Durch den Schock am Boden zerstört: ein Gelsemium-Fall

Von Arul Manickam

Unsere Patientin, eine Frau mittleren Alters, hatte bereits einen CT-Scan, es wurde eine linksseitige Lähmung des dritten Hirnnervs diagnostiziert. Der Grund ist ein Aneurysma in der hinteren Hirnschlagader.

Der Nervusoculomotorius steuert den Großteil der Augenbewegungen (Auge, Augenlid und Pupille). Eine Lähmung führt zu Ptosis, erweiterten Pupillen und einer eingeschränkten Beweglichkeit des Augapfels.

Patientengeschichte

- Lidsenkung des linken Oberlides (Ptosis) seit 15 Tagen, kein Pupillenlichtreflex, Pupillenerweiterung, Bewegungsfähigkeit des Auges eingeschränkt.

- Seit fünf bis sechs Jahren linksseitige Kopfschmerzen. Pochende Schmerzen in der linken Schläfe. Wird wütend, wenn man sie während der Kopfschmerzen stört, schimpft mit allen, wenn wütend. Während der Kopfschmerzen auch Schmerzen im Auge, als würde sie sich am liebsten das Auge herausreißen.

- Erbricht sich vier bis fünf Mal. Das Erbrochene riecht nach Neembaum.

Körperliche Allgemeinsymptome

- Kälteempfindliche Patientin, kann den Winter mit regnerischem Wetter kaum ertragen.

- Stuhlgang: nur alle vier bis fünf Tage. Schwierigkeiten beim Stuhlgang, der Stuhl lässt sich nur schwer absetzen +++

- Schlaf: müde, Schlafbedürfnis überwältigend +++

- Schweiß: reichlich; übelriechend; riecht nach Neembaum.

Gemütssymptome

Die Patientin leidet immer noch unter dem Tod ihres Schwiegersohnes im Jahr zuvor. Das Ereignis hat sie sehr mitgenommen. Sie fühlt sich verlassen, glaubt, niemanden mehr zu haben, der sich um sie und die Familie ihrer Tochter kümmert: „Wer wird sich um meine Familie kümmern? Wer wird um die Ausbildung meiner Enkeltöchter sorgen?“ Als sie vom Tod ihres Schwiegersohnes erfuhr, stand sie unter Schock und wurde plötzlich bewusstlos. Sie beschreibt ihre Empfindung in dieser Zeit als „schockiert und am Boden zerstört“.

Sie macht sich große Sorgen um ihre Enkelkinder und ihre Familie, sie hat Angst, dass jemand schlecht über ihre Enkeltöchter reden könnte. Vor einem chirurgischen Eingriff hat sie Angst, weil sie befürchtet, diesen nicht zu überleben. Von Natur aus ist sie ein mitfühlender Mensch.

Gesamtheit der Symptome

- Gefühl der Verlassenheit

- Große Angst, Erwartungsspannung

- Schockiert und am Boden zerstört

- Unsicherheit

- Beschwerden durch Kummer, Schock

- Schläfrigkeit

- Obstipation

- Schweiß reichlich und übelriechend

- Linksseitige Lähmung, linksseitige Kopfschmerzen

- Fröstelig

- Ptosis

Verschreibung: Gelsemium C200, Einmalgabe

Follow-up

Im Laufe des nächsten Jahres ist der Fortschritt langsam, aber beständig. Die Patientin gewinnt an Energie, ist nicht mehr so müde und schläft gut. Sie wird aktiver und energischer. Mit ihrem Stuhlgang hat sie keine Probleme mehr und auch der Schweiß riecht nicht mehr so stark. Am wichtigsten ist, dass ihr Auge wieder beweglicher wird und die Lidsenkung verschwindet. Ihr Sehvermögen bessert sich und das betroffene Auge tränt auch nicht mehr. Ihre Pupillen funktionieren wieder normal und die Kopfschmerzen lassen allmählich nach. Allgemein fühlt sie sich stabiler und ausgeglichener als vorher und sagt, dass sie nicht mehr so „am Boden zerstört sei“.

Differentialdiagnostik: Gelsemium – Calcium carbonicum

Das Reaktionsmuster eines Gelsemium-patienten ist Schock: „Wie konnte das nur passieren? Ich habe gestern erst mit ihnen gesprochen und jetzt sind sie tot.“ Gelsemium fühlt sich geschockt und wie am Boden zerstört.

Calcium carbonicum-Patienten reagieren auf schlimme Nachrichten (z.B. im Fernsehen) oder Grausamkeiten mit Angst. Sie müssen aus dem Zimmer gehen und die Augen schließen. Obwohl viele Rubriken hier auch auf Calcium carbonicum passen – Furcht vor einer Operation, Furcht vor der Meinung anderer, Unsicherheit, Abhängigkeit, schlimme Geschichten, die die Patientin verstören, reichlicher und übelriechender Schweiß, Obstipation und Kälteempfindlichkeit – ist Gelsemium das indizierte Mittel, weil die Schläfrigkeit ein Charakteristikum dieser Arznei ist. Außerdem ist Calcium carbonicum ein rechtsseitiges Mittel, bei unserem Fallbeispiel sind die Symptome aber linksseitig.

