Homöopathie in der Kinderonkologie in Deutschland |
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Nachdruck aus: Evidence-Based Complementary and Alternative Medicine Autoren: Alfred Längler (1), Claudia Spix(2), Friedrich Edelhäuser(3), Genn Kameda(4), Peter Kaatsch(5), Georg Seifert(6) |
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Inhalt der Studie Die Homöopathie ist eine häufig angewendete Behandlungsmethode der Komplementär- und Alternativmedizin (CAM). |
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Bei dieser Studie handelt es sich um eine Forschungsarbeit auf dem Gebiet der pädiatrischen Krebserkrankungen, die Behandlungsverlauf -, ergebnisse und Zufriedenheit von Homöopathie-Anwendern (HUs) und Anwendern anderer Formen der CAM, die mit komplementären und alternativen Methoden, aber nicht homöopathisch behandelt wurden, also Nicht-Homöopathie-Anwendern (NHUs), in der pädiatrischen Onkologie (PO) in Deutschland vergleicht. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
186 (45,2%) der 367 CAM Anwender wurden homöopathisch behandelt. Die Behandlungsdauer betrug im Mittel 601 Tage für HUs und 282 Tage für NHUs. Die meisten HUs erhielten ihre Rezepte von Heilpraktikern (56%; 29,4% der NHUS). HUs kommunizieren häufiger mit ihren Ärzten über den Einsatz von CAM (77,7% versus 65,2%) und empfehlen CAM öfter weiter als NHUs (94% versus 85,6%). Die Homöopathie ist die am häufigsten verwendete CAM-Behandlung in PO in Deutschland. HUs führen ihre Therapien wesentlich länger fort als NHUs. Die meisten Familien, die homöopathisch behandelt hatten, bevor bei ihrem Kind Krebs diagnostiziert wurde, wendeten Homöopathie auch in der Krebsbehandlung ihres Kindes an. Im Vergleich zu anderen CAM-Behandlungen scheint die Zufriedenheit der Patienten mit der Homöopathie sehr hoch zu sein. 1. Einführung Komplementäre und alternative Therapien (CAM) werden häufig in der Behandlung akuter und chronischer Erkrankungen sowohl in Deutschland als auch weltweit eingesetzt. Dies gilt gleichermaßen für Erwachsene und Kinder. Mit 1595 beteiligten Eltern ist unsere Studie z.Zt. die umfangreichste Studie dieser Art in der internationalen Literatur. 35% der 1063 Patienten, deren Eltern an der Studie teilnahmen, verwendeten CAM. Vorerfahrungen mit CAM, schlechte Prognose und höherer sozialer Status beeinflussten die Wahrscheinlichkeit der CAM-Anwendung (in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit). Trotz der Kontroversen um die Homöopathie gehen wir in der pädiatrischen Onkologie von einer wachsenden Zahl von Homöopathie-Anwendern aus. Daher sind die Benutzerprofile von Homöopathie-Anwendern in diesem Bereich von großem Interesse. Bisher wurden keine Studien über den Einsatz von Homöopathie in der pädiatrischen Onkologie veröffentlicht. Mit wenigen Ausnahmen wurden homöopathische Mittel in der pädiatrischen Onkologie nur ergänzend zur Schulmedizin eingesetzt. Homöopathie wird sowohl von Ärzten als auch von Heilpraktikern verschrieben und auch als Selbst-Medikation eingesetzt. Homöopathie spielt in vielen hoch entwickelten Ländern eine ebenso bedeutsame Rolle wie in anderen Ländern wie z.B. Indien. 