Flipbook Leseprobe - page 9

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LAMIACEAE ¦ PIPERACEAE
ANGELIKA BOLTE, JÖRG WICHMANN ¦
 PIPER METHYSTICUM: PIPER NIGRUM: TEUCRIUM SCORODONIUM
SPEKTRUM DER HOMÖOPATHIE
und meine Beine. Das ist intensiv. Es fühlt sich alles leicht an,
aber das ist, denk‘ ich mal, diese Entspannung.
Was passiert dann?
Normalerweise schlaf‘ ich in zwei, drei Minuten sofort ein. Aber
das krieg‘ ich dann nicht mehr mit. Wenn meine Mutter mich
dann weckt, kriege ich das nie mit. Oder ich mache meinen
Wecker aus und habe das nicht gemerkt. Das fühlt sich an wie
im Traum, als würd‘ ich noch schlafen.
Wie fühlt sich der Zustand an?
Das fühlt sich an sich nicht schlecht an, aber ich merke, dass ich
total gelangweilt bin, und trotzdem kann ich nicht anfangen,
was zu machen.
Beschreib mal das Gefühl von Langeweile.
Pfff (…), das Gefühl ist eigentlich so, wie soll man das sagen,
ich werde dann zum Teil nervös, habe so einen Drang, was zu
machen. Wenn es leicht ist, denke ich mir: Mir ist gerad lang-
weilig, ich würde gern schlafen. Wenn es stärker ist, macht es
richtig nervös. Ich weiß nicht, was ich dann machen soll. Ich
kann auch nicht einfach liegen bleiben und muss anfangen, was
zu machen, und kriege das selten hin. Es geht einfach nicht.
Das ist wie so eine Blockade, irgendwas zu machen.
Genauer?
Es fühlt sich an wie ein Adrenalin-Kick in der Achterbahn, aber
dabei eher schlecht.
Was schlecht?
Pfff ( …). Also dann bin ich eigentlich relativ aufgedreht, aber
hab‘ immer noch diese Blockade, was zu machen. Und das
beides gleichzeitig. Das ist erst mal ziemlich verwirrend, und
ja, ich weiß erst mal nicht wirklich, wie ich darauf reagieren
soll, was ich machen soll (…) pffff (…). Also, ja, wie soll man
sagen (…), das fühlt sich an wie eine stressige, unangenehme
Situation, wie zum Beispiel, wenn man was total Wichtiges
vergessen hat – so in die Richtung geht das.
Wie kommst du ins Tun?
Indem ich, äh, irgendwie was anderes finde, was mich antreibt,
was zu machen, zum Beispiel Musik hören. Also ich spiel selber
Gitarre, und das treibt dann manchmal dazu an und inspiriert
halt, sich dann selber hinzusetzen und ein bisschen zu spielen.
Das muss also von außen kommen?
Ja, oder jemand muss mich anrufen und sagen: Lass uns mal
treffen oder so, dann klappt das auch. Wenn ich was gemacht
hab‘, ist es hinterher auch noch besser und wird nicht gleich
genauso. Es ist immer so, dass ich nur von außen eine Motiva-
tion krieg‘, irgendwas zu machen.
Gab es einen Anlass, wie du da reingerutscht bist?
Wüsste ich so konkret keinen.
Wie ist das in der Schule?
Die Schule ist relativ langweilig geworden. Vorher war das so,
dass manches noch relativ neu war und aufregend, so, aber da
war das schon so, dass ich die meisten Sachen immer sofort
verstanden hab’. Und dann wurde das lange wiederholt, und ich
habe das Interesse verloren. Und dann (…) pffff (…) wurde das
von der grundsätzlichen Einstellung her so, dass ich keine Lust
mehr darauf hatte, weil ich wusste, dass ich mich den ganzen
Tag langweile. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt. Aber
jetzt kommt noch dazu, dass ich nicht oft bis gar nicht Hausauf-
gaben mache. Also ich schreib‘ mir die seit ein paar Jahren gar
nicht mehr auf, weil ich weiß, wenn ich zu Hause bin, denke
ich, das ist sowieso langweilig. Bin normalerweise ein ziemlich
guter Schüler. (
Verstreute Aussagen zusammengefasst.
)
ANALYSE
Dies ist im Wesentlichen die Anamnese. Teilen wir uns der Über-
sicht halber die erhaltenen Informationen danach ein, welcher
Erlebensebene des Patienten sie zugehören, so ergibt sich fol-
gende Aufstellung:
Faktisch (Ebene 2) finden wir den Zustand nach Pfeifferschem
Drüsenfieber, seitdem öfter Mandelentzündung mit Druck im
Hals, Schläfrigkeit, besser nur bei Aktivität und Ablenkung. Auf
der Gefühlsebene (3) zeigt er einen Motivationsmangel, möchte
nur liegen und schlafen, fühlt sich lustlos. Auf der mentalen
Ebene (4) ergibt sich nicht viel, das homöopathisch relevant
wäre. Und auf der sogenannten fünften Ebene, im Erleben der
Vitalempfindung, haben wir vor allem das einer Geste entspre-
chende „Pffff“, das sein Sprechen durchzieht als Ausdruck des
Empfindens von Langeweile, Lustlosigkeit und Schwere. Er erlebt
seinen Körper als entspannt, träge, als wäre er gerade am Ein-
schlafen. Er ist aufgedreht, hat aber eine Blockade, etwas zu tun.
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