Das kleine Mädchen ist nie erwachsen geworden:
Ein Fall von Lac humanum

von So?a Koyšová


Die 62-jährige Frau hatte telefonisch einen Termin bei mir vereinbart. Die ehemalige Lehrerin hat 25 Jahre lang eine Einrichtung für behinderte Kinder geleitet. Seit einiger Zeit arbeitet sie jedoch für einen Goldhändler und verkauft das Edelmetall an Goldschmiedewerkstätten.

Beobachtung

Die äußere Erscheinung der Patientin überraschte mich. Als ich die Tür öffneteum sie hereinzubitten, stand eine kleine, zierliche und sehr schmale Person mit dem Rücken zu mir.Ich schätzte sie auf höchstens 13 Jahre, denn sie trug außerdem einen karierten Minirock und ein pink farbenes T-Shirt. „Ein Mädchen“ ging mir durch den Kopf. Als die Patientin sich mir aber zuwandte, zeigte sich mir eine alte Frau mit vielen Falten im Gesicht. Ein Widerspruch zu dem sonst sehr kindlichen Habitus. Ihre Augenpartie war stark gerötet und es sah aus, als trüge sie eine rote Brille.

Sona Koyšová (SK):  Worum geht es?

Patientin (P): Ich habe ein Problem mit meinem Gesicht. Meine Haut fühlt sich verbrannt an, sie sieht rot aus, wie verbrannt. Ich habe auch das Gefühl, als würde sie bald aufplatzen. Morgens sind meine Lider so geschwollen.

SK: Wie lange haben Sie die Beschwerden schon?

P: Im Winter 2007 fing es an und verschwand dann aber. Vor 4 Monaten kam es wieder. Ich habe schon viele Salben ausprobiert, auch Kortisonsalben, aber es half alles nicht. In dieser Zeit hatten wir Probleme in der Familie.

Wenn ich Tomaten esse, wird es schlimmer. Ich nehme 4 verschiedene Tabletten und ein paar Nahrungsergänzungsmittel. Ich glaube an die natürlichen Wirkkräfte, Medikamente nehme ich nicht so oft.

SK: Erzählen Sie mir etwas über sich.

P: Ich habe schon als kleines Kind Entzündungen gehabt. Meine Stelle als Leiterin einer Einrichtung für behinderte Kinder hat mich auch krank gemacht, ich wurde allergisch dagegen. Es war ein sehr stressiger Job und ich habe eine Allergie entwickelt, mit Entzündungen um die Augen herum. Als ich meine Stelle dort aufgab um für eine private Firma zu arbeiten, die Edelmetalle vertreibt, verschwanden alle Beschwerden. Aber vor 9 Monaten hat es wieder angefangen.

Ich jogge jeden Tag 10-12 Kilometer und gehe regelmäßig ins Fitnessstudio. Ich habe hohen Blutdruck. Nachts ist er besonders hoch, ich wache davon auf. Dann ist mir immer sehr kalt. Ich messe nachts meinen Blutdruck, er liegt immer so bei 210/110. Wenn er so hoch ist, rufe ich meist den Krankenwagen. Ich kann mich noch daran erinnern, als das zum ersten Mal nachts passierte. Eine Stimme schrie mich an: „Ela, Ela – wach auf!“ Ich bin wirklich aufgewacht, es hat mir wahrscheinlich das Leben gerettet.

Als ich nach meiner Scheidung mit den Kindern alleine war, hatte ich oft Schwindel. Damals hatte ich vier Arbeitsstellen gleichzeitig.

Seit Februar habe ich nach jeder Mahlzeit starken wässrigen Durchfall, egal, was ich esse. Man hat aber nichts gefunden, die Untersuchungen sind negativ.

SK: Was noch?

P: Früher habe ich als Lehrerin gearbeitet. Ich habe mich gern um die behinderten Kinder gekümmert und sie mochten mich auch. Ich bin der Meinung, dass Lehrer auch unter einer Teilbehinderung leiden, sie können nicht mit Autoritäten umgehen.

