Flipbook Leseprobe - page 10

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LAMIACEAE ¦ PIPERACEAE
SPEKTRUM DER HOMÖOPATHIE
Piperaceae:
Die Familie unter den Blütenpflanzen, die so emp-
findlich auf Langeweile ist und sich nur durch äußere Ablenkung
und Anregung aus diesem Zustand gerissen fühlt, sind die Pi-
peraceen. (Details später.)
Und mit welchem „Miasma“ (soll hier bedeuten: welcher Erleb-
nisdynamik in den Beschwerden) haben wir es hier zu tun? Der
Patient sagt, er habe sich an seinen Zustand gewöhnt, ein An-
stoß könne nur von außen, nie von ihm selber ausgehen. Es geht
ihm schlecht, aber sein Verhalten bleibt gleich. So etwa schreibt
er sich Hausaufgaben erst gar nicht mehr auf, weil er keine Lust
auf Langeweile hat. – Diese Art, mit Problemen umzugehen,
benennen wir in der Empfindungsmethode als sykotisch. Und
das Mittel, das diesem Miasma zugeordnet wird, ist Piper ni-
grum, ein homöopathisch wenig bekanntes Mittel, das ohne die
Suche nach der zentralen Vitalempfindung sicherlich nicht als
Heilmittel in Betracht gekommen wäre und auch symptomatisch
nichts für den Fall hergibt. Wir stützen uns in diesem Fall also
allein auf die Erfahrungen der Empfindungsmethode, weil die
beschriebenen Lokal- und Allgemeinsymptome zu unspezifisch
sind, um eine ordentliche Verschreibung zu rechtfertigen. Manch
einer möchte meinen, es hier mit einem typischen „faulen“
Jugendlichen zu tun zu haben. Zum Glück war er aber in der
Lage, seine Erlebnisweise in diesem Zustand der Langeweile und
Lustlosigkeit so prägnant auszudrücken, dass ein Heilmittel für
ihn gefunden werden konnte.
Verschreibung:
Piper nigrum.
Follow-up:
Schon nach drei Wochen beim Folgetermin berichtet
unser Patient, er habe jetzt wieder Lust, etwas zu tun. Selbst
das Hausaufgabenmachen sei nicht langweilig. Seine Energie
sei gut, er fühle sich wacher und habe gute Konzentration.
Andere erleben ihn als fröhlicher und offener. Er mache wieder
Sport und habe mehr Spaß am Gitarre Spielen. Den Hals habe
er nicht mehr gemerkt, kein Druck mehr. Während er vorher die
Probleme weggeschoben habe, ohne etwas daran zu ändern,
überlege er jetzt, was zu tun ist, und suche nach einer Lösung.
Dieser Zustand blieb auch in der Folge bestehen.
Fallbeispiel 2: Junger Mann, 20 Jahre alt, Antriebslosig-
keit, Schwindel, Konzentrationsprobleme,
er sagt: „Ich bin total fertig!“
Fallaufnahme:
Florian ist 20 und relativ gesund. Er kommt
wegen Antriebslosigkeit, Schwindel und Konzentrationspro-
blemen. Sein Fall ähnelt dem vorigen in vieler Hinsicht, sodass
wir nicht die ganze Anamnese wiedergeben, sondern nur die
Hauptempfindungen, und uns auf das Miasma konzentrieren.
Auf der faktischen Ebene (2) berichtet er von schlechter Laune,
Augenproblemen, Kopfschmerz, Schwindel, Konzentrationspro-
blemen, Schlafstörungen. Seine Gefühle (3) sind geprägt davon,
dass er viel weint, auch bei traurigen Filmen, sich antriebslos
und müde erlebt, keinen Spaß hat. Oft hat er Angst, es nicht zu
schaffen, ist dann ganz angespannt und wie aufgeregt. (Diese
charakteristische Polarität von Antriebslosigkeit bei gleichzeitiger
Aufregung fanden wir schon im vorherigen Fall.) Mental gese-
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