Fröhlich und lebhaft: Ein Sabadilla-Fall 

von Vladimir Petroci

Ein fünfjähriges Mädchen mit stark juckendem Ekzem in der Ellbogenregion wurde von ihrer Mutter in meiner Praxis vorgestellt. Sie ist ein sehr hübsches, pummeliges Mädchen mit blondem Haar und braunen Augen. Sie sitzt auf dem Schoß ihrer Mutter und lacht und kichert ständig. Ihre Mutter ermahnt sie sich gut zu verhalten, weil sie bei der Fallaufnahme schüchtern und verlegen ist, was bei ihr sonst nicht üblich ist. Typisch für sie ist jedoch das fröhliche, lebhafte, kichernde Verhalten. Entweder sie lacht oder sie weint, es gibt nichts dazwischen.

Sie ist sehr anhänglich und knuddelt gern, und bemüht sich, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Als ihre Mutter sie kritisiert, kommen ihr gleich die Tränen. Sie hat Angst vor Geistern und Sturm. Als sie noch kleiner war, fürchtete sie sich vor Marienkäfern, jetzt hat sie Angst vor Fliegen und Wespen. Sie liebt das Wasser, aber nach dem Schwimmen ist ihr Ekzem schlimmer.

Sie will, dass ihre Mutter ihr abends Märchen vorliest. Einmal hat sie von einem Drachen geträumt. Ihre Lieblingsbeschäftigungen sind tanzen, singen, Gedichte aufsagen, malen, mit Puppen und Spielzeugautos spielen und Versteck spielen. Sie kann selbständig Fahrrad fahren. Ihre Lieblingsfarbe ist gelb.

Oft streitet sie mit ihrem Bruder, der dreieinhalb Jahre älter ist. Wenn er ihr etwas verweigert, bekommt sie jedoch - anders als er in ihrem Alter -  keine Wutanfälle.
Sie isst gern Honig (3), Schokolade, Tomatensuppe, süße Nudeln, Nesquick-Kugeln mit Nudeln, Würstchen, Kekse, Chips und Äpfel, aber sonst kann sie beim Essen sehr wählerisch sein. Linsen, Bohnen-Suppe, Gemüse, Kohl und Fleisch lehnt sie ab. Sie trinkt viel.

Ihr Ekzem entstand, als sie 18 Monate alt war. Sie saß im Flur, als ein Nachbar begann, in die Wand zu bohren. Sie war von diesem Lärm so verängstigt, dass sie laut weinte und am ganzen Körper zitterte. In den nächsten sieben Tagen hatte sie starke Verstopfung mit steinhartem Stuhl, der ihr manuell aus dem Rektum entfernt werden musste. Seitdem hat sie Angst, sich auf die Toilette zu setzen. Einen Monat nach diesem Vorfall trat das Ekzem auf. Zusätzlich zu dem Ekzem hat sie jetzt eine Bindehautentzündung am linken Auge.

Krankengeschichte: Windpocken, 3 x Otitis media, Ruptur des Trommelfells im rechten Ohr mit gelb-grünem Eiter. Sie hatte manchmal hohes Fieber, zweimal ca. 40°C. Im Schlaf deckt sie sich auf.

Das Kind ähnelt seiner Mutter, so dass ich auch nach ihr frage. Wie ihre Tochter ist sie fröhlich und tanzt gern. Sie sagt, ihr Vater sei gestorben, als sie vierzehn war. Seit vier Jahren hat sie allergische Symptome an den Augen; die Augen fühlen sich trocken an, wenn sie sie bewegt, als würde sich die Oberfläche ihres Auges falten und knistern, aber nur bis zur Pupille. Sie hat Schwellungen an den unteren Augenlidern, und um die Augen herum juckt es; dann hat sie auch Schmerzen unter den Augen. Manchmal muss sie niesen. Ihr Befinden bessert sich, wenn sie Löffel, die sie im Gefrierschrank gekühlt hat, auf ihre Augen legt.

Sie hatte vor vier Jahren gleichzeitig mit ihrer Tochter Windpocken.
Sie liebt Frühling und Sommer. Wenn man sie fragt, womit sie sich vergleichen würde, sagt sie, sie könnte eine Pflanze sein.
Meistens ist sie kühl. Sie isst gern Fleisch und mag nichts Süßes.

