Wärmetherapie: Die beliebtesten Wärmeanwendungen im Vergleich

von Katharina Korbach

Abbildung 1: Einige Verfahren der Wärmetherapie eignen sich sowohl für medizinische Zwecke als auch für die private Anwendung. Wir erklären, was die einzelnen Methoden jeweils ausmacht, und bei welchen Beschwerden Sie von Wärmeanwendungen profitieren können.

Beliebte Wärmeanwendungen wie Moorpackungen, Infrarotlicht, die klassische Wärmflasche oder Kirschkernkissen wirken entspannend und können Schmerzen lindern. In diesem Blogartikel erfahren Sie nicht nur, bei welchen Beschwerden die Wärmetherapie häufig eingesetzt wird, sondern auch, wie genau die Wärme im Körper ihre Wirkung entfaltet. In einem umfassenden Überblick lernen Sie vier der meistgenutzten Wärmeanwendungen kennen und erfahren, wie Sie die heilende Kraft der Wärme am besten für sich und Ihre Gesundheit nutzen können.

Was versteht man unter Wärmetherapie?

Bereits seit Jahrhunderten wird Wärme in vielen Kulturen zur Linderung von Schmerzen und zur Entspannung eingesetzt. Zu den bekanntesten Beispielen zählen die finnische Sauna und das türkische Hamam. Im japanischen Raum sind heiße Thermalquellen, sogenannte Onsen, für ihre heilenden Eigenschaften bekannt. Die in den Quellen enthaltenen Mineralstoffe wirken entzündungshemmend und sind besonders wohltuend bei Muskel- und Gelenkbeschwerden. Im Ayurveda wiederum wird Wärme unter anderem in Form von Ölmassagen genutzt, bei denen Heilkräuter erwärmt und auf verspannte Körperstellen gelegt werden.

In der heutigen westlichen Welt wird die Wärmetherapie der Thermotherapie zugeordnet. Unter dem Begriff „Thermotherapie“ fasst man sowohl invasive als auch nicht-invasive medizinische Behandlungsmethoden zusammen, bei denen Wärme oder Kälte gezielt genutzt werden, um Schmerzen zu lindern, die Durchblutung zu fördern und Heilungsprozesse zu unterstützen. Sehr häufig kommen Wärmeanwendungen wie Moor- und Fangopackungen in Kombination mit Physiotherapie, manueller Therapie oder Chirogymnastik zum Einsatz. Bei der Wärmetherapie wird meist mit mittleren Temperaturen (etwa 40 °C) über einen längeren Zeitraum gearbeitet. Neben den Anwendungen im medizinischen Kontext gibt es auch Varianten der Wärmetherapie (z.B. Wärmflasche und Kirschkernkissen), die sich für eine Selbstbehandlung zu Hause besonders gut eignen.

Bei welchen Beschwerden ist eine Wärmetherapie sinnvoll?

Während sich die Kältetherapie vor allem für die Behandlung von akuten Beschwerden eignet, wird die Wärmetherapie in der Regel nur bei nicht-entzündlichen Erkrankungen eingesetzt. Zu den häufigen Anwendungsgebieten zählen:

  • Muskelverspannungen
  • steifer Nacken
  • Rückenschmerzen
  • Arthrose und weitere Gelenkbeschwerden
  • Menstruationsschmerzen
  • Bauchkrämpfe
  • chronische Schmerzen
  • Durchblutungsstörungen
  • Stress und mentale Anspannung

Wenn Muskeln massiv verspannen, werden sie schlechter durchblutet. Dies setzt einen Teufelskreis in Gang, bei dem es durch die verminderte Durchblutung zu einem Abfall des pH-Wertes kommt. In der Folge übersäuert das Gewebe (Gewebsazidose), was typischerweise weitere Schmerzen und Verspannungen sowie Müdigkeit und Leistungsschwäche nach sich zieht. Um eine Verschlimmerung der Muskelverspannungen zu verhindern und ihnen entgegenzuwirken, ist die Wärmetherapie gut geeignet. Durch Wärme erweitern sich die Gefäße und die Durchblutung wird wieder angeregt. Dadurch kann sich auch der Stoffwechsel im Gewebe regulieren, sodass es nicht zu einer Übersäuerung kommt.