(SK: Ich erklärkte der Patientin, dass sie mir so viel wie möglich über sich selbst erzählen solle, damit ich das passende Mittel für sie herausfinden könne. An diesem Punkt begann die Patientin zu weinen.)

P: Ich hatte eine sehr schwere Kindheit. Meine Mutter war drei Mal verheiratet und immer ist es schief gegangen. Sie war unglücklich, dominant und fanatisch. Nach ihrer Scheidung stand sie mit 3 Kindern alleine da. Wir lebten in einem Dorf. Meine Mutter trat den Zeugen Jehovas bei, kommt aber aus einer streng katholischen Familie; ihre Familie konnte das nicht akzeptieren. Sie wurde richtig fanatisch. Sie hat sich nicht mehr um mich gekümmert. Ich wollte damals unbedingt von Zuhause weg und in Bratislava studieren. Fünf Jahre später heiratete meine Mutter wieder – ihr neuer Ehemann war schizophren und bedrohte sie mit einem Messer, machte Dinge kaputt und tyrannisierte uns alle. Meine Mutter wurde von ihm schwanger und bekam ein Baby mit Down-Syndrom.Ich kümmerte mich um das Baby als wäre es mein eigenes bis ich selbst auszog. Dann heiratete meine Mutter wieder und wechselte oft den Wohnort. Keines ihrer Kinder hat noch Kontakt zu ihr.

Während meines Studiums wurde ich schwanger und bekam einen Sohn. Mein Mann war sehr unzuverlässig und wir wurden bald wieder geschieden. Mein zweiter Ehemann war gewalttätig, wir konnten nicht zusammenleben. Er drohte mir körperlich und misshandelte mich. Finanziell hat er mich überhaupt nicht unterstützt. Ich hatte vier Arbeitsstellen gleichzeitig.

Mein Sohn zog mit 18 Jahren aus und lebt jetzt bei seinem Vater. Mittlerweile nimmt er Drogen und ist Alkoholiker.

Mein Großvater war auch Alkoholiker. Er hat sich selbst umgebracht.

Ich lebe nun seit 20 Jahren alleine. Ich will keine Männer mehr in meinem Leben haben.

SK: Was für ein Mensch sind Sie?

P: Ich kann gut organisieren und mit Menschen zusammenarbeiten. Ich mache genug Druck, damit sie ihre Aufgaben gut erledigen. Meine emotionalen Probleme verdränge ich mit Arbeit; ich arbeite viel. Außerdem bin ich ungeduldig. Zuhause bin ich aber nicht dominant. Ich bin sehr geschickt, nähe viel und habe einen Sinn für Ästhetik.

SK: Was essen Sie gern?

P: Früher habe ich gern Brot mit Kürbiskernöl gegessen. Jetzt esse ich eher Brot mit Olivenöl. Milch kann ich nicht ausstehen.

SK: Träumen Sie?

P: Wenn es in der Familie Probleme gibt, bekomme ich Albträume. Ich habe dann das Gefühl zu ersticken. Ich träume von Toten.

SK: Haben Sie Ängste?

P: Ich habe Angst vor Kindern und vor meiner Mutter. Sie ist ein schlechter Mensch. Wenn ich sie doch einmal besuche, bin ich anschließend in Tränen aufgelöst. Mein Sohn ist emotional abhängig von mir. Wir telefonieren oft stundenlang. Ich lese gern spirituelle Literatur. Ich glaube an höhere Mächte. Ich beginne meinen Tag immer mit den Fünf Tibetern und bete. Ich bin überzeugt, dass alle Menschen Intuition besitzen, sie aber meistens unterdrücken. Nichts geschieht durch Zufall.

Analyse

Die Patientin ist eine unabhängige Frau. Religion und Spiritualität sind wichtig für sie. Kindheit und Jugend waren schwer.

Von Geburt an hat sie eine schwierige Beziehung zu ihrer Mutter. Die Mutter war launisch und hat ihr nie wirkliche Liebe geben können.

Außerdem musste sie sich um ein behindertes Geschwisterkind kümmern. Ihre spätere Arbeit mit behinderten Kindern hat sie geliebt.

