Flipbook Leseprobe - page 8

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LAMIACEAE ¦ PIPERACEAE
SPEKTRUM DER HOMÖOPATHIE
ANGELIKA BOLTE, JÖRG WICHMANN ¦
 PIPER METHYSTICUM: PIPER NIGRUM: TEUCRIUM SCORODONIUM
Routineabläufe und permanenter Leistungsdruck in der Ar-
beitswelt einerseits und Reizüberflutung in der Freizeit- und
Werbeindustrie andererseits sorgen dafür, dass viele Menschen
zwischen zu hoher Anspannung („Stress“) und Erschlaffung
(„Abhängen“) fluktuieren, ohne je das rechte Maß, die gute
kreative Spannung, die Würze des Lebens zu finden. Einige
wichtige Pflanzenfamilien geben uns Mittel an die Hand, um die
Empfindlichkeit auf Reize oder auf Reizarmut, auf zuviel Inten-
sität oder ihren Mangel, erlebt als Langeweile, zu beeinflussen.
Zu diesen Familien zählen wir die Piperaceen, die Magnoliaceen,
die Lamiaceen und die Rubiaceen. Wir wollen mit diesem Artikel
zum einen zeigen, wie sich die Vitalempfindungen zweier dieser
Familien – der Piperaceen und der Lamiaceen – unterscheiden
lassen. Zum anderen möchten wir herausarbeiten, wie uns ein
Verständnis der Entwicklungsstadien der Pflanzenfamilien hilft,
die Vitalempfindungen besser einzuordnen und ein klareres Ge-
samtbild des Pflanzenreiches zu bekommen.
Fallbeispiel 1: Junge, 16 Jahre alt, rezidivierende An-
ginen, große Müdigkeit, er sucht: „Eine
Beschäftigung, bei der man nicht wirklich
was machen muss!“
Fallaufnahme:
Sebastian ist ein 16-jähriger, intelligenter Ju-
gendlicher, der nach einer Mononukleose unter rezidivierenden
Anginen und vor allem an Schläfrigkeit leidet. Er beginnt seinen
Bericht mit medizinischen Fakten über seine Vorerkrankung aus
dem letzten Jahr. Die Frage steht an, ob die häufig entzünde-
ten Mandeln entfernt werden müssten. Außerdem leidet er an
starker Schläfrigkeit.
ANAMNESE
Worunter leidest du zur Zeit besonders?
Pffff (
langes seufzendes Ausatmen mit einem pfff-Laut
). Vor
allem so unter dieser Schläfrigkeit.
Die ist seit dem Drüsenfieber?
Pffff (…) die ist schon ziemlich lang (…) pffff, ja seitdem.
Dann beschreibe mal deine Schläfrigkeit.
Ich hab‘ so Tage, da kann ich aufstehen, und da bin ich wach
und alles ist in Ordnung. Aber das ist selten. Der Normalfall ist,
dass ich so ein, zwei Stunden müde bin und dann mach‘ ich
mehr und dann geht‘s wieder. Und dann gibt es Tage, wo ich
vom Gefühl her meine, ich könnte sofort wieder einschlafen. Und
das ist unabhängig davon, ob ich was gemacht habe oder nicht.
Wann ist die Müdigkeitsphase dann?
Pffff, morgens auf jeden Fall immer und nachmittags. Abends
kommt es immer darauf an, da ist es selten so.
Beschreib mal mehr von der Müdigkeit.
Also das äußert sich so vor allem in dem Gefühl, dass ich einfach
(…), dass der Körper schwer ist, dass ich denke, mir könnten die
Augen zufallen. (
Das ist alles schon lange vor der Mononukleose
der Fall gewesen, wohl schon seit der vierten Klasse
.)
Was macht das mit dir?
Pfff (…). Die (…) letztendlich macht die komplett motivationslos,
weil ich, also, wie gesagt, dann was anzufangen fällt ziemlich
schwer, weil es sich so anfühlt, als sei ich total müde. Ich merk‘s
aber normalerweise, wenn ich dann was anfange, was mir Spaß
macht, dass es langsam weggeht. Nur, äh (…), ich kann mich
halt selten motivieren, dann was zu machen.
Wie ist das?
Ich hab dann letztendlich keine Lust, was zu machen, und will
nur liegen oder schlafen. Es kommt dann schon mal vor, dass
ich einschlaf‘, das ist aber nicht so oft so, und statt dessen (…)
pfffff (…) ist mir dann langweilig und ich versuch irgendwie
eine Beschäftigung zu finden, bei der ich aber gleichzeitig nicht
wirklich was machen muss.
Was heißt das?
Dass ich im Bett liegen kann und (…) pffff (…) und zum Beispiel
einfach einen Film sehen kann oder so. Wobei es dabei oft so
ist, dass ich nach 20 Minuten gar keine Lust mehr hab‘. Besser
ist das an Tagen, wo ich viel zu tun habe. Davon werde ich
nicht müder. Nur wenn nichts anliegt, dann werde ich so müde
und kann mich nicht motivieren, überhaupt etwas zu machen.
Wie ist das denn körperlich, wenn du so müde bist?
Ich fühl‘ mich eigentlich auf jeden Fall ziemlich entspannt, aber
dabei richtig träge.
Beschreib das mal.
Pffff (…) Also das fühlt sich ein bisschen so an, als wär ich ge-
rade am Einschlafen. Das ist eigentlich so, dass sich dann alles
lockert und ich höre dann auf, groß über Sachen nachzudenken.
Ich spür‘ relativ genau meine ganzen Körperteile, meine Hände
AUTOREN ¦ Angelika Bolte, Jörg Wichmann
ZUSAMMENFASSUNG:
An zwei Kasuistiken von Ado-
leszenten wird die typische Vitalempfindung der Pi-
peraceen deutlich mit ihrer Polarität zwischen Lange-
weile, schlapp, Schmerz und Vergnügen, Unterhaltung,
Abwechslung. Die Lamiaceen suchen dagegen mehr
die sinnliche Erregung und neigen zur Sucht, wie ein
Fallbeispiel zeigt. Ein Vergleich der beiden Pflanzen-
familien aus der Perspektive der Pflanzenevolution
macht die Unterschiede in der Vitalempfindung besser
verständlich.
SCHLÜSSELWÖRTER:
Ekzem, Erlebensebene, Lamia-
ceae, Magnoliidae, Miasma, Mononucleose, Pflanzene-
volution, Piperaceae, Piper methysticum, Piper nigrum,
Pubertät, Rubiaceae, Sucht, Teucrium scorodonium,
Vitalempfindung, Wärmeregulation, Yakir
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