Wie mehrere kleine Studien zeigen, kann sich die Wärmetherapie auch bei psychischen Erkrankungen mitunter positiv auswirken. So führte in einer US-amerikanischen Studie eine Ganzkörperwärmebehandlung bei Depressionspatienten zu einer anhaltenden Stimmungsaufhellung.[1] Die Forschenden schlussfolgern, dass es sich bei der Ganzkörperwärmebehandlung um ein sicheres und schnell wirksames Behandlungsverfahren mit einem langfristigen therapeutischen Effekt bei Depressionen handelt. Zugleich weisen sie darauf hin, dass weitere, groß angelegte klinische Studien notwendig sind, um die möglichen positiven Effekte der Wärmetherapie bei Depressionen zu bestätigen.

Welche gesundheitlichen Vorteile bieten Wärmebehandlungen?

Abbildung 2: Eine Wärmetherapie kann den Stoffwechsel sowie die Regenerationsfähigkeit und Beweglichkeit bestimmter Körperbereiche beeinflussen.

Sofern sie korrekt und zielgerichtet durchgeführt werden, können sich Wärmebehandlungen in vielerlei Hinsicht positiv auf das körperliche und psychische Wohlbefinden auswirken. Das oberste Ziel der Wärmetherapie ist es stets, die potenziell gesundheitsfördernden Reaktionen des Körpers auf Wärme anzuregen. Im Folgenden haben wir die wichtigsten Grundprinzipien der Wärmetherapie für Sie zusammengefasst.

Die Wärmetherapie …

  • fördert die Durchblutung: Durch Wärme werden die Gefäße im Körper erweitert und der Blutfluss angeregt.
  • unterstützt den Stoffwechsel: Durch die verbesserte Durchblutung wird auch der Stoffwechsel beschleunigt. So können Stoffwechselendprodukte leichter abtransportiert und Entzündungen langfristig reduziert werden. Ein verbesserter Stoffwechsel trägt zudem zur Stärkung des Immunsystems bei.
  • beschleunigt Heilungsprozesse: Nicht nur Abtransport von unerwünschten Substanzen, sondern auch der Transport von hilfreichen Enzymen wird durch eine Erweiterung der Blutgefäße erleichtert. Somit gelangen die Enzyme und andere heilungsfördernde Stoffe schneller zu den betroffenen Stellen und das geschädigte Gewebe kann rascher regenerieren.
  • verbessert die Beweglichkeit: Sind die Muskeln entspannt, werden die Muskelfasern geschmeidiger und die Gesamtbeweglichkeit verbessert sich.
  • lindert Schmerzen: Sobald sich das Gewebe lockert und Verspannungen abnehmen, reduzieren sich in der Regel auch die damit verbundenen Schmerzen. Die schmerzlindernde Wirkung von Wärmeanwendungen entfaltet sich jedoch noch über einen weiteren, faszinierenden Mechanismus: Wenn ein Wärmereiz gesetzt wird, konkurriert dieser mit den Schmerzreizen um die neuronale Weiterleitung. So erreichen insgesamt weniger Schmerzsignale das Gehirn und das Schmerzempfinden nimmt insgesamt ab.
  • trägt zur Entspannung bei: Neben der Muskelentspannung hat Wärme auch eine entspannende Wirkung auf das vegetative Nervensystem. Stresshormone wie Cortisol werden reduziert und stattdessen Neurotransmitter wie Endorphine freigesetzt. Endorphine wirken stimmungsaufhellend, indem sie die Ausschüttung der „Glückshormone“ Serotonin und Dopamin fördern.

Von Wärmflasche bis Infrarot: Vier beliebte Wärmeanwendungen im Vergleich

Abbildung 3: Die verschiedenen verfügbaren Wärmeanwendungen unterscheiden sich unter anderem in der Art, Dauer und Intensität der Wärmeabgabe.

Um die heilende Kraft der Wärme zu nutzen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Welche Wärmeanwendung für Sie am besten geeignet ist, hängt unter anderem vom Anwendungszweck, Ihrem allgemeinen Gesundheitszustand sowie Ihren persönlichen Vorlieben ab. Die einzelnen Methoden der Wärmetherapie unterscheiden sich außerdem in ihrer Intensität und in der Art der Wärmeabgabe. Während beispielsweise Moorpackung langanhaltende Tiefenwärme generieren, ist die Wärmewirkung eines Kirschkernkissens oberflächlicher und kürzer. Nachfolgend stellen wir Ihnen vier beliebte Wärmeanwendungen mit ihren wichtigsten Merkmalen vor.