2. Patienten und Methoden Die Befragung von Eltern auf dem Postweg wurde im Jahr 2004 in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kinderkrebsregister (GCCR) durchgeführt. Mindestens 95% aller Krebsfälle von Kindern in Deutschland sind in der GCCR registriert. Die Studienpopulation umfasste alle Eltern in Deutschland mit einem Kind (im Alter unter 15 Jahren), das im Jahr 2001 mit Krebs diagnostiziert und durch die GCCR systematisch erfasst und registriert wurde. Ausschlusskriterien waren Tod innerhalb der ersten 8 Wochen nach der Diagnose und die Entwicklung eines zweiten Krebses. Die Umfrage wurde in Abstimmung mit allen deutschen Krankenhäusern, die Kinder mit Leukämie und Krebs im Jahr 2001 behandelt hatten und der GCCR durchgeführt. Der Fragebogen enthielt eine alphabetische Liste von 69 möglichen CAM Behandlungen und Therapien, von denen eine Homöopathie war. Die CAM-Anwender, die diese Kategorie benannten, wurden als Homöopathie-Benutzer (HUs) bezeichnet und mit denen der Nicht-Homöopathie-Benutzer (NHUS) (dh. Anwendern von anderen Alternativmedizinischen Methoden, jedoch nicht Homöopathie) verglichen. Alle Patienten hatten eine konventionelle Therapie als auch die angegebenen ergänzenden Behandlungen erhalten. Die Studie wurde von der Ethikkommission der Universität Witten / Herdecke, Deutschland genehmigt und in Übereinstimmung mit der World Medical Association Deklaration von Helsinki durchgeführt. 3. Statistische Analyse Dies ist keine analytische Studie; sie führt daher in erster Linie zu aussagekräftigen Statistiken, das heißt, es werden Prozentsätze in Bezug auf die erhobenen Daten vorgestellt
Tabelle 1: Die „wichtigsten“ CAM Behandlungsmethoden aus Sicht der Nutzer. Es wurden nur Behandlungsmethoden aufgeführt, die von den CAM-Anwendern mindestens 10 Mal genannt worden waren (Mehrfachnennungen möglich).
4. Ergebnisse 4.1. CAM Anwendung Die mittlere Dauer der Anwendung von homöopathischen Arzneimitteln war 601 Tage. Die mittlere Dauer der Nutzung aller anderen CAM-Therapien betrug 282 Tage. In vielen Fällen dauerte die Therapie zum Zeitpunkt der Befragung noch an. Es gab keine besondere Konzentration der Homöopathie-Anwender in bestimmten diagnostischen Gruppen. Insgesamt 396 (37,3%) der Befragten hatten Vorerfahrungen mit CAM, am häufigsten mit Homöopathie:127 von 166 (76,5%); 38 (22,9%) Homöopathie-Nutzer hatten noch keine CAM-Erfahrung. Der Anteil der HUs mit hohem sozialen Status war etwa gleich hoch wie in der Gruppe der NHUs (52% bzw. 47,6%). 4.2. Begleitumstände der CAM-Anwendung Der Vergleich zwischen HUs und NHUs im Hinblick auf die Gründe für den Einsatz von CAM zeigte, dass die Kategorien - „zur physikalischen Stabilisierung“ (77,7% versus 63,2%), (72,3% versus 61,2%) Heilpraktiker spielten bei den HUs eine deutlich größere Rolle als die behandelnden Ärzte. In der großen Mehrzahl der Fälle erhielten HUs ihre Verschreibungen von Heilpraktikern (56% versus 29,4% der NHUs). Selbstmedikation spielt für HUs eine geringere Rolle als für NHUs (13,8% versus 23,4%). Das gleiche gilt für das soziale Umfeld (28,9% versus 42,3%). In den meisten Fällen wurde CAM gleichzeitig mit der konventionellen Behandlung beim pädiatrischen Onkologen durchgeführt. 14% der Nutzer begannen mit der CAM-Behandlung erst nach Ende der konventionellen Therapie. 4.3. Kommunikation Der Anteil der Familien, die mit ihren Ärzten über die Verwendung von CAM bei ihrem Kind gesprochen hat, war unter den HUs besonders hoch (77,7%) im Vergleich zu etwa zwei Dritteln bei den NHUs (65,2%). 4.4. Hoffnung und Realität Es gab keinen wesentlichen Unterschied zwischen den beiden Gruppen hinsichtlich ihrer Grundüberzeugung über die Wirksamkeit von CAM. Vor Behandlungsbeginn waren 68% der HUs und 59,2% der NHUs „absolut sicher“ oder „ziemlich sicher“, dass CAM einen positiven Einfluss auf die Krankheit ihres Kindes haben würde. Allerdings war der Anteil der „Zweifler“ höher in der NHU Gruppe (31,8% versus 21,1%). In der HU-Gruppe zeigten sich keine wesentlichen Unterschiede zwischen den Erwartungen der Eltern und der tatsächlichen Wirkung der Homöopathie auf die Krankheit ihres Kindes. 