägt und auch die Mutter hatte nach ei-
ner Grippe im Rahmen von Tamaras Geburt einen anhaltenden
Schwächezustand entwickelt. Ein Großvater erlag überra-
schend einer Grippe, der andere einem Krebsleiden und eine
Großmutter war alkoholkrank. Nur die väterliche Großmutter,
von der sie nun getrennt lebte, war gesund.
Tamaras erhöhte Bereitschaft an Infektionskrankheiten mit an-
haltender Schwäche zu erkranken, manifestierte sich nach der
Übersiedelung, nach der Trennung von ihrer stabilen Großmut-
ter und ihrer vertrauten Umgebung. Diese Umstände führten
zu einer persönlichen Destabilisierung und genau zu der Zeit
fand die Borrelieninfektion statt. Calcium silicata und Acidum
phosphoricum gaben sich im Verlauf des Krankengeschehens
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