Cerium carbonicum - nicht bange machen und sich nicht dreinreden lassen - ein Papakind mit Stuhlinkontinenz

Von Anne Wirtz

Das Mädchen K. wurde im Februar 2003 geboren.

Im April 2006 wurde sie von ihrer Mutter wegen Bauchschmerzen und wässrigem Durchfall vorgestellt. Sie hatte unregelmäßigen Stuhlgang, meist abends mit ‚feuchtem‘ Flatus. Es sind anscheinend ‚Restsymptome‘ nach einem plötzlichen, hohen Fieber mit Kopf- und Nackenschmerzen vor ein paar Monaten. Anschließend hatte sie über mehrere Tage einen fettigen Stuhlgang. Die Laborbefunde für Urin und Stuhl waren normal.

Während des Gesprächs sitzt K. ruhig da und hört zu. Sie ist recht schüchtern und auf meine Fragen antwortet sie nicht. Sie ist kräftig gebaut, hat ein eckiges Gesicht und tiefe Grübchen in beiden Wangen – wie ihre Mutter.

Sie wurde in vitro gezeugt („gleich der erste Versuch war ein Volltreffer“) und beide Eltern sind überglücklich, dass sie da ist. Die Mutter hat M. Crohn und während der Schwangerschaft wurde ein Nierentumor diagnostiziert, der direkt nach der Entbindung entfernt werden musste.

„Seit sie krank war, ist sie sehr süß und lieb, es ist, als hätte sie eine andere Lebenseinstellung bekommen. Sie ist verspielt und hat eine große Fantasie. Sie ist sehr sensibel und weiß Dinge im Voraus, ein echtes New-Age Kind.“ Die Mutter kann Auren lesen und verbindet ihr Studium an der Universität mit Kursen in Spiritualität.

Wenn sie Menschen zum ersten Mal begegnet ist sie sehr zurückhaltend, auch im Kindergarten meidet sie die dominanten Kinder und sucht ihresgleichen. Sie kann stundenlang alleine spielen und drückt das, was sie tagsüber erlebt, in ihrem Spiel aus. Den Kindergarten besucht sie seit ihrem ersten Geburtstag.

Im letzten Jahr war sie sehr schlecht auf ihre Mutter zu sprechen, die wegen ihres Studiums oft unterwegs ist. „Sie war sauer auf mich, wollte mich nicht ansehen und war einfach biestig - wie eine Katze“. Sie will immer ihren Kopf durchsetzen und ist sehr pingelig. Sie sieht jeden Fehler, jeden Fleck oder Riss - also alles, was nicht perfekt ist - sofort. Sie ist lebhaft und begeisterungsfähig, kann sehr stur und eigensinnig sein. Sie liebt alles, was regelmäßig ist, ein Muster hat – fast schon ritualisiert.

Trotz der Bauchschmerzen hat sie einen guten Appetit. Sie interessiert sich für Essen, hat aber eine Abneigung gegen bestimmtes Gemüse. Sie isst sehr gerne Fleisch, Jogurt und Eiweiß, aber nicht das Eigelb. Ansonsten ist sie eine „unproblematische Esserin“. Sie trinkt wenig, aber Apfelsaft und Milch mag sie und trinkt beides mit etwas lauwarmem Wasser verdünnt.

Bis zu ihrem zweiten Lebensjahr hatte sie Neurodermitis und war anfällig für Asthma. Sie erkältet sich leicht, der Husten bleibt dann meist für mehrere Wochen und sie atmet schwer. Als Baby hat sie am Kopf und auf der Nase geschwitzt. Schlafen „gehört nicht zu ihren Hobbys“. Sie geht gerne spät ins Bett, will aber um halb sechs schon wieder aufstehen. Wenn sie nicht im Kindergarten ist, macht sie keinen Mittagsschlaf. Wenn sie krank ist, sieht sie blass aus, mit ‚müden Augen‘, ist lustlos und unzufrieden und trödelt dann schrecklich viel.

Sie hat Angst davor, Fehler zu machen und kann es nicht ertragen, wenn man sie kritisiert oder verbessert, vor allem nicht, wenn Fremde dabei sind. Sie kommandiert die Leute gerne herum und lässt ihren Frust an Mama aus. Ihren Papa, der sich viel um sie kümmert, himmelt sie an.

Im Kindergarten weigert sie sich, Dinge zu tun, die sie noch nicht beherrscht. Mit Gegenständen geht sie sehr vorsichtig um. Es ist schlimm für sie, wenn sie etwas kaputt macht.

Sie hat ein gutes Gedächtnis.

Auf dem rechten Auge sieht sie nicht gut. Eigentlich sollte sie eine Augenklappe tragen, aber die Eltern haben sich erst einmal dagegen entschieden.

Beim Klettern ist sie sehr vorsichtig, sie fällt nie herunter und hat nie blaue Flecken.

