Spektrum 2/2015 Diagnose Borreliose - page 13

CHRISTINA ARI ¦ 
AKUTMITTEL LEDUM U. BORRELIA / KONSTITUTIONSARZNEIEN
SPEKTRUM DER HOMÖOPATHIE
DIAGNOSE: 
BORRELIOSE
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tionen in der Bevölkerung. Ich behandelte zahlreiche Erkrankte
und aufgrund dieser intensiven Auseinandersetzungen mit
dem Erreger kam es im Lauf der Zeit zur Entwicklung einer be-
währten Strategie bei meinem therapeutischen Vorgehen.
Kommentar zur Akutbehandlung:
Borrelien werden in der
Regel durch Zecken übertragen. Eine absolut sichere Methode
zur Zeckenstichvermeidung gibt es nicht. Hat sich ein Tier in der
Haut festgesaugt, soll es sorgsam mechanisch entfernt werden.
Als Akutmaßnahme empfehle ich das sofortige Aufbringen einer
Zugsalbe und das Anlegen eines Okklusionspflasterverbandes
über der Einstichstelle für die Dauer von 48 Stunden, sowie die
Einnahme von Ledum D12 zwei bis drei Einzelgaben.
Falls die Hautstelle nach Abnahme des Verbandes unauffällig aus-
sieht, ist primär nichts weiter zu tun. Lässt sich jedoch eine scharf
abgegrenzte ringförmige Rötung erkennen (das kann auch noch
Tage und Wochen später geschehen, oder überhaupt nicht!),
kann man davon ausgehen, dass ein Erregerkontakt stattgefun-
den hat. In solch einem Fall lasse ich die Behandlung mit Ledum
fortsetzen, anfangs mindestens dreimal täglich eine Gabe, jeden-
falls so lange, bis ich eine individuelle oder konstitutionelle Arznei
für den Betroffenen ausfindig machen konnte. Die zwischenzeit-
liche Verabreichung einzelner seltener Gaben einer Borreliennos-
ode D 200 hat sich als zielführend erwiesen. Bei dieser initialen
Therapie eines Erythema migrans lässt sich im Allgemeinen eine
Größenzunahme beobachten, einhergehend mit einem Abblas-
sen und einer Konturauflösung der Röte. Die Dimensionen des
Fleckes sollen in regelmäßigen Abständen gemessen und vergli-
chen werden. Die Wanderröte kann unberechenbar sein und,
anstatt sich bald aufzulösen, weitreichend über große Teile des
gesamten Integuments sich ausdehnen und monatelang verwei-
len. Solange der Prozess an der Oberfläche bleibt, fühlen sich die
Betroffenen im Allgemeinen recht gesund.
Entwickelt sich während dieses Prozesses ein akutes Krankheits-
bild, soll dieses bevorzugt behandelt werden, gegebenenfalls mit
einer Akutarznei, sofern sich die konstitutionelle Arznei nicht
bereits in der Summe der dabei zu beobachtenden Symptome zu
erkennen gibt. Falls sich kein akutes Bild zeigt, sollte rasch nach
der Ursache der Störung gesucht werden, denn nur eine tiefgrei-
fende Behandlung nach dem Similegesetz kann eine Borrelienin-
fektion nachhaltig zum Stillstand bringen.
Der Einsatz von Ledum palustre zu Beginn einer Borrelieninfek-
tion hat sich in meiner Praxis bewährt, es hilft, die larvierten
Erreger aufzuspüren und sie an die Oberfläche zu locken, es
bewirkt ein Bewegungsmuster im Krankheitsprozess von innen
nach außen. Primär starre Krankheitssymptome präsentierten
sich dadurch reaktiver, was ein Differenzieren ermöglicht, ob
Symptome rein pathognomonisch oder von Grund auf eher
konstitutionell geprägt sind. Ledum erleichtert sozusagen, die
Spreu vom Weizen zu trennen, und unterstützt eine individuel-
le Arzneiwahl. Bei meinen Recherchen konnte ich feststellen,
dass bei etlichen Krankheitsfällen der Einsatz von Ledum allein
ausreichte, um die Infektion anhaltend zum Stillstand zu brin-
gen. Ledum palustre, eine Ericoidee, hat starken Bezug zur Ei-
senserie, es handelt sich um eine Arznei, die bemüht ist, die
Ordnung wiederherzustellen.
DESTABILIERUNG UND VERLUST DES FRÜHEREN
ORDNUNGSSYSTEM ALS GRÜNDE FÜR EINE
BORRELIENERKRANKUNG:
Bekanntlich werden manche Menschen eher von Zecken befal-
len als andere und mit der Affinität gegenüber bestimmten Er-
regern verhält es sich ebenso. Gibt es Menschen, die potenziell
anfälliger sind an Borreliose zu erkranken, oder gibt es spezifi-
sche Ursachen, die eine solche Infektion begünstigen?
Bei der Aufarbeitung und Analyse der Krankengeschichten
konnte ich auffallende Gemeinsamkeiten erkennen. Gehäuft
prägten Beschwerden, ausgelöst durch den Verlust von ge-
wohnten Sicherheiten im Alltag, das Leben der Betroffenen. Es
war von Adaptionsschwierigkeiten nach Ortswechsel, Destabi-
lisierung aufgrund von Beziehungsverlusten, aber auch von
Unsicherheiten im Arbeits- und Aufgabenbereich die Rede.
Diese Menschen waren praktisch wie aus dem Lot, gestresst
und verunsichert, und unter solchen instabilen Lebensumstän-
den kam es zur Infektion.
EINSATZ VON ARZNEIEN DER 3. UND 4. REIHE
DES PERIODENSYSTEMS:
Bei den drei präsentierten Krankengeschichten erkennt man
diesen ursächlichen Störungseinfluss ganz klar und aus diesen
Überlegungen heraus lässt sich auch nachvollziehen, dass bei
meinen Behandlungen vermehrt Arzneien aus der 3. und 4.
Reihe des Periodensystems zum Einsatz kamen. Hier findet man
Arzneien, die jenen Menschen helfen, deren Ordnungssysteme
im Leben bedrohlich in Frage gestellt wurden, und hier findet
man auch jene Arzneien, die imstande sind, Verletzungen des
Raums, aus dem heraus sich Beziehungen, Familie und Freund-
schaften aufbauen, zu heilen.
DR. CHRISTINA ARI
Auslandsaufenthalte in Europa
und Afrika. Studium Malerei und
Medizin in Wien, Promotion
1983. Homöopathiestudium seit
1987 u. a. bei den Lehrern Dorcsi,
Mattitsch, Sankaran, Scholten. In
eigener Praxis niedergelassen seit
1990. Mitarbeit im Team der
ÖGHM seit 1991. Internationale
Vortragstätigkeit mit Schwerpunkt Follikulinum, Hawaii-
arzneien und Steinarzneien.
Publikationen in der HIÖ (Homöopathie in Österreich),
DocHom (Documenta Homeopathica) Bd. 30 zum Thema
Pele‘s Hair.
Kontakt:
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