Moorpackungen

Schon in der Antike wurden Moor- und Fangopackungen in europäischen Heilbädern, vor allem in Deutschland, Österreich und Tschechien, angewendet. Bei der klassischen Behandlung werden Moorpackungen auf über 40 Grad erwärmt und lokal auf die betroffenen Körperstellen gelegt. Anschließend wird die in der Moorpackung gespeicherte Wärme schrittweise und gleichmäßig abgegeben. Moor enthält zahlreiche wertvolle bioaktive Bestandteile, darunter viele Mineralstoffe, Spurenelemente und pflanzliche Antioxidantien, die den Heilungsprozess unterstützen können. Besonders hervorzuheben sind zudem die in Moor enthaltenen Huminsäuren, die aufgrund ihrer entzündungshemmenden Wirkung bei Erkrankungen wie Rheuma oder Arthrose besonders wirksam sind.

Ein systematische Übersichtsarbeit, die mehrere, zwischen 2000 und 2020 durchgeführte Studien miteinander verglich, stellte fest, dass eine Moortherapie bei Osteoarthritis vielversprechende positive Wirkungen haben kann. Aufgrund ihrer synergetischen Effekte empfehlen die Urheber der Studie, eine Moortherapie bei Arthritispatienten stets mit anderen erprobten Therapieverfahren wie einer Physiotherapie zu kombinieren.[2] Darüber hinaus werden Moorpackungen häufig bei Muskelverspannungen, chronischen Schmerzen und Hautproblemen eingesetzt. Die großen Vorteile dieser Wärmeanwendung sind ihre sehr lange Wärmedauer und ihre Tiefenwirkung.

Infrarot

Im Gegensatz zu den meisten anderen Wärmetherapieverfahren ist bei der Anwendung von Infrarotlicht kein direkter Hautkontakt nötig. Dennoch dringt die Wärme bis in tiefe Gewebsschichten vor und fördert effektiv die Durchblutung und Regeneration. Die stärkste natürliche Infrarotquelle ist die Sonne. Geräte wie Infrarotlampen oder -kabinen imitieren deren Wärmewirkung durch elektromagnetische Strahlung. Trifft die Infrarotstrahlung auf Körpergewebe, werden Moleküle in Schwingung versetzt, wodurch Wärme entsteht. Zu den Haupteinsatzgebieten von Infrarotlicht zählen Rückenschmerzen und Verspannungen.

Unter den Infrarotlampen gibt es zahlreiche tragbare und leichte Modelle, die flexibel verwendet und gezielt auf bestimmte Körperbereiche gerichtet werden können. Bei privater Anwendung sollte man allerdings unbedingt darauf achten, das Licht nicht zu lange einwirken zu lassen, einen Abstand bin 30 bis 50 Zentimetern zur Lampe einzuhalten und die Temperatur nicht zu stark zu erhöhen. Andernfalls drohen Verbrennungen.

Wärmflasche

Gerade in der kalten Jahreszeit machen es sich viele Menschen gerne mit einem Tee und einer Wärmflasche gemütlich. Eine Wärmflasche ist günstig und kann flexibel bei Beschwerden wie Bauchschmerzen, Blähungen, Menstruationsbeschwerden, Muskelschmerzen oder Blasenentzündung eingesetzt werden. Die meisten Wärmflaschen bestehen aus Kunststoff, der mit heißem Wasser gefüllt wird und anschließend auf die betroffene Körperstelle gelegt wird. Achten Sie darauf, das Wasser für die Wärmflasche nicht zum Kochen zu bringen oder es nach dem Erhitzen zunächst einige Minuten abkühlen zu lassen. Das sorgt nicht nur für eine längere Lebensdauer der Wärmflasche, sondern beugt auch Verbrennungen vor. Zusätzlich kann vor der Anwendung auch ein Tuch um die Wärmeflasche gewickelt werden, das abgenommen wird, sobald die Wassertemperatur ausreichend gesunken ist. Im Gegensatz zu tiefenwirksamen Verfahren wie Moorpackungen oder Infrarotlicht wärmt die Wärmflasche oberflächlich und kühlt vergleichsweise schnell wieder ab.

