Mit der Ausgabe zum zehnjährigen Jubiläum von SPEKTRUM DER HOMÖOPATHIE wollen wir als Diskussionshilfe für unsere Leser den Stand der Forschung und die Evidenzlage zusammenfassen. Denn mittlerweile wird der Homöopathie in der öffentlichen Diskussion jegliche Evidenz abgesprochen, sie wird diffamiert und lächerlich gemacht. Man wiederholt dabei gerne das objektiv falsche Argument, für die Homöopathie gäbe es keine wissenschaftlichen Beweise für eine Wirksamkeit über Plazebo hinaus.
Es ist ein verbreitetes Missverständnis, evidenzbasierte Medizin (EBM) beruhe allein auf wissenschaftlichen Studien. Wie unser Titelbild veranschaulicht, geht es bei einer evidenzbasierten Behandlungs-Entscheidung darum, die Erfahrungen, Erwartungen und Präferenzen von PatientInnen, die klinische Expertise der behandelnden ÄrztInnen und das Wissen aus Studien zu integrieren. Eine über viele Jahre konstant hohe Zustimmungsrate in der Bevölkerung spricht für die Präferenz vieler Menschen für die Homöopathie. Die klinische Expertise wiederum hat SPEKTRUM in den letzten Jahren an zahllosen Kasuistiken demonstriert.
Vier besonders eindrucksvolle Fallbeispiele unserer internationalen Autoren unterstreichen noch einmal auf dieser Ebene der Evidenz, dass die Homöopathie auch bei schweren Pathologien, wie Autoimmunhepatitis, Kardiomyopathie, multipler Sklerose oder systemischem Lupus erythematodes, wirksam sein kann. Alle Bereiche von EBM deckt Heiner Frei mit seiner Arbeit zur Behandlung des ADHS ab. Hier verbindet sich die aus Ängsten vor den Nebenwirkungen von Ritalin resultierende Präferenz der Patienten und ihrer Eltern mit der langjährigen Praxiserfahrung eines Kinderarztes und den Ergebnissen einer viel beachteten randomisierten Doppelblindstudie zu einer eindeutigen evidenzbasierten Entscheidung für die homöopathische Therapie.
Wer angesichts der Datenlage noch immer von einem Placeboffekt spreche, könne - so unsere Autoren, die in der wissenschaftlichen Forschung tätig sind – die Daten nicht lesen. Getestet haben sie die Wirkung von Hochpotenzen ebenso an ausgefeilten experimentellen Pflanzen-Modellen in der homöopathischen Grundlagenforschung wie in einer umfangreichen Übersicht über die klinische Forschung. Hier geht der Trend in der Homöopathie wie auch in anderen Bereichen der Medizin in die Richtung von Studiendesigns, die die Wirksamkeit therapeutischer Interventionen unter möglichst realistischen Bedingungen untersuchen. Weil randomisierte Doppelblindstudien zur Wirkung einer Therapie oft nur wenig Erkenntnis für die klinische Anwendung liefern, favorisiert man heute eine vergleichende Wirksamkeitsforschung mit dem Ziel, spezifische klinische Entscheidungen für PatientInnen, aber auch für die Gesundheitspolitik zu ermöglichen.
Für viele KollegInnen kann die Homöopathie als ganzheitliche und immaterielle Behandlungsmethode gar nicht nach den Maßstäben der naturwissenschaftlich-materialistischen Medizin beurteilt werden. Doch auch wenn die geistartige Wirkung einer Arznei nicht gemessen werden kann, bleiben genaue Beobachtung und gewissenhafte Dokumentation die Basis homöopathischer Praxis und Forschung und werden auch in Zukunft wesentliche Merkmale unserer Zeitschrift und ihrer Autoren sein.
Das Infekt-Spektrum ist eines der besten Hefte, die ich erinnere. So viele schlüssige Zugänge zum Mittel, alles von kompetenten Autoren geschrieben, so viele gute Facetten gibt es sonst nirgends in einer Zeitschrift. Jeder Artikel ist schlüssig und aufschlussreich.
Besonders gefallen haben mir die Tipps der erfahrenen Ute Bullemer, die ich bisher nicht kannte; ich werde an Anantherum denken bei der häufigen Portioerosion; Erodium ist übrigens auch öfters gut.
Heiner Freis Methode ist schlüssig dargestellt, bei uns längst dankbare Ergänzung des Alltags.
Super fand ich die Darstellung von T. Curtis über die Zitterpappel, die sie sehr schön schildert und durch Fälle belegt, die dann auch durch die Pflanzentheorie erklärbar sind: tolle Arbeit.
D. Payrhuber hat auch sehr schöne Fälle, vor allem die beiden Helleborus Fälle.
Auch Rajan Sankarans Pulsatilla Fall deckt sich mit unseren besten Puls-Fällen, sie sind nämlich nicht nur so sanft wie immer behauptet wird: diese Eigenschaft ist ein Teil des Bildes und entspricht Stadium 2. Die Tatsache, dass die Patientin empört einen Rikshafahrer ohrfeigte, fand ich interessant, denn es stimmt: die Ranunculaceae sind alle mehr oder weniger schnell empört und so gereizt, dass sie auch zuschlagen könn(t)en, wie man es von Staph kennt. Auch das innere oder äußere Zittern oder Beben gehört zu allen Ranunceln.
Franz Swoboda hat mich mit seinem ausgezeichneten Artikel sehr zum Lachen gebracht. Ergänzend wäre zu sagen, dass die Quintessenz seiner „Epidemie“ auch in Jan Scholtens Elementen beschrieben wird: Ant-t hilft praktisch in allen Fällen von chronischer Bronchitis mehr oder weniger (das hat er sonst von keinem Mittel so behauptet, und es stimmt), aber es heilt nicht. Vor allem seine neue Beobachtung der Mycoplasmennosode als Pendant ist sehr interessant.
Dann der Choleraartikel: einfach Super, das beste was ich über die Cholera bisher gelesen habe. Gerade die gute Widerlegung, dass nur das Meiden von Aderlässen und die (geringe) Flüssigkeitszufuhr der einzige Grund für die unbestreitbare Überlegenheit der damaligen homöopathischen Behandlungen sei, fand ich sehr schlüssig.
Dann die Iquilai Studie: wo findet man so was heute? Erstklassig.
Selbst Kate Birchs Birkentrunk für alle Impfprobleme fand ich interessant, auch wenn man sagen muss, dass man es sich auch selbst unnötig schwer machen kann durch zu viele theoretische Erwägungen. Man versteht zumindest, warum so alles in einen Trank gepackt werden muss. Immerhin ein schöner Fall.
Die Mollusken von Fr. Schuller-Schreib sind auch lohnenswert. In diesem Zusammenhang auch der Calc-Fall von K Adal.
Dann auch der Hinweis auf den Index am Schluss: ein Super-Heft. weiterlesen ...