Unser modernes Leben hat sich enorm beschleunigt. Rastlosigkeit und Konzentrationsprobleme sind Resultate eines hektischen Lebensstils. Den Menschen fehlt es an Orientierung, sie fühlen sich verlassen und führungslos. Materielle Dinge, äußere Erscheinung und sexuelle Attraktivität werden höher bewertet als Ethik, Einfühlungsvermögen und Mitgefühl.
All diese Themen finden wir in
homöopathischen Arzneimittelbildern von Insekten, wie Jonathan Hardy beispielhaft an der Empfindung sowie an Prüfungs- und Repertoriumssymptomen des Schmetterlings Limenitis bredowii und der Wanderheuschrecke Schistocerca zeigt.
Auch wenn inzwischen viele neue Insektenarzneien gut geprüft sind, spielen Themen und Signatur im Sinne biologischer Eigenheiten bei der homöopathischen Annäherung an diese uralte und artenreichste Tierklasse eine wichtige Rolle. Das gilt auch für lange bekannte Arzneien wie Apis mellifica, Formica rufa oder Coccus cacti in den Kasuistiken von Rajan Sankaran, Shekhar Algundgi und Sigrid Lindemann oder die als Blasenmittel bewährte Cantharis vesicatoria von Ulrich Welte. Die Arbeit mit Themen und Signatur ermöglicht erste homöopathische Unterscheidungen des unübersichtlichen Insektenreichs. Einen besonders originellen Ansatz verfolgt dabei Peter Fraser mit seinem Beitrag zur Ernährungsweise der Insekten.
Die Differenzierung zwischen Blutsaugern, Kannibalen, Pflanzenliebhabern, Kotfressern und Nektar saugenden Wesen liefert erstaunliche Erkenntnisse für die Homöopathie. Das gilt gleichermaßen für die Frage nach dem Parasitären, die Jörg Wichmann und Angelika Bolte anhand von Coccus cacti und Hirudo medicinalis stellen. Ulrich Welte ergänzt dies mit weiterem Anschauungsmaterial über Wanzen, Flöhe und andere Quälgeister. Dazu zählen sicher auch die nervigen Zweiflügler Musca domestica und Culex musca, deren Stress-Reaktions-Muster Andreas Richter detailliert präsentiert.
Mit den Beiträgen von Jonathan Hardy, Mike Keszler, Alize Timmerman und Jenna Shamat erfahren wir eine Menge über die Schmetterlinge, die zusätzlich zur bereits durch Patricia Le Roux erforschten flatterhaften Hyperaktivität auch mit den Themen von Liebe und Metamorphose, Tod und Wiedergeburt verbunden sind.
Die vielfältigen Beiträge dieses Hefts können nur einen Teil des unglaublichen Spektrums der Insektenwelt abbilden, die nach wie vor noch für die Homöopathie eine Terra incognita ist, in der Themen und Signatur wichtige Orientierungshilfe leisten können, ohne dabei neue Arzneimittelprüfungen zu ersetzen. Diese Ausgabe von SPEKTRUM will ein Gefühl für die spezielle Energie der Insekten geben und dazu anregen, tiefer in ihr Reich einzudringen.