Von Dämonen heimgesucht: ein Mancinella-Fall

von Guy Payen


J. ist ein junger Mann, der im Jahr 2003 mit 26 Jahren zum ersten Mal zur Behandlung kam. Er litt unter immer wiederkehrenden Beschwerden: Schmerzen und Verspannungen im Rücken, Sensibilitätsverlust in der linken Hand nach dem Aufwachen, und vor allem ein allgemeines Gefühl des Unbehagens, das im Laufe der Jahre mit den Aufgaben, die er übernahm, wuchs. Doch von Anfang an ist der Tenor klar:

J: „Mit etwa 17 Jahren wurde ich depressiv. Ich konnte mich nicht mehr zentrieren, fühlte mich völlig verloren. Es gab Zeiten, wo ich dachte, ich würde verrückt. Ich suchte Zuflucht in der Religion, aber ich bekam keinen Fuß mehr auf den Boden. Die Depression tritt periodisch immer wieder auf. 

Ich kämpfe ständig mit der Dualität von Gut und Böse. Manchmal werde ich vollkommen von diesen Gedanken überwältigt - sie beherrschen mich. Ich fürchte, dass meine Gedanken beginnen, ein Eigenleben zu führen.“

Er hat große Angst vor Krankheiten und gibt zu, „hypochondrisch“ zu sein, er nimmt Zuflucht zu magischen oder rituellen Handlungen, um das heraus zu finden.

Von Beruf ist er Möbelhersteller. Er war mit einer jungen Frau verheiratet, mit der er ein kleines Kind hat. Das Paar geriet jedoch schnell in eine Krise, und seine Partnerin verließ ihn. Er machte eine lange Reise durch die Wüste, wo er sich seinen „Dämonen“ stellte.

J: „Das warf mich in die Vergangenheit zurück, zu meiner Angst vor dem Alleinsein. Es ist eine Katastrophe - ich bin unfähig, diese Angst zu überwinden. Ich habe immer etwas gegen andere Leute, und ich habe negative Gedanken über die, die mir nahe stehen. Die Anwesenheit meiner Partnerin beruhigte mich und klärte meine Ideen. Für mich ist Denken ein kreativer Akt, und Gedanken enthalten die Möglichkeit der Manifestation. Ich hatte schon immer Schwierigkeiten, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Für mich ist Spiritualität wie ein hoher Berg. Ich steige hoch hinauf; ich weiche mir selbst aus, indem ich auf dem Berg bin.“

Er beginnt eine Beziehung mit der Schwester seiner Ex-Frau, die zwei Kinder hat und kurz vor der Scheidung steht. Er ist müde und sagt, er fühle das Gewicht der ganzen Welt auf seinen Schultern. Er will nichts in seine Arbeit investieren, alles erscheint ihm schwer. Er geht in Therapie.

Traum: „Ich habe von meiner Ex-Frau geträumt, ich hatte Sex mit ihr. Sie ist dominant - oft vermischt sie sich im Traum mit meiner Mutter...“ Interpretation: „Ich benehme mich wie ein kleiner Junge.“

Die Jahre vergehen; J. ist nun 32 Jahre alt.

J: „Von Zeit zu Zeit leide ich unter Ängsten. Seit einigen Monaten muss ich den gleichen Satz wiederholen. Zum Beispiel habe ich Angst, Lola (das älteste Kind seiner neuen Partnerin) durch meine Gedanken zu verletzen. Ich habe immer Angst, dass ich ihr negative Energie schicke, wenn ich sie auf dem Arm halte.

Ich fürchte, dass die Unsichtbaren in mich eindringen. Ich muss mich immer vom Kopf her dagegen schützen. Ich fühle mich beeinflusst.“

Er eröffnet ein eigenes Geschäft für Innenarchitektur, hat jedoch Probleme damit zurecht zu kommen. Er ist in seinen inneren Konflikten gefangen.