Beziehungen sind generell schwierig, auch mit Ehepartnern funktioniert es nicht. Sie ist zweimal geschieden und lebt seit 23 Jahren allein.
Obwohl ihr Sohn schon mit 18 Jahren auszog, ist sie immer noch in eine ungesunde Beziehung zu ihm verstrickt.

Ihr äußeres Erscheinungsbild steht im Widerspruch zu ihrem Alter. Sie sieht aus wie ein 13-jähriges Mädchen. Nur ihr Gesicht lässt ihr wahres Alter erkennen.

 
Folgende Lac humanum – Themen finden wir in diesem Fallbeispiel:

- Gestörte Bindung zur Mutter
- Gefühl, verlassen zu sein (Gefühl der Isolation)
- Wohltätig/engagiert sich für ihre Mitmenschen
- Leidenschaftlich (ehrgeizig)
- Spirituell; höhere Mächte
- Märtyrer
- Feminismus
- Abneigung gegen Milch

Verschreibung:

Anhand der Symptome verschreibe ich Lac humanum LM6, einmal täglich einzunehmen. Ich bat die Patientin, das Mittel nicht mehr einzunehmen, sobald es ihr besser gehe.

Follow-ups

24 Stunden nach der ersten Gabe bekam ich eine E-Mail von der Patientin: „Ihre Behandlung übertrifft alle meine Erwartungen! Ich fühle mich schon heute zu 70% besser.“

(SK: Eine solche Reaktion hatte ich nicht erwartet und machte mir Sorgen. Würde die Besserung anhalten? Ich befürchtete, dass die Patientin einen Rückschlag erleiden würde und ich ein neues Mittel für sie suchen müsste. Zwei Monate lang hörte ich nichts von ihr.)

Zwei Monate später: Die Patientin kleidete sich jetzt ihrem Alter entsprechend und sah nicht mehr aus wie eine 13-Jährige.

P: Das Ekzem an meinen Augen verschwand über Nacht. Eine Woche später war es noch einmal in abgeschwächter Form da, verschwand dann aber wieder. Seitdem ist es weg.

Mein Sohn ist wieder bei mir eingezogen. Sein Vater hat ihn weggeschickt und wie ein kaputtes Spielzeug fallen gelassen. Er macht jetzt einen Entzug; ich hoffe, dass er damit von den Drogen weg kommt.

Mein Blutdruck steigt nur noch an, wenn ich wirklich viel Stress habe. Meine Verdauung hat sich normalisiert, ich habe keinen Durchfall mehr. Ich kann es kaum glauben.

Verschreibung: Lac humanum LM6 bei Bedarf.

Ein Jahr später: Die Patientin kommt in die Praxis, weil sie wieder Durchfall hat und ein leichtes Ekzem an den Augen. Der Blutdruck ist aber stabil.

SK: Wann haben Sie das Mittel zuletzt eingenommen?

P: Vor ein paar Tagen. Es ist schon viel besser geworden. Vor einem Monat bekam ich Haarausfall. Mir war auch sehr schwindelig. Nachdem ich das Mittel genommen hatte, ging es wieder weg. Auch meine Myome sind kleiner geworden.

Ich träume von meinem Sohn. Im Traum ist er noch ein kleiner Junge und ich soll mich um ihn kümmern. Ich fühle mich unruhig und meine Gedanken sind wie verschwunden. Mein Sohn wohnt jetzt bei mir. Er ist in Therapie und nimmt keine Drohen mehr.

Verschreibung: Lac humanum C200

Innerhalb von drei Tagen hatte die Patientin keinen Durchfall mehr. Das Ekzem um die Augen war nach zwei Wochen nicht mehr zu sehen. Seitdem sind 12 Monate vergangen; in dieser Zeit musste sie nur ab und zu wegen einer leichten Erkältung behandelt werden. Das Ekzem ist nicht mehr aufgetreten.