Sie hat Angst Auto zu fahren, um niemanden zu verletzen. Wenn etwas passieren würde, würde es ihr immer vor Augen stehen. Sie kümmert sich um andere und ist besorgt um ihre Kinder. Laute Stimmen kann sie nicht ertragen.
Ihr Bruder hatte Ekzeme bis zum Alter von zwei Jahren und vier Mittelohr-Entzündungen.

Analyse

Ich bemerkte die offensichtliche Ähnlichkeit zwischen Mutter und Tochter. Die charakteristischen Symptome waren die übermäßige Fröhlichkeit des Mädchens und ihr enormes Verlangen nach Honig. Ich verwendete die folgenden Rubriken:

- Beschwerden, durch Angst
- Allgemein: Essen und Trinken: Honig, Verlangen nach
- heiter


Hamamelis, Sabadilla und Veratrum album kamen in Betracht. Beim Repertorisieren achte ich immer auf die Verbindungen zwischen den infrage kommenden Mitteln.

Von diesen drei Mitteln gehören zwei zur selben Familie: Sabadilla und Veratrum album.

Wir kommen zu einer weiteren Klärung, wenn wir eine Rubrik ihrer Mutter einbeziehen:  - Sehr besorgt um andere

Die einzige verbleibende Lösung ist jetzt Sabadilla.

Dieses Mittel ist auch in der Rubrik „harter Stuhl“ und „Verstopfung“ zu finden, aber da diese Rubriken sehr groß sind, habe ich sie nicht benutzt. Das Wichtigste ist jedoch der Genius des Mittels Sabadilla: Schrumpfen, das Gefühl zu schrumpfen (z.B.: Geist und Gemüt: Wahnvorstellung, dass Teile schrumpeln und schrumpfen). Es ist das Gefühl, dass ihre Mutter in den Augen hatte: die verschrumpelte Oberfläche des Auges.

Botanische Namen von Sabadilla sind: Schoenocaulon officinale, Melanthium sabadilla, Veratrum officinale. Diese Pflanze gehört in der APG III- Klassifizierung zur Familie der Melanthiaceae (wie Veratrum album), Ordnung Liliales. Nach den neuesten Erkenntnissen von Jan Scholten gehört die Melanthiaceae-Familie zur Subphase 5 der Phase 6 (Liliales) der Klasse der Monocotyledonen (Einkeimblättrigen). Die Subphase Subphase oder Phase 5 bringt die Stickstoff-Qualität der Lebensfreude, Vitalität, Lebendigkeit, Kraft und Begeisterung hinein. Das ist vielleicht der Grund, warum beide, Mutter und Tochter, einen Hang zum Lachen, Singen und Tanzen haben. Ich glaube, dass nichts vollkommen zufällig geschieht. Schrumpfen kann die gegenteilige Reaktion zur Ausbreitung der Stickstoff-Tendenzen sein.

Im Fall des Sabadilla-Mädchens entspricht das Mittel der Klasse der Monocotyledonen, die eine starke Thematik von Silizium und Kohlenstoff haben. Die Mutter unserer Patientin hatte ihren Vater mit vierzehn verloren, in einer Lebensphase, die der Silizium -Serie entspricht. Ich will nicht sagen, dass wir automatisch alles darauf zurückführen können, doch es ist sinnvoll, einen Fall in seiner Gesamtheit so umfassend und aussagefähig wie möglich zu erfassen.

Verordnung: am 25. Mai 1998 verschrieb ich dem Mädchen Sabadilla 5 CH 3 x 2 Globuli.

Follow-up

28. Juli 1998: Ihre Mutter erzählte mir, dass das Ekzem eine Woche nach der Einnahme des Mittels schlimmer geworden war; darum setzte sie das Mittel ab. Nach weiteren drei Tagen waren der Ausschlag und der Juckreiz abgeklungen und sind seit dieser Zeit nicht wieder aufgetreten. Die Mutter berichtete auch, dass ihre Tochter viel weniger Verlangen nach Honig habe. Inzwischen sind 15 Jahre vergangen, und das Ekzem ist nicht wieder aufgetreten.