Kirschkernkissen

Genau wie die Wärmflasche spendet ein Kirschkernkissen lediglich oberflächliche Wärme. Die sanfte und natürliche Wärmeabgabe ist vor allem für Menschen mit empfindlicher Haut und für Kinder ideal. Bei leichten Verspannungen sowie bei kalten Händen oder Füßen kann ein Kirschkernkissen schnelle Abhilfe schaffen. Es ist daher eines der beliebtesten privat genutzten Wärmeanwendungen. Bei Bedarf kann das Kirschkernkissen einfach und schnell in der Mikrowelle oder im Ofen erwärmt werden und spendet daraufhin angenehme punktuelle Wärme. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass das Kirschkernkissen verglichen mit der Wärmflasche besser in der Lage ist, sich an die individuelle Körperform anzupassen. Dementsprechend können Kirschkernkissen auch wunderbar als wärmende Nackenrollen verwendet werden, die dabei helfen, Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich zu lösen.

Wer sollte auf Wärmeanwendungen verzichten?

Trotz der zahlreichen beschriebenen Vorteile der Wärmetherapie ist diese Form der Thermotherapie nicht für alle Menschen und Beschwerden gleichermaßen geeignet. Bei akuten Entzündungen und Infektionen sollte auf den Einsatz von Wärme verzichtet werden, da die angeregte Durchblutung entzündliche Prozesse verstärken kann. Ebenso ist Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Durchblutungsstörungen und Gefäßerkrankungen von einer Wärmetherapie abzuraten. In der Schwangerschaft können starke oder zu häufige Wärmeanwendungen den Kreislauf belasten und sogar vorzeitige Wehen auslösen. Auch Menschen mit Sensibilitätsstörungen wie Polyneuropathie sollten vorsichtig sein, da sie die Hitze an bestimmten Körperstellen eventuell nicht in vollem Umfang wahrnehmen, was mitunter Verbrennungen nach sich zieht.

Disclaimer

Dieser Artikel ersetzt nicht die Behandlung durch einen qualifizierten Therapeuten. Die Grundlage dieses Beitrags bilden Studien und aktuelle Literatur. Er darf nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden. Besprechen Sie ggf. Ihre Inspirationen aus diesem Artikel mit einem Therapeuten Ihres Vertrauens.

Biografisches

Katharina Korbach schreibt für den Narayana Verlag regelmäßig Blogbeiträge über Heilpflanzen und natürliche Wirkstoffe. Schon früh begann sie, sich für Sprache zu interessieren und eigene literarische Texte zu verfassen. Eine schwere Erkrankung während ihrer Abiturzeit veranlasste eine intensive Beschäftigung mit Gesundheits- und Ernährungsthemen, die bis heute anhält. Nach dem wiederholten Scheitern schulmedizinischer Behandlungsmethoden entschied sie sich für einen selbstwirksameren, naturheilkundlichen Therapieansatz. Eine pflanzenbasierte Ernährung war ein wesentlicher Schlüssel auf ihrem Heilungsweg.

Katharina studierte Kulturwissenschaften (B.A.) und Angewandte Literaturwissenschaft (M.A.). 2022 veröffentlichte sie ihren Debütroman „Sperling“ im Berlin Verlag. Heute lebt sie als freie Autorin, medizinische Redakteurin und Dozentin in Berlin. Ihre freie Zeit verbringt sie am liebsten mit Freunden oder beim Barre-Training. Außerdem liebt sie es, zu reisen und neue vegane Rezepte auszuprobieren.


[1] Janssen CW, Lowry CA, Mehl MR, Allen JJ, Kelly KL, Gartner DE, Medrano A, Begay TK, Rentscher K, White JJ, Fridman A, Roberts LJ, Robbins ML, Hanusch KU, Cole SP, Raison CL. Whole-Body Hyperthermia for the Treatment of Major Depressive Disorder: A Randomized Clinical Trial. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27172277/.

[2] Maier GS, Rosar G, Dietz G, Hemken N, Kafchitsas K, Seeger JB, Horas K. Effectiveness of Mud-Pack Therapy and Mud-Bath Therapy in Osteoarthritis: A Systematic Review. Complement Med Res. 2024. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/38008065/.