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Fotos: Shutterstock - Elderly woman smiling indoors. Looking at camera. Senior female © morrowlight

Shutterstock - Depressed little girl hugging teddy bear © ambrozinio

Kategorie: Fälle
Schlüsselwörter: von der Mutter verlassen, Abneigung gegen Milch, Bluthochdruck
Mittel: Lac humanum

Das kleine Mädchen ist nie erwachsen geworden:
Ein Fall von Lac humanum

von So?a Koyšová


Die 62-jährige Frau hatte telefonisch einen Termin bei mir vereinbart. Die ehemalige Lehrerin hat 25 Jahre lang eine Einrichtung für behinderte Kinder geleitet. Seit einiger Zeit arbeitet sie jedoch für einen Goldhändler und verkauft das Edelmetall an Goldschmiedewerkstätten.

Beobachtung

Die äußere Erscheinung der Patientin überraschte mich. Als ich die Tür öffneteum sie hereinzubitten, stand eine kleine, zierliche und sehr schmale Person mit dem Rücken zu mir.Ich schätzte sie auf höchstens 13 Jahre, denn sie trug außerdem einen karierten Minirock und ein pink farbenes T-Shirt. „Ein Mädchen“ ging mir durch den Kopf. Als die Patientin sich mir aber zuwandte, zeigte sich mir eine alte Frau mit vielen Falten im Gesicht. Ein Widerspruch zu dem sonst sehr kindlichen Habitus. Ihre Augenpartie war stark gerötet und es sah aus, als trüge sie eine rote Brille.

Sona Koyšová (SK):  Worum geht es?

Patientin (P): Ich habe ein Problem mit meinem Gesicht. Meine Haut fühlt sich verbrannt an, sie sieht rot aus, wie verbrannt. Ich habe auch das Gefühl, als würde sie bald aufplatzen. Morgens sind meine Lider so geschwollen.

SK: Wie lange haben Sie die Beschwerden schon?

P: Im Winter 2007 fing es an und verschwand dann aber. Vor 4 Monaten kam es wieder. Ich habe schon viele Salben ausprobiert, auch Kortisonsalben, aber es half alles nicht. In dieser Zeit hatten wir Probleme in der Familie.

Wenn ich Tomaten esse, wird es schlimmer. Ich nehme 4 verschiedene Tabletten und ein paar Nahrungsergänzungsmittel. Ich glaube an die natürlichen Wirkkräfte, Medikamente nehme ich nicht so oft.

SK: Erzählen Sie mir etwas über sich.

P: Ich habe schon als kleines Kind Entzündungen gehabt. Meine Stelle als Leiterin einer Einrichtung für behinderte Kinder hat mich auch krank gemacht, ich wurde allergisch dagegen. Es war ein sehr stressiger Job und ich habe eine Allergie entwickelt, mit Entzündungen um die Augen herum. Als ich meine Stelle dort aufgab um für eine private Firma zu arbeiten, die Edelmetalle vertreibt, verschwanden alle Beschwerden. Aber vor 9 Monaten hat es wieder angefangen.

Ich jogge jeden Tag 10-12 Kilometer und gehe regelmäßig ins Fitnessstudio. Ich habe hohen Blutdruck. Nachts ist er besonders hoch, ich wache davon auf. Dann ist mir immer sehr kalt. Ich messe nachts meinen Blutdruck, er liegt immer so bei 210/110. Wenn er so hoch ist, rufe ich meist den Krankenwagen. Ich kann mich noch daran erinnern, als das zum ersten Mal nachts passierte. Eine Stimme schrie mich an: „Ela, Ela – wach auf!“ Ich bin wirklich aufgewacht, es hat mir wahrscheinlich das Leben gerettet.

Als ich nach meiner Scheidung mit den Kindern alleine war, hatte ich oft Schwindel. Damals hatte ich vier Arbeitsstellen gleichzeitig.

Seit Februar habe ich nach jeder Mahlzeit starken wässrigen Durchfall, egal, was ich esse. Man hat aber nichts gefunden, die Untersuchungen sind negativ.

SK: Was noch?

P: Früher habe ich als Lehrerin gearbeitet. Ich habe mich gern um die behinderten Kinder gekümmert und sie mochten mich auch. Ich bin der Meinung, dass Lehrer auch unter einer Teilbehinderung leiden, sie können nicht mit Autoritäten umgehen.