5. Diskussion Die vorliegenden Daten entstammen der umfangreichsten und ersten bevölkerungsbezogenen Studie über die Verbreitung von CAM in der pädiatrischen Onkologie. Ein wichtiger Faktor, der die Wahrscheinlichkeit CAM zu nutzen, in der Kinderonkologie beeinflusst, sind die Vorerfahrungen mit CAM in der Familie, bevor das Kind an Krebs erkrankte. Unsere Daten zeigen keine Abhängigkeit zwischen der Anwendung von Homöopathie und einem höheren sozialen Status. In einer qualitativen Vergleichsstudie von Homöopathen und konventionellen Ärzten wurde festgestellt, dass die Eltern die Behandlung durch einen Homöopathen - verglichen mit dem symptom-basierten Ansatz eines konventionellen Arztes – als ganzheitlicher erleben. Dies gilt auch für die HUs in dieser Umfrage, auch wenn die verschreibenden Therapeuten zum größten Teil Heilpraktiker waren. Die Daten dieser Umfrage lassen keine Rückschlüsse auf die Wirksamkeit der Behandlung, das Auftreten von Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen mit homöopathischen Mitteln zu. In einer klinischen Doppelblind-Studie von Paris et al., waren die Patienten in beiden Gruppen (Verum und Placebo) von der Wirksamkeit der Homöopathie sowohl vor als auch nach der Behandlung überzeugt. 6. Einschränkungen Da ein relativ hoher Prozentsatz der befragten Familien Anthroposophische Medizin (AM) zusätzlich zur Homöopathie anwendet, könnte die Häufigkeit der Homöopathie-Nutzung in der pädiatrischen Onkologie in Deutschland in dieser Studie leicht überrepräsentiert sein. Für Laien ist es oft schwierig, zwischen AM und Homöopathie zu unterscheiden, da beide potenzierte Arzneimittel verwenden. 7. Fazit Die Homöopathie ist die am häufigsten verwendete ergänzende Therapie in der pädiatrischen Onkologie in Deutschland. Die meisten Homöopathie-Anwender haben bereits vor der Krebserkrankung ihres Kindes Homöopathische Mittel genommen bzw. ihren Kindern gegeben und würden Homöopathie an andere in ähnlichen Situationen weiter empfehlen. Diese Studie wurde durch ein Stipendium der Deutschen Kinderkrebsstiftung Bonn unterstützt. Alfred Lägler wird durch ein Forschungsstipendium der Software AG Stiftung unterstützt. Die Finanzierungsquellen hatte keinen Einfluss auf die Planung der Studie, die Datenanalyse oder den Prozess der Veröffentlichung. |
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***************************************************************************** (1) Abteilung für Kinder- und Jugend-Medizin, Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke, Gerhard-Kienle-Weg 4, 58313 Herdecke, Deutschland, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland (2) Deutsches Kinderkrebsregister (GCCR), Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie, und Informatik (IMBEI), Universität Mainz, Deutschland (3) Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland (4) Abteilung für Kinder- und Jugend-Medizin, Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke, Gerhard-Kienle-Weg 4, 58313 Herdecke, Deutschland (5) Deutsches Kinderkrebsregister (GCCR), Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik (IMBEI), Universität Mainz, Deutschland (6) Abteilung für Kinderonkologie und Hämatologie, Otto Heubner Zentrum für Kinder- und Jugend-Medizin, Charité-Universitätsmedizin Berlin, Deutschland
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