 

Analyse:

Das Bemerkenswerte an diesem Fall sind die Willensstärke, die Sorgfältigkeit und das Bedürfnis nach Ordnung und Struktur. Die fast übertriebene Sorgfalt ihrer Tochter erinnert die Mutter an einen 60-jährigen Menschen.

Das Verlangen nach Autonomie, ein Schlüsselthema der Lanthanide, ist offensichtlich. Die Schüchternheit und Furcht vor Fehlern (sie tut Dinge erst, wenn sie sie gemeistert hat) deutet auf Stadium 4 – Cerium – hin. Aber welches Salz haben wir hier? Wegen des starken Bedürfnisses nach Ordnung, des Schwitzens an Kopf und Nase und der Tatsache, dass sie ein ‚Papakind‘ ist, entschied ich mich für Cerium carbonicum.

Sie bekam Cerium carbonicum 1M.

 

Follow-up:

Vier Wochen später:

Als ich die Tür öffnete, stand sie neben ihrer Mutter, hielt ihre Hand und lachte mich an. Es war wunderbar, ihr strahlendes Gesicht mit den tiefen Grübchen zu sehen. Ihre Mutter berichtet, dass sie am Tag nach der Mittelgabe normalen Stuhlgang hatte und sich auch ihr Wesen verändert hatte. Sie ist nun „keine 60-Jährige“ mehr, sondern ein lebhaftes Kind, das auch mal etwas kaputt macht, klettert, Dinge ausprobiert und auch mal einen blauen Fleck hat. Sie lebt ihre Fantasie spontan aus und improvisiert gerne.

Im Vergleich zu anderen Kindern in ihrem Alter schläft sie wenig und die Mutter trifft sie oft ruhig dasitzend in ihrem Bettchen an, sie sieht aus, als würde sie meditieren. Wenn sie keine Lust auf Kindergarten hat, macht sie Ausreden wie eine Erwachsene. Man muss sie dann überreden, aber wenn sie dann dort ist, gefällt es ihr sehr.

Der Unterschied zwischen vor und nach dem Mittel ist bemerkenswert. Sie ist nicht mehr so perfektionistisch. Davor musste sie immer erst alles aufräumen, bevor sie mit etwas anderem spielte. Jetzt kann sie auch mal Unordnung machen und schmutzige Hände ertragen. Sie ist flexibler geworden, „als wäre sie angekommen in dieser Welt“.

Sie hat immer noch einen leichten Husten, wie ein Reflex.

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Kategorie: Mittel

Schlüsselwörter: Cerium carbonicum, Durchfall

Originalartikel: interhomeopathy.org

Cerium carbonicum - nicht bange machen und sich nicht dreinreden lassen - ein Papakind mit Stuhlinkontinenz

Von Anne Wirtz

Das Mädchen K. wurde im Februar 2003 geboren.

Im April 2006 wurde sie von ihrer Mutter wegen Bauchschmerzen und wässrigem Durchfall vorgestellt. Sie hatte unregelmäßigen Stuhlgang, meist abends mit ‚feuchtem‘ Flatus. Es sind anscheinend ‚Restsymptome‘ nach einem plötzlichen, hohen Fieber mit Kopf- und Nackenschmerzen vor ein paar Monaten. Anschließend hatte sie über mehrere Tage einen fettigen Stuhlgang. Die Laborbefunde für Urin und Stuhl waren normal.

Während des Gesprächs sitzt K. ruhig da und hört zu. Sie ist recht schüchtern und auf meine Fragen antwortet sie nicht. Sie ist kräftig gebaut, hat ein eckiges Gesicht und tiefe Grübchen in beiden Wangen – wie ihre Mutter.

Sie wurde in vitro gezeugt („gleich der erste Versuch war ein Volltreffer“) und beide Eltern sind überglücklich, dass sie da ist. Die Mutter hat M. Crohn und während der Schwangerschaft wurde ein Nierentumor diagnostiziert, der direkt nach der Entbindung entfernt werden musste.

„Seit sie krank war, ist sie sehr süß und lieb, es ist, als hätte sie eine andere Lebenseinstellung bekommen. Sie ist verspielt und hat eine große Fantasie. Sie ist sehr sensibel und weiß Dinge im Voraus, ein echtes New-Age Kind.“ Die Mutter kann Auren lesen und verbindet ihr Studium an der Universität mit Kursen in Spiritualität.

Wenn sie Menschen zum ersten Mal begegnet ist sie sehr zurückhaltend, auch im Kindergarten meidet sie die dominanten Kinder und sucht ihresgleichen. Sie kann stundenlang alleine spielen und drückt das, was sie tagsüber erlebt, in ihrem Spiel aus. Den Kindergarten besucht sie seit ihrem ersten Geburtstag.

Im letzten Jahr war sie sehr schlecht auf ihre Mutter zu sprechen, die wegen ihres Studiums oft unterwegs ist. „Sie war sauer auf mich, wollte mich nicht ansehen und war einfach biestig - wie eine Katze“. Sie will immer ihren Kopf durchsetzen und ist sehr pingelig. Sie sieht jeden Fehler, jeden Fleck oder Riss - also alles, was nicht perfekt ist - sofort. Sie ist lebhaft und begeisterungsfähig, kann sehr stur und eigensinnig sein. Sie liebt alles, was regelmäßig ist, ein Muster hat – fast schon ritualisiert.