Abbildung 1: Iryna Mylinska/shutterstock.com ; Abbildung 2: Lightspring/shutterstock.com ; Abbildung 3: Sanem Ozkan/shutterstock.com


03.04.2025

Wärmetherapie: Die beliebtesten Wärmeanwendungen im Vergleich

von Katharina Korbach

Abbildung 1: Einige Verfahren der Wärmetherapie eignen sich sowohl für medizinische Zwecke als auch für die private Anwendung. Wir erklären, was die einzelnen Methoden jeweils ausmacht, und bei welchen Beschwerden Sie von Wärmeanwendungen profitieren können.

Beliebte Wärmeanwendungen wie Moorpackungen, Infrarotlicht, die klassische Wärmflasche oder Kirschkernkissen wirken entspannend und können Schmerzen lindern. In diesem Blogartikel erfahren Sie nicht nur, bei welchen Beschwerden die Wärmetherapie häufig eingesetzt wird, sondern auch, wie genau die Wärme im Körper ihre Wirkung entfaltet. In einem umfassenden Überblick lernen Sie vier der meistgenutzten Wärmeanwendungen kennen und erfahren, wie Sie die heilende Kraft der Wärme am besten für sich und Ihre Gesundheit nutzen können.

Was versteht man unter Wärmetherapie?

Bereits seit Jahrhunderten wird Wärme in vielen Kulturen zur Linderung von Schmerzen und zur Entspannung eingesetzt. Zu den bekanntesten Beispielen zählen die finnische Sauna und das türkische Hamam. Im japanischen Raum sind heiße Thermalquellen, sogenannte Onsen, für ihre heilenden Eigenschaften bekannt. Die in den Quellen enthaltenen Mineralstoffe wirken entzündungshemmend und sind besonders wohltuend bei Muskel- und Gelenkbeschwerden. Im Ayurveda wiederum wird Wärme unter anderem in Form von Ölmassagen genutzt, bei denen Heilkräuter erwärmt und auf verspannte Körperstellen gelegt werden.

In der heutigen westlichen Welt wird die Wärmetherapie der Thermotherapie zugeordnet. Unter dem Begriff „Thermotherapie“ fasst man sowohl invasive als auch nicht-invasive medizinische Behandlungsmethoden zusammen, bei denen Wärme oder Kälte gezielt genutzt werden, um Schmerzen zu lindern, die Durchblutung zu fördern und Heilungsprozesse zu unterstützen. Sehr häufig kommen Wärmeanwendungen wie Moor- und Fangopackungen in Kombination mit Physiotherapie, manueller Therapie oder Chirogymnastik zum Einsatz. Bei der Wärmetherapie wird meist mit mittleren Temperaturen (etwa 40 °C) über einen längeren Zeitraum gearbeitet. Neben den Anwendungen im medizinischen Kontext gibt es auch Varianten der Wärmetherapie (z.B. Wärmflasche und Kirschkernkissen), die sich für eine Selbstbehandlung zu Hause besonders gut eignen.

Bei welchen Beschwerden ist eine Wärmetherapie sinnvoll?

Während sich die Kältetherapie vor allem für die Behandlung von akuten Beschwerden eignet, wird die Wärmetherapie in der Regel nur bei nicht-entzündlichen Erkrankungen eingesetzt. Zu den häufigen Anwendungsgebieten zählen:

  • Muskelverspannungen
  • steifer Nacken
  • Rückenschmerzen
  • Arthrose und weitere Gelenkbeschwerden
  • Menstruationsschmerzen
  • Bauchkrämpfe
  • chronische Schmerzen
  • Durchblutungsstörungen
  • Stress und mentale Anspannung

Wenn Muskeln massiv verspannen, werden sie schlechter durchblutet. Dies setzt einen Teufelskreis in Gang, bei dem es durch die verminderte Durchblutung zu einem Abfall des pH-Wertes kommt. In der Folge übersäuert das Gewebe (Gewebsazidose), was typischerweise weitere Schmerzen und Verspannungen sowie Müdigkeit und Leistungsschwäche nach sich zieht. Um eine Verschlimmerung der Muskelverspannungen zu verhindern und ihnen entgegenzuwirken, ist die Wärmetherapie gut geeignet. Durch Wärme erweitern sich die Gefäße und die Durchblutung wird wieder angeregt. Dadurch kann sich auch der Stoffwechsel im Gewebe regulieren, sodass es nicht zu einer Übersäuerung kommt.