(SK: Ich erklärkte der Patientin, dass sie mir so viel wie möglich über sich selbst erzählen solle, damit ich das passende Mittel für sie herausfinden könne. An diesem Punkt begann die Patientin zu weinen.)

P: Ich hatte eine sehr schwere Kindheit. Meine Mutter war drei Mal verheiratet und immer ist es schief gegangen. Sie war unglücklich, dominant und fanatisch. Nach ihrer Scheidung stand sie mit 3 Kindern alleine da. Wir lebten in einem Dorf. Meine Mutter trat den Zeugen Jehovas bei, kommt aber aus einer streng katholischen Familie; ihre Familie konnte das nicht akzeptieren. Sie wurde richtig fanatisch. Sie hat sich nicht mehr um mich gekümmert. Ich wollte damals unbedingt von Zuhause weg und in Bratislava studieren. Fünf Jahre später heiratete meine Mutter wieder – ihr neuer Ehemann war schizophren und bedrohte sie mit einem Messer, machte Dinge kaputt und tyrannisierte uns alle. Meine Mutter wurde von ihm schwanger und bekam ein Baby mit Down-Syndrom.Ich kümmerte mich um das Baby als wäre es mein eigenes bis ich selbst auszog. Dann heiratete meine Mutter wieder und wechselte oft den Wohnort. Keines ihrer Kinder hat noch Kontakt zu ihr.

Während meines Studiums wurde ich schwanger und bekam einen Sohn. Mein Mann war sehr unzuverlässig und wir wurden bald wieder geschieden. Mein zweiter Ehemann war gewalttätig, wir konnten nicht zusammenleben. Er drohte mir körperlich und misshandelte mich. Finanziell hat er mich überhaupt nicht unterstützt. Ich hatte vier Arbeitsstellen gleichzeitig.

Mein Sohn zog mit 18 Jahren aus und lebt jetzt bei seinem Vater. Mittlerweile nimmt er Drogen und ist Alkoholiker.

Mein Großvater war auch Alkoholiker. Er hat sich selbst umgebracht.

Ich lebe nun seit 20 Jahren alleine. Ich will keine Männer mehr in meinem Leben haben.

SK: Was für ein Mensch sind Sie?

P: Ich kann gut organisieren und mit Menschen zusammenarbeiten. Ich mache genug Druck, damit sie ihre Aufgaben gut erledigen. Meine emotionalen Probleme verdränge ich mit Arbeit; ich arbeite viel. Außerdem bin ich ungeduldig. Zuhause bin ich aber nicht dominant. Ich bin sehr geschickt, nähe viel und habe einen Sinn für Ästhetik.

SK: Was essen Sie gern?

P: Früher habe ich gern Brot mit Kürbiskernöl gegessen. Jetzt esse ich eher Brot mit Olivenöl. Milch kann ich nicht ausstehen.

SK: Träumen Sie?

P: Wenn es in der Familie Probleme gibt, bekomme ich Albträume. Ich habe dann das Gefühl zu ersticken. Ich träume von Toten.

SK: Haben Sie Ängste?

P: Ich habe Angst vor Kindern und vor meiner Mutter. Sie ist ein schlechter Mensch. Wenn ich sie doch einmal besuche, bin ich anschließend in Tränen aufgelöst. Mein Sohn ist emotional abhängig von mir. Wir telefonieren oft stundenlang. Ich lese gern spirituelle Literatur. Ich glaube an höhere Mächte. Ich beginne meinen Tag immer mit den Fünf Tibetern und bete. Ich bin überzeugt, dass alle Menschen Intuition besitzen, sie aber meistens unterdrücken. Nichts geschieht durch Zufall.

Analyse

Die Patientin ist eine unabhängige Frau. Religion und Spiritualität sind wichtig für sie. Kindheit und Jugend waren schwer.

Von Geburt an hat sie eine schwierige Beziehung zu ihrer Mutter. Die Mutter war launisch und hat ihr nie wirkliche Liebe geben können.

Außerdem musste sie sich um ein behindertes Geschwisterkind kümmern. Ihre spätere Arbeit mit behinderten Kindern hat sie geliebt.