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Photo: Shutterstock
Shattereddancer; Markos86

Kategorie: Fälle

Schlüsselwörter: heftige Angst, schockiert und am Boden zerstört, Unsicherheit, Ptosis, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Obstipation

Mittel: Gelsemium

Originalartikel: Interhomeopathy.org

Durch den Schock am Boden zerstört: ein Gelsemium-Fall

Von Arul Manickam

Unsere Patientin, eine Frau mittleren Alters, hatte bereits einen CT-Scan, es wurde eine linksseitige Lähmung des dritten Hirnnervs diagnostiziert. Der Grund ist ein Aneurysma in der hinteren Hirnschlagader.

Der Nervusoculomotorius steuert den Großteil der Augenbewegungen (Auge, Augenlid und Pupille). Eine Lähmung führt zu Ptosis, erweiterten Pupillen und einer eingeschränkten Beweglichkeit des Augapfels.

Patientengeschichte

- Lidsenkung des linken Oberlides (Ptosis) seit 15 Tagen, kein Pupillenlichtreflex, Pupillenerweiterung, Bewegungsfähigkeit des Auges eingeschränkt.

- Seit fünf bis sechs Jahren linksseitige Kopfschmerzen. Pochende Schmerzen in der linken Schläfe. Wird wütend, wenn man sie während der Kopfschmerzen stört, schimpft mit allen, wenn wütend. Während der Kopfschmerzen auch Schmerzen im Auge, als würde sie sich am liebsten das Auge herausreißen.

- Erbricht sich vier bis fünf Mal. Das Erbrochene riecht nach Neembaum.

Körperliche Allgemeinsymptome

- Kälteempfindliche Patientin, kann den Winter mit regnerischem Wetter kaum ertragen.

- Stuhlgang: nur alle vier bis fünf Tage. Schwierigkeiten beim Stuhlgang, der Stuhl lässt sich nur schwer absetzen +++

- Schlaf: müde, Schlafbedürfnis überwältigend +++

- Schweiß: reichlich; übelriechend; riecht nach Neembaum.

Gemütssymptome

Die Patientin leidet immer noch unter dem Tod ihres Schwiegersohnes im Jahr zuvor. Das Ereignis hat sie sehr mitgenommen. Sie fühlt sich verlassen, glaubt, niemanden mehr zu haben, der sich um sie und die Familie ihrer Tochter kümmert: „Wer wird sich um meine Familie kümmern? Wer wird um die Ausbildung meiner Enkeltöchter sorgen?“ Als sie vom Tod ihres Schwiegersohnes erfuhr, stand sie unter Schock und wurde plötzlich bewusstlos. Sie beschreibt ihre Empfindung in dieser Zeit als „schockiert und am Boden zerstört“.

Sie macht sich große Sorgen um ihre Enkelkinder und ihre Familie, sie hat Angst, dass jemand schlecht über ihre Enkeltöchter reden könnte. Vor einem chirurgischen Eingriff hat sie Angst, weil sie befürchtet, diesen nicht zu überleben. Von Natur aus ist sie ein mitfühlender Mensch.

Gesamtheit der Symptome

- Gefühl der Verlassenheit

- Große Angst, Erwartungsspannung

- Schockiert und am Boden zerstört

- Unsicherheit

- Beschwerden durch Kummer, Schock

- Schläfrigkeit

- Obstipation

- Schweiß reichlich und übelriechend

- Linksseitige Lähmung, linksseitige Kopfschmerzen

- Fröstelig

- Ptosis

Verschreibung: Gelsemium C200, Einmalgabe

Follow-up

Im Laufe des nächsten Jahres ist der Fortschritt langsam, aber beständig. Die Patientin gewinnt an Energie, ist nicht mehr so müde und schläft gut. Sie wird aktiver und energischer. Mit ihrem Stuhlgang hat sie keine Probleme mehr und auch der Schweiß riecht nicht mehr so stark. Am wichtigsten ist, dass ihr Auge wieder beweglicher wird und die Lidsenkung verschwindet. Ihr Sehvermögen bessert sich und das betroffene Auge tränt auch nicht mehr. Ihre Pupillen funktionieren wieder normal und die Kopfschmerzen lassen allmählich nach. Allgemein fühlt sie sich stabiler und ausgeglichener als vorher und sagt, dass sie nicht mehr so „am Boden zerstört sei“.

Differentialdiagnostik: Gelsemium – Calcium carbonicum

Das Reaktionsmuster eines Gelsemium-patienten ist Schock: „Wie konnte das nur passieren? Ich habe gestern erst mit ihnen gesprochen und jetzt sind sie tot.“ Gelsemium fühlt sich geschockt und wie am Boden zerstört.

Calcium carbonicum-Patienten reagieren auf schlimme Nachrichten (z.B. im Fernsehen) oder Grausamkeiten mit Angst. Sie müssen aus dem Zimmer gehen und die Augen schließen. Obwohl viele Rubriken hier auch auf Calcium carbonicum passen – Furcht vor einer Operation, Furcht vor der Meinung anderer, Unsicherheit, Abhängigkeit, schlimme Geschichten, die die Patientin verstören, reichlicher und übelriechender Schweiß, Obstipation und Kälteempfindlichkeit – ist Gelsemium das indizierte Mittel, weil die Schläfrigkeit ein Charakteristikum dieser Arznei ist. Außerdem ist Calcium carbonicum ein rechtsseitiges Mittel, bei unserem Fallbeispiel sind die Symptome aber linksseitig.

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Photo: Shutterstock
Shattereddancer; Markos86

Kategorie: Fälle

Schlüsselwörter: heftige Angst, schockiert und am Boden zerstört, Unsicherheit, Ptosis, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Obstipation

Mittel: Gelsemium

Originalartikel: Interhomeopathy.org



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