Wie mehrere kleine Studien zeigen, kann sich die Wärmetherapie auch bei psychischen Erkrankungen mitunter positiv auswirken. So führte in einer US-amerikanischen Studie eine Ganzkörperwärmebehandlung bei Depressionspatienten zu einer anhaltenden Stimmungsaufhellung.[1] Die Forschenden schlussfolgern, dass es sich bei der Ganzkörperwärmebehandlung um ein sicheres und schnell wirksames Behandlungsverfahren mit einem langfristigen therapeutischen Effekt bei Depressionen handelt. Zugleich weisen sie darauf hin, dass weitere, groß angelegte klinische Studien notwendig sind, um die möglichen positiven Effekte der Wärmetherapie bei Depressionen zu bestätigen.

Welche gesundheitlichen Vorteile bieten Wärmebehandlungen?

Abbildung 2: Eine Wärmetherapie kann den Stoffwechsel sowie die Regenerationsfähigkeit und Beweglichkeit bestimmter Körperbereiche beeinflussen.

Sofern sie korrekt und zielgerichtet durchgeführt werden, können sich Wärmebehandlungen in vielerlei Hinsicht positiv auf das körperliche und psychische Wohlbefinden auswirken. Das oberste Ziel der Wärmetherapie ist es stets, die potenziell gesundheitsfördernden Reaktionen des Körpers auf Wärme anzuregen. Im Folgenden haben wir die wichtigsten Grundprinzipien der Wärmetherapie für Sie zusammengefasst.

Die Wärmetherapie …

  • fördert die Durchblutung: Durch Wärme werden die Gefäße im Körper erweitert und der Blutfluss angeregt.
  • unterstützt den Stoffwechsel: Durch die verbesserte Durchblutung wird auch der Stoffwechsel beschleunigt. So können Stoffwechselendprodukte leichter abtransportiert und Entzündungen langfristig reduziert werden. Ein verbesserter Stoffwechsel trägt zudem zur Stärkung des Immunsystems bei.
  • beschleunigt Heilungsprozesse: Nicht nur Abtransport von unerwünschten Substanzen, sondern auch der Transport von hilfreichen Enzymen wird durch eine Erweiterung der Blutgefäße erleichtert. Somit gelangen die Enzyme und andere heilungsfördernde Stoffe schneller zu den betroffenen Stellen und das geschädigte Gewebe kann rascher regenerieren.
  • verbessert die Beweglichkeit: Sind die Muskeln entspannt, werden die Muskelfasern geschmeidiger und die Gesamtbeweglichkeit verbessert sich.
  • lindert Schmerzen: Sobald sich das Gewebe lockert und Verspannungen abnehmen, reduzieren sich in der Regel auch die damit verbundenen Schmerzen. Die schmerzlindernde Wirkung von Wärmeanwendungen entfaltet sich jedoch noch über einen weiteren, faszinierenden Mechanismus: Wenn ein Wärmereiz gesetzt wird, konkurriert dieser mit den Schmerzreizen um die neuronale Weiterleitung. So erreichen insgesamt weniger Schmerzsignale das Gehirn und das Schmerzempfinden nimmt insgesamt ab.
  • trägt zur Entspannung bei: Neben der Muskelentspannung hat Wärme auch eine entspannende Wirkung auf das vegetative Nervensystem. Stresshormone wie Cortisol werden reduziert und stattdessen Neurotransmitter wie Endorphine freigesetzt. Endorphine wirken stimmungsaufhellend, indem sie die Ausschüttung der „Glückshormone“ Serotonin und Dopamin fördern.

Von Wärmflasche bis Infrarot: Vier beliebte Wärmeanwendungen im Vergleich

Abbildung 3: Die verschiedenen verfügbaren Wärmeanwendungen unterscheiden sich unter anderem in der Art, Dauer und Intensität der Wärmeabgabe.

Um die heilende Kraft der Wärme zu nutzen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Welche Wärmeanwendung für Sie am besten geeignet ist, hängt unter anderem vom Anwendungszweck, Ihrem allgemeinen Gesundheitszustand sowie Ihren persönlichen Vorlieben ab. Die einzelnen Methoden der Wärmetherapie unterscheiden sich außerdem in ihrer Intensität und in der Art der Wärmeabgabe. Während beispielsweise Moorpackung langanhaltende Tiefenwärme generieren, ist die Wärmewirkung eines Kirschkernkissens oberflächlicher und kürzer. Nachfolgend stellen wir Ihnen vier beliebte Wärmeanwendungen mit ihren wichtigsten Merkmalen vor.