Beziehungen sind generell schwierig, auch mit Ehepartnern funktioniert es nicht. Sie ist zweimal geschieden und lebt seit 23 Jahren allein.
Obwohl ihr Sohn schon mit 18 Jahren auszog, ist sie immer noch in eine ungesunde Beziehung zu ihm verstrickt.

Ihr äußeres Erscheinungsbild steht im Widerspruch zu ihrem Alter. Sie sieht aus wie ein 13-jähriges Mädchen. Nur ihr Gesicht lässt ihr wahres Alter erkennen.

 
Folgende Lac humanum – Themen finden wir in diesem Fallbeispiel:

- Gestörte Bindung zur Mutter
- Gefühl, verlassen zu sein (Gefühl der Isolation)
- Wohltätig/engagiert sich für ihre Mitmenschen
- Leidenschaftlich (ehrgeizig)
- Spirituell; höhere Mächte
- Märtyrer
- Feminismus
- Abneigung gegen Milch

Verschreibung:

Anhand der Symptome verschreibe ich Lac humanum LM6, einmal täglich einzunehmen. Ich bat die Patientin, das Mittel nicht mehr einzunehmen, sobald es ihr besser gehe.

Follow-ups

24 Stunden nach der ersten Gabe bekam ich eine E-Mail von der Patientin: „Ihre Behandlung übertrifft alle meine Erwartungen! Ich fühle mich schon heute zu 70% besser.“

(SK: Eine solche Reaktion hatte ich nicht erwartet und machte mir Sorgen. Würde die Besserung anhalten? Ich befürchtete, dass die Patientin einen Rückschlag erleiden würde und ich ein neues Mittel für sie suchen müsste. Zwei Monate lang hörte ich nichts von ihr.)

Zwei Monate später: Die Patientin kleidete sich jetzt ihrem Alter entsprechend und sah nicht mehr aus wie eine 13-Jährige.

P: Das Ekzem an meinen Augen verschwand über Nacht. Eine Woche später war es noch einmal in abgeschwächter Form da, verschwand dann aber wieder. Seitdem ist es weg.

Mein Sohn ist wieder bei mir eingezogen. Sein Vater hat ihn weggeschickt und wie ein kaputtes Spielzeug fallen gelassen. Er macht jetzt einen Entzug; ich hoffe, dass er damit von den Drogen weg kommt.

Mein Blutdruck steigt nur noch an, wenn ich wirklich viel Stress habe. Meine Verdauung hat sich normalisiert, ich habe keinen Durchfall mehr. Ich kann es kaum glauben.

Verschreibung: Lac humanum LM6 bei Bedarf.

Ein Jahr später: Die Patientin kommt in die Praxis, weil sie wieder Durchfall hat und ein leichtes Ekzem an den Augen. Der Blutdruck ist aber stabil.

SK: Wann haben Sie das Mittel zuletzt eingenommen?

P: Vor ein paar Tagen. Es ist schon viel besser geworden. Vor einem Monat bekam ich Haarausfall. Mir war auch sehr schwindelig. Nachdem ich das Mittel genommen hatte, ging es wieder weg. Auch meine Myome sind kleiner geworden.

Ich träume von meinem Sohn. Im Traum ist er noch ein kleiner Junge und ich soll mich um ihn kümmern. Ich fühle mich unruhig und meine Gedanken sind wie verschwunden. Mein Sohn wohnt jetzt bei mir. Er ist in Therapie und nimmt keine Drohen mehr.

Verschreibung: Lac humanum C200

Innerhalb von drei Tagen hatte die Patientin keinen Durchfall mehr. Das Ekzem um die Augen war nach zwei Wochen nicht mehr zu sehen. Seitdem sind 12 Monate vergangen; in dieser Zeit musste sie nur ab und zu wegen einer leichten Erkältung behandelt werden. Das Ekzem ist nicht mehr aufgetreten.

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Fotos: Shutterstock - Elderly woman smiling indoors. Looking at camera. Senior female © morrowlight

Shutterstock - Depressed little girl hugging teddy bear © ambrozinio

Kategorie: Fälle
Schlüsselwörter: von der Mutter verlassen, Abneigung gegen Milch, Bluthochdruck
Mittel: Lac humanum



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