Spektrum 2/2015 Diagnose Borreliose - page 12

SPEKTRUM DER HOMÖOPATHIE
CHRISTINA ARI ¦ 
AKUTMITTEL LEDUM U. BORRELIA / KONSTITUTIONSARZNEIEN
DIAGNOSE: 
BORRELIOSE
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licea, in aufsteigenden Potenzen, hilft Lara seit vier Jahren immer
wieder hervorragend, ihre innere Stabilität zu stärken. Sie ist seit-
her auch frei von jeglichen Anzeichen einer Borrelieninfektion.
ANALYSE
Im Leben von Lara erkennen wir ebenso wie bei Tamara Themen
von langanhaltender, tiefgreifender zu Destabilisierung führen-
der Verunsicherung, als Nährboden einer hartnäckigen und
langwierigen Borrelieninfektion. Bereits die Schwangerschaft
war geprägt von Unsicherheit und Angst der Mutter, die Eltern-
beziehung war instabil bis hin zum Verlust des Vaters und sie tat
sich schwer, sich gegenüber der Schwester zu behaupten.
Die Verabreichung der Borreliennosode und Ledum in Kombina-
tion bewirkten, dass sich die primär starren Krankheitssymptome
reaktiver präsentierten, sozusagen in Bewegung setzten. Erst
dieses Stadium im Krankheitsprozess erlaubte mir zu differenzie-
ren, welche Symptome rein pathognomonisch und welche kon-
stitutionell geprägt waren, wahlweisend für individuelle, dem
Reaktionsvermögen der Patientin entsprechende Arzneien.
FALLBEISPIEL 3: Junge Frau, 26 Jahre, und ihr Sohn,
2 Jahre, Erythema migrans, Borreliose
Desiree und Seraphin kamen mit einem gemeinsamen Problem
in meine Praxis. Bei beiden hatte sich zum exakt selben Zeit-
punkt ein Erythema migrans entwickelt, bei der Mutter am lin-
ken Oberschenkel, 7 cm im Durchmesser groß, und bei ihrem
Sohn am linken Oberarm, mit 4,3 cm etwas kleiner.
Akutbehandlung:
Nach verweigerter antibiotischer Therapie
verordnete ich Ledum D 12, begleitet von Borrelia D 200, je 3
Gaben in wöchentlichem Abstand. Bei der Kontrolluntersu-
chung nach drei Wochen war das Erythem bei beiden bereits
verschwunden, es war während der Therapie allmählich ver-
blasst, nachdem es zu Beginn kontinuierlich an Größe zuge-
nommen hatte und sich im weiteren Verlauf die scharfe, ring-
förmige Begrenzung aufgelockert hatte.
Vorgeschichte der Patientin:
Beide waren mir vertraut, ich
behandelte Mutter und Sohn seit etwa einem halben Jahr we-
gen einer Bindungsproblematik. Desiree hatte seit jeher Bin-
dungs- und Beziehungsprobleme, die Ursache dafür kann in
ihren traumatischen Kindheitserlebnissen gesehen werden,
und seit der Geburt des Sohnes waren ihr diese erst so richtig
bewusst geworden. Sie begann primär mit einer Psychothera-
pie und wenige Monate später entschloss sie sich zusätzlich für
die Homöopathie.
Zu Beginn der Behandlung war es ihr unmöglich gewesen, ihr
Kind auch nur für einen Moment aus den Augen zu lassen, aus
Angst, es könne ihm etwas zustoßen. Auch Seraphin war sehr
an seiner Mutter verhaftet. Diese Symbiose wurde umso belas-
tender, je älter er wurde, für beide, für Mutter und Kind gleicher-
maßen, und auch der Vater brauchte viel Geduld dabei. Bald
machten beide Fortschritte durch die Behandlung, auch wenn
ich an dieser Stelle nicht auf die Details beziehungsweise die Rei-
henfolge der Arzneien eingehen möchte, da es für die Behand-
lung der Borrelieninfektion nicht von Bedeutung ist. In väterli-
cher Begleitung konnte Seraphin bald die Kinderkrippe besuchen,
was ihm recht gut gefiel, und die Abhängigkeitssituation zwi-
schen ihm und seiner Mutter entspannte sich. Desiree entwickel-
te ihre Selbstständigkeit, das war ein wesentliches Ziel für sie
geworden, bis sie schließlich beschloss, ihren Partner zu verlas-
sen, um ein Leben nach ihren eigenen Vorstellungen zu leben.
Der Bub sollte den Vater jedoch häufig besuchen dürfen.
Situation von Mutter und Kind:
Genau zu dem Zeitpunkt, als
die Entscheidung zur Trennung fiel, entwickelte sich bei den bei-
den gleichzeitig das Erythema migrans, das sichtbare Zeichen
einer manifesten Lyme-Borreliose. Der Hintergrund dieses Infek-
tionsgeschehens war also geprägt von einer Verunsicherung auf
der Beziehungsebene im familiären System der Betroffenen. Die
Mutter war generell verunsichert und überfordert durch ihre
Partner- und Mutterschaft. Beide strahlten eine Art Ruhelosigkeit
aus und Seraphin biss zudem heftig an seinen Fingernägeln. Da
die Krankheit Mutter und Sohn simultan befallen hatte, verord-
nete ich auch beiden dieselbe Arznei zur weiteren Unterstützung
ihrer konstitutionellen Kräfte. Sie erhielten Zincum muriaticum
C 30 zweimal wöchentlich eine Gabe.
Verschreibung:
Zincum muriaticum C 30
Verlauf und Follow-up:
Vier Monate später kamen sie wieder
zu mir. Nachdem beide bereits vor einigen Wochen die Einnah-
me der Arznei gestoppt hatten, weil es ihnen im Allgemeinen
gut zu gehen schien, sogar mit dem Nägelbeißen war Schluss,
bekam Seraphin plötzlich mehrere livide Flecken an verschiede-
nen Stellen des Körpers, die bald darauf auch wieder verschwan-
den oder einfach die Stelle wechselten. Ich sah diese eigenartige
Hautreaktion sofort im Zusammenhang mit der verschwunde-
nen Wanderröte. Borrelien sind wahre Verwandlungskünstler
und können sich in verschiedenartigster Form neu manifestieren.
Der Mutter ging es blendend. Sie hatte sichtlich die richtige
Entscheidung getroffen, ihren eigenen Weg zu gehen. Seit der
Trennung lebte sie gemeinsam mit Seraphin in einem Wohn-
mobil auf einem Campingplatz. Der Ortswechsel und die Tatsa-
che, dass die Mutter nun eine Ausbildung machte, brachte es
mit sich, dass der Junge die Kinderkrippe nicht mehr besuchen
konnte, sein Alltag gestaltete sich als stressig, er war mal hier
und mal da, war also vielen Unregelmäßigkeiten unterworfen.
Nichts war mehr so, wie er es gewohnt gewesen war, viele
seiner vertrauten Sicherheiten waren verloren gegangen.
Also ordnete ich an, die Einnahme von Zincum muriaticum er-
neut fortzusetzen, worauf sich die Flecken bald anhaltend zu-
rückbildeten.
Seit zwei Jahren waren beide nicht mehr in ärztlicher Behand-
lung, es geht ihnen gut.
ALLGEMEINES ZUR HOMÖOPATHISCHEN
BEHANDLUNG VON BORRELIENINFEKTEN
Im Süden von Österreich, genaugenommen im Grenzgebiet zu
Slowenien, gibt es eine sehr hohe Inzidenz von Borrelieninfek-
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