Moorpackungen

Schon in der Antike wurden Moor- und Fangopackungen in europäischen Heilbädern, vor allem in Deutschland, Österreich und Tschechien, angewendet. Bei der klassischen Behandlung werden Moorpackungen auf über 40 Grad erwärmt und lokal auf die betroffenen Körperstellen gelegt. Anschließend wird die in der Moorpackung gespeicherte Wärme schrittweise und gleichmäßig abgegeben. Moor enthält zahlreiche wertvolle bioaktive Bestandteile, darunter viele Mineralstoffe, Spurenelemente und pflanzliche Antioxidantien, die den Heilungsprozess unterstützen können. Besonders hervorzuheben sind zudem die in Moor enthaltenen Huminsäuren, die aufgrund ihrer entzündungshemmenden Wirkung bei Erkrankungen wie Rheuma oder Arthrose besonders wirksam sind.

Ein systematische Übersichtsarbeit, die mehrere, zwischen 2000 und 2020 durchgeführte Studien miteinander verglich, stellte fest, dass eine Moortherapie bei Osteoarthritis vielversprechende positive Wirkungen haben kann. Aufgrund ihrer synergetischen Effekte empfehlen die Urheber der Studie, eine Moortherapie bei Arthritispatienten stets mit anderen erprobten Therapieverfahren wie einer Physiotherapie zu kombinieren.[2] Darüber hinaus werden Moorpackungen häufig bei Muskelverspannungen, chronischen Schmerzen und Hautproblemen eingesetzt. Die großen Vorteile dieser Wärmeanwendung sind ihre sehr lange Wärmedauer und ihre Tiefenwirkung.

Infrarot

Im Gegensatz zu den meisten anderen Wärmetherapieverfahren ist bei der Anwendung von Infrarotlicht kein direkter Hautkontakt nötig. Dennoch dringt die Wärme bis in tiefe Gewebsschichten vor und fördert effektiv die Durchblutung und Regeneration. Die stärkste natürliche Infrarotquelle ist die Sonne. Geräte wie Infrarotlampen oder -kabinen imitieren deren Wärmewirkung durch elektromagnetische Strahlung. Trifft die Infrarotstrahlung auf Körpergewebe, werden Moleküle in Schwingung versetzt, wodurch Wärme entsteht. Zu den Haupteinsatzgebieten von Infrarotlicht zählen Rückenschmerzen und Verspannungen.

Unter den Infrarotlampen gibt es zahlreiche tragbare und leichte Modelle, die flexibel verwendet und gezielt auf bestimmte Körperbereiche gerichtet werden können. Bei privater Anwendung sollte man allerdings unbedingt darauf achten, das Licht nicht zu lange einwirken zu lassen, einen Abstand bin 30 bis 50 Zentimetern zur Lampe einzuhalten und die Temperatur nicht zu stark zu erhöhen. Andernfalls drohen Verbrennungen.

Wärmflasche

Gerade in der kalten Jahreszeit machen es sich viele Menschen gerne mit einem Tee und einer Wärmflasche gemütlich. Eine Wärmflasche ist günstig und kann flexibel bei Beschwerden wie Bauchschmerzen, Blähungen, Menstruationsbeschwerden, Muskelschmerzen oder Blasenentzündung eingesetzt werden. Die meisten Wärmflaschen bestehen aus Kunststoff, der mit heißem Wasser gefüllt wird und anschließend auf die betroffene Körperstelle gelegt wird. Achten Sie darauf, das Wasser für die Wärmflasche nicht zum Kochen zu bringen oder es nach dem Erhitzen zunächst einige Minuten abkühlen zu lassen. Das sorgt nicht nur für eine längere Lebensdauer der Wärmflasche, sondern beugt auch Verbrennungen vor. Zusätzlich kann vor der Anwendung auch ein Tuch um die Wärmeflasche gewickelt werden, das abgenommen wird, sobald die Wassertemperatur ausreichend gesunken ist. Im Gegensatz zu tiefenwirksamen Verfahren wie Moorpackungen oder Infrarotlicht wärmt die Wärmflasche oberflächlich und kühlt vergleichsweise schnell wieder ab.