Dieser Artikel wurde auf www.interhomeopathy.org publiziert

Fotos
Young girl posing in park ©shutterstock.com - Monkey Business Images
Hand holding autumn leaves ©shutterstock.com - el lobo

Kategorie : Fälle
Stichwörter: Ekzeme, übermäßige Fröhlichkeit, Verstopfung, Empfindung von Schrumpfen, Verlangen nach Honig, macht sich Sorgen über andere, APG III – Pflanzen-Klassifikation, Scholten.
Mittel: Sabadilla

 

Fröhlich und lebhaft: Ein Sabadilla-Fall 

von Vladimir Petroci

Ein fünfjähriges Mädchen mit stark juckendem Ekzem in der Ellbogenregion wurde von ihrer Mutter in meiner Praxis vorgestellt. Sie ist ein sehr hübsches, pummeliges Mädchen mit blondem Haar und braunen Augen. Sie sitzt auf dem Schoß ihrer Mutter und lacht und kichert ständig. Ihre Mutter ermahnt sie sich gut zu verhalten, weil sie bei der Fallaufnahme schüchtern und verlegen ist, was bei ihr sonst nicht üblich ist. Typisch für sie ist jedoch das fröhliche, lebhafte, kichernde Verhalten. Entweder sie lacht oder sie weint, es gibt nichts dazwischen.

Sie ist sehr anhänglich und knuddelt gern, und bemüht sich, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Als ihre Mutter sie kritisiert, kommen ihr gleich die Tränen. Sie hat Angst vor Geistern und Sturm. Als sie noch kleiner war, fürchtete sie sich vor Marienkäfern, jetzt hat sie Angst vor Fliegen und Wespen. Sie liebt das Wasser, aber nach dem Schwimmen ist ihr Ekzem schlimmer.

Sie will, dass ihre Mutter ihr abends Märchen vorliest. Einmal hat sie von einem Drachen geträumt. Ihre Lieblingsbeschäftigungen sind tanzen, singen, Gedichte aufsagen, malen, mit Puppen und Spielzeugautos spielen und Versteck spielen. Sie kann selbständig Fahrrad fahren. Ihre Lieblingsfarbe ist gelb.

Oft streitet sie mit ihrem Bruder, der dreieinhalb Jahre älter ist. Wenn er ihr etwas verweigert, bekommt sie jedoch - anders als er in ihrem Alter -  keine Wutanfälle.
Sie isst gern Honig (3), Schokolade, Tomatensuppe, süße Nudeln, Nesquick-Kugeln mit Nudeln, Würstchen, Kekse, Chips und Äpfel, aber sonst kann sie beim Essen sehr wählerisch sein. Linsen, Bohnen-Suppe, Gemüse, Kohl und Fleisch lehnt sie ab. Sie trinkt viel.

Ihr Ekzem entstand, als sie 18 Monate alt war. Sie saß im Flur, als ein Nachbar begann, in die Wand zu bohren. Sie war von diesem Lärm so verängstigt, dass sie laut weinte und am ganzen Körper zitterte. In den nächsten sieben Tagen hatte sie starke Verstopfung mit steinhartem Stuhl, der ihr manuell aus dem Rektum entfernt werden musste. Seitdem hat sie Angst, sich auf die Toilette zu setzen. Einen Monat nach diesem Vorfall trat das Ekzem auf. Zusätzlich zu dem Ekzem hat sie jetzt eine Bindehautentzündung am linken Auge.

Krankengeschichte: Windpocken, 3 x Otitis media, Ruptur des Trommelfells im rechten Ohr mit gelb-grünem Eiter. Sie hatte manchmal hohes Fieber, zweimal ca. 40°C. Im Schlaf deckt sie sich auf.

Das Kind ähnelt seiner Mutter, so dass ich auch nach ihr frage. Wie ihre Tochter ist sie fröhlich und tanzt gern. Sie sagt, ihr Vater sei gestorben, als sie vierzehn war. Seit vier Jahren hat sie allergische Symptome an den Augen; die Augen fühlen sich trocken an, wenn sie sie bewegt, als würde sich die Oberfläche ihres Auges falten und knistern, aber nur bis zur Pupille. Sie hat Schwellungen an den unteren Augenlidern, und um die Augen herum juckt es; dann hat sie auch Schmerzen unter den Augen. Manchmal muss sie niesen. Ihr Befinden bessert sich, wenn sie Löffel, die sie im Gefrierschrank gekühlt hat, auf ihre Augen legt.

Sie hatte vor vier Jahren gleichzeitig mit ihrer Tochter Windpocken.
Sie liebt Frühling und Sommer. Wenn man sie fragt, womit sie sich vergleichen würde, sagt sie, sie könnte eine Pflanze sein.
Meistens ist sie kühl. Sie isst gern Fleisch und mag nichts Süßes.