Trotz der Bauchschmerzen hat sie einen guten Appetit. Sie interessiert sich für Essen, hat aber eine Abneigung gegen bestimmtes Gemüse. Sie isst sehr gerne Fleisch, Jogurt und Eiweiß, aber nicht das Eigelb. Ansonsten ist sie eine „unproblematische Esserin“. Sie trinkt wenig, aber Apfelsaft und Milch mag sie und trinkt beides mit etwas lauwarmem Wasser verdünnt.

Bis zu ihrem zweiten Lebensjahr hatte sie Neurodermitis und war anfällig für Asthma. Sie erkältet sich leicht, der Husten bleibt dann meist für mehrere Wochen und sie atmet schwer. Als Baby hat sie am Kopf und auf der Nase geschwitzt. Schlafen „gehört nicht zu ihren Hobbys“. Sie geht gerne spät ins Bett, will aber um halb sechs schon wieder aufstehen. Wenn sie nicht im Kindergarten ist, macht sie keinen Mittagsschlaf. Wenn sie krank ist, sieht sie blass aus, mit ‚müden Augen‘, ist lustlos und unzufrieden und trödelt dann schrecklich viel.

Sie hat Angst davor, Fehler zu machen und kann es nicht ertragen, wenn man sie kritisiert oder verbessert, vor allem nicht, wenn Fremde dabei sind. Sie kommandiert die Leute gerne herum und lässt ihren Frust an Mama aus. Ihren Papa, der sich viel um sie kümmert, himmelt sie an.

Im Kindergarten weigert sie sich, Dinge zu tun, die sie noch nicht beherrscht. Mit Gegenständen geht sie sehr vorsichtig um. Es ist schlimm für sie, wenn sie etwas kaputt macht.

Sie hat ein gutes Gedächtnis.

Auf dem rechten Auge sieht sie nicht gut. Eigentlich sollte sie eine Augenklappe tragen, aber die Eltern haben sich erst einmal dagegen entschieden.

Beim Klettern ist sie sehr vorsichtig, sie fällt nie herunter und hat nie blaue Flecken.

 

Analyse:

Das Bemerkenswerte an diesem Fall sind die Willensstärke, die Sorgfältigkeit und das Bedürfnis nach Ordnung und Struktur. Die fast übertriebene Sorgfalt ihrer Tochter erinnert die Mutter an einen 60-jährigen Menschen.

Das Verlangen nach Autonomie, ein Schlüsselthema der Lanthanide, ist offensichtlich. Die Schüchternheit und Furcht vor Fehlern (sie tut Dinge erst, wenn sie sie gemeistert hat) deutet auf Stadium 4 – Cerium – hin. Aber welches Salz haben wir hier? Wegen des starken Bedürfnisses nach Ordnung, des Schwitzens an Kopf und Nase und der Tatsache, dass sie ein ‚Papakind‘ ist, entschied ich mich für Cerium carbonicum.

Sie bekam Cerium carbonicum 1M.

 

Follow-up:

Vier Wochen später:

Als ich die Tür öffnete, stand sie neben ihrer Mutter, hielt ihre Hand und lachte mich an. Es war wunderbar, ihr strahlendes Gesicht mit den tiefen Grübchen zu sehen. Ihre Mutter berichtet, dass sie am Tag nach der Mittelgabe normalen Stuhlgang hatte und sich auch ihr Wesen verändert hatte. Sie ist nun „keine 60-Jährige“ mehr, sondern ein lebhaftes Kind, das auch mal etwas kaputt macht, klettert, Dinge ausprobiert und auch mal einen blauen Fleck hat. Sie lebt ihre Fantasie spontan aus und improvisiert gerne.

Im Vergleich zu anderen Kindern in ihrem Alter schläft sie wenig und die Mutter trifft sie oft ruhig dasitzend in ihrem Bettchen an, sie sieht aus, als würde sie meditieren. Wenn sie keine Lust auf Kindergarten hat, macht sie Ausreden wie eine Erwachsene. Man muss sie dann überreden, aber wenn sie dann dort ist, gefällt es ihr sehr.

Der Unterschied zwischen vor und nach dem Mittel ist bemerkenswert. Sie ist nicht mehr so perfektionistisch. Davor musste sie immer erst alles aufräumen, bevor sie mit etwas anderem spielte. Jetzt kann sie auch mal Unordnung machen und schmutzige Hände ertragen. Sie ist flexibler geworden, „als wäre sie angekommen in dieser Welt“.

Sie hat immer noch einen leichten Husten, wie ein Reflex.

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Kategorie: Mittel

Schlüsselwörter: Cerium carbonicum, Durchfall

Originalartikel: interhomeopathy.org



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