Kirschkernkissen

Genau wie die Wärmflasche spendet ein Kirschkernkissen lediglich oberflächliche Wärme. Die sanfte und natürliche Wärmeabgabe ist vor allem für Menschen mit empfindlicher Haut und für Kinder ideal. Bei leichten Verspannungen sowie bei kalten Händen oder Füßen kann ein Kirschkernkissen schnelle Abhilfe schaffen. Es ist daher eines der beliebtesten privat genutzten Wärmeanwendungen. Bei Bedarf kann das Kirschkernkissen einfach und schnell in der Mikrowelle oder im Ofen erwärmt werden und spendet daraufhin angenehme punktuelle Wärme. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass das Kirschkernkissen verglichen mit der Wärmflasche besser in der Lage ist, sich an die individuelle Körperform anzupassen. Dementsprechend können Kirschkernkissen auch wunderbar als wärmende Nackenrollen verwendet werden, die dabei helfen, Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich zu lösen.

Wer sollte auf Wärmeanwendungen verzichten?

Trotz der zahlreichen beschriebenen Vorteile der Wärmetherapie ist diese Form der Thermotherapie nicht für alle Menschen und Beschwerden gleichermaßen geeignet. Bei akuten Entzündungen und Infektionen sollte auf den Einsatz von Wärme verzichtet werden, da die angeregte Durchblutung entzündliche Prozesse verstärken kann. Ebenso ist Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Durchblutungsstörungen und Gefäßerkrankungen von einer Wärmetherapie abzuraten. In der Schwangerschaft können starke oder zu häufige Wärmeanwendungen den Kreislauf belasten und sogar vorzeitige Wehen auslösen. Auch Menschen mit Sensibilitätsstörungen wie Polyneuropathie sollten vorsichtig sein, da sie die Hitze an bestimmten Körperstellen eventuell nicht in vollem Umfang wahrnehmen, was mitunter Verbrennungen nach sich zieht.

Disclaimer

Dieser Artikel ersetzt nicht die Behandlung durch einen qualifizierten Therapeuten. Die Grundlage dieses Beitrags bilden Studien und aktuelle Literatur. Er darf nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden. Besprechen Sie ggf. Ihre Inspirationen aus diesem Artikel mit einem Therapeuten Ihres Vertrauens.

Biografisches

Katharina Korbach schreibt für den Narayana Verlag regelmäßig Blogbeiträge über Heilpflanzen und natürliche Wirkstoffe. Schon früh begann sie, sich für Sprache zu interessieren und eigene literarische Texte zu verfassen. Eine schwere Erkrankung während ihrer Abiturzeit veranlasste eine intensive Beschäftigung mit Gesundheits- und Ernährungsthemen, die bis heute anhält. Nach dem wiederholten Scheitern schulmedizinischer Behandlungsmethoden entschied sie sich für einen selbstwirksameren, naturheilkundlichen Therapieansatz. Eine pflanzenbasierte Ernährung war ein wesentlicher Schlüssel auf ihrem Heilungsweg.

Katharina studierte Kulturwissenschaften (B.A.) und Angewandte Literaturwissenschaft (M.A.). 2022 veröffentlichte sie ihren Debütroman „Sperling“ im Berlin Verlag. Heute lebt sie als freie Autorin, medizinische Redakteurin und Dozentin in Berlin. Ihre freie Zeit verbringt sie am liebsten mit Freunden oder beim Barre-Training. Außerdem liebt sie es, zu reisen und neue vegane Rezepte auszuprobieren.


[1] Janssen CW, Lowry CA, Mehl MR, Allen JJ, Kelly KL, Gartner DE, Medrano A, Begay TK, Rentscher K, White JJ, Fridman A, Roberts LJ, Robbins ML, Hanusch KU, Cole SP, Raison CL. Whole-Body Hyperthermia for the Treatment of Major Depressive Disorder: A Randomized Clinical Trial. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27172277/.

[2] Maier GS, Rosar G, Dietz G, Hemken N, Kafchitsas K, Seeger JB, Horas K. Effectiveness of Mud-Pack Therapy and Mud-Bath Therapy in Osteoarthritis: A Systematic Review. Complement Med Res. 2024. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/38008065/.


Abbildung 1: Iryna Mylinska/shutterstock.com ; Abbildung 2: Lightspring/shutterstock.com ; Abbildung 3: Sanem Ozkan/shutterstock.com


03.04.2025



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