Sie hat Angst Auto zu fahren, um niemanden zu verletzen. Wenn etwas passieren würde, würde es ihr immer vor Augen stehen. Sie kümmert sich um andere und ist besorgt um ihre Kinder. Laute Stimmen kann sie nicht ertragen.
Ihr Bruder hatte Ekzeme bis zum Alter von zwei Jahren und vier Mittelohr-Entzündungen.

Analyse

Ich bemerkte die offensichtliche Ähnlichkeit zwischen Mutter und Tochter. Die charakteristischen Symptome waren die übermäßige Fröhlichkeit des Mädchens und ihr enormes Verlangen nach Honig. Ich verwendete die folgenden Rubriken:

- Beschwerden, durch Angst
- Allgemein: Essen und Trinken: Honig, Verlangen nach
- heiter


Hamamelis, Sabadilla und Veratrum album kamen in Betracht. Beim Repertorisieren achte ich immer auf die Verbindungen zwischen den infrage kommenden Mitteln.

Von diesen drei Mitteln gehören zwei zur selben Familie: Sabadilla und Veratrum album.

Wir kommen zu einer weiteren Klärung, wenn wir eine Rubrik ihrer Mutter einbeziehen:  - Sehr besorgt um andere

Die einzige verbleibende Lösung ist jetzt Sabadilla.

Dieses Mittel ist auch in der Rubrik „harter Stuhl“ und „Verstopfung“ zu finden, aber da diese Rubriken sehr groß sind, habe ich sie nicht benutzt. Das Wichtigste ist jedoch der Genius des Mittels Sabadilla: Schrumpfen, das Gefühl zu schrumpfen (z.B.: Geist und Gemüt: Wahnvorstellung, dass Teile schrumpeln und schrumpfen). Es ist das Gefühl, dass ihre Mutter in den Augen hatte: die verschrumpelte Oberfläche des Auges.

Botanische Namen von Sabadilla sind: Schoenocaulon officinale, Melanthium sabadilla, Veratrum officinale. Diese Pflanze gehört in der APG III- Klassifizierung zur Familie der Melanthiaceae (wie Veratrum album), Ordnung Liliales. Nach den neuesten Erkenntnissen von Jan Scholten gehört die Melanthiaceae-Familie zur Subphase 5 der Phase 6 (Liliales) der Klasse der Monocotyledonen (Einkeimblättrigen). Die Subphase Subphase oder Phase 5 bringt die Stickstoff-Qualität der Lebensfreude, Vitalität, Lebendigkeit, Kraft und Begeisterung hinein. Das ist vielleicht der Grund, warum beide, Mutter und Tochter, einen Hang zum Lachen, Singen und Tanzen haben. Ich glaube, dass nichts vollkommen zufällig geschieht. Schrumpfen kann die gegenteilige Reaktion zur Ausbreitung der Stickstoff-Tendenzen sein.

Im Fall des Sabadilla-Mädchens entspricht das Mittel der Klasse der Monocotyledonen, die eine starke Thematik von Silizium und Kohlenstoff haben. Die Mutter unserer Patientin hatte ihren Vater mit vierzehn verloren, in einer Lebensphase, die der Silizium -Serie entspricht. Ich will nicht sagen, dass wir automatisch alles darauf zurückführen können, doch es ist sinnvoll, einen Fall in seiner Gesamtheit so umfassend und aussagefähig wie möglich zu erfassen.

Verordnung: am 25. Mai 1998 verschrieb ich dem Mädchen Sabadilla 5 CH 3 x 2 Globuli.

Follow-up

28. Juli 1998: Ihre Mutter erzählte mir, dass das Ekzem eine Woche nach der Einnahme des Mittels schlimmer geworden war; darum setzte sie das Mittel ab. Nach weiteren drei Tagen waren der Ausschlag und der Juckreiz abgeklungen und sind seit dieser Zeit nicht wieder aufgetreten. Die Mutter berichtete auch, dass ihre Tochter viel weniger Verlangen nach Honig habe. Inzwischen sind 15 Jahre vergangen, und das Ekzem ist nicht wieder aufgetreten.

Dieser Artikel wurde auf www.interhomeopathy.org publiziert

Fotos
Young girl posing in park ©shutterstock.com - Monkey Business Images
Hand holding autumn leaves ©shutterstock.com - el lobo

Kategorie : Fälle
Stichwörter: Ekzeme, übermäßige Fröhlichkeit, Verstopfung, Empfindung von Schrumpfen, Verlangen nach Honig, macht sich Sorgen über andere, APG III – Pflanzen-Klassifikation, Scholten.
Mittel: Sabadilla

 





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