GP: „Erzählen Sie mir von Ihrer Familie!“

J: „Meine Eltern ließen sich scheiden, als ich etwa 12 Jahre alt war. Mein Vater war Kunsttischler. Er war extrem gewalttätig und attackierte meine Mutter und meinen Bruder. Meine Mutter und meine Großmutter glaubten, er sei verrückt. Er wurde in eine psychiatrische Klinik eingeliefert. Ich habe Szenen von verbaler Gewalt und Handgreiflichkeiten erlebt. Ich stand so sehr zu meiner Mutter, dass ich begann meinen Vater in Gedanken zu töten. Nach der Trennung schlief ich bei meiner Mutter - sie flüchtete sich in mein Bett. Ich habe noch immer eine sehr enge Beziehung mit ihr - wenn sie allein ist, rufe ich sie an.

Meine Mutter hat mir immer ein sehr negatives Bild von meinem Vater vermittelt. Ich halte sie für frigide; mein Vater war vermutlich sein Leben lang frustriert. Er nannte sie “Kräutlein-rühr-mich-nicht-an”.

Es macht mir Schwierigkeiten, in der Gegenwart zu leben; ich habe das Gefühl, dass meine Wirbelsäule nicht zentriert ist. Ich bin sehr hypochondrisch, und ich habe Angst vor dem Tod. Ich fürchte, dass ich nicht mehr lange leben werde, oder dass ich eine schwere Krankheit bekomme, besonders fürchte ich mich vor Krebs.


Nun habe ich meine Wirbelsäule wieder richtig ausrichten lassen, und das hat geholfen - ich war schon ganz krumm geworden. Ich kann nicht gerade stehen. Mein Kopf ist ganz vernebelt, und ich kann nicht richtig denken. Ich fühle mich nicht verankert, und das macht mir Angst. Ich habe das Gefühl, dass mein Gleichgewicht schwankt. Aber es ist kein Schwindel (er bewegt den Kopf hin und her). Wenn alles so zusammen kommt, gehe ich in die Knie. Ich stelle alles in Frage - mein Leben, meine Beziehung. Es sind keine Selbstmord- oder Todesgedanken. Ich habe Angst, die Kontrolle über mich zu verlieren, verrückt zu werden.“

Das Gefühl des Schwankens entwickelte sich zu einem richtigen Schwindel, und er unterzog sich einer Reihe von otologischen und neurologischen Test, die alle normal ausfielen.

 „Mein Gehirn hält nicht Schritt mit mir; ich fühle mich, als ob ich neben mir stehe. Ich habe gerade erfahren, dass ich noch ein Kind haben werde; das war mir nicht klar gewesen. Je mehr Zeit vergeht, desto weniger fühle ich mich dafür gerüstet. Ich habe es nicht geschafft, mich diesem Thema zu stellen, ich fühle mich völlig unvorbereitet.

Es geht in Zyklen. Zeitweise leide ich unter Zwangsgedanken, wobei ich das Gefühl habe, zwischen Gut und Böse hin- und her gerissen zu sein. Ich habe immer negative Gedanken und muss ständig gegen sie ankämpfen. Ich habe immer Angst vor dem Bösen, dem Teufel. Vom Kopf her will ich nur Licht und Güte, aber ich habe Gedanken, die genau das Gegenteil sind. Es ist ein unaufhörlicher innerer Kampf. Ich denke an Lobpreisung, an den Erzengel Gabriel, aber plötzlich passiert das Gegenteil: es geht von Loben des Herrn zum Teufel. Ich habe Angst, die Kontrolle zu verlieren.“

GP: „Erzählen Sie mir von Ihren Zwangsgedanken!“

Ich muss sicherstellen, dass ich keine Zeit habe, an nichts zu denken, denn dann kommen die Zwangsgedanken. Ich kann sie Ihnen nicht genauer beschreiben, denn wenn ich über sie spreche, erwecke ich sie zum Leben. Ich merke, wie mich das verrückt macht.“

Traum: „Auf meinem Kopf sind riesige Würmer.“

J: „Manchmal habe ich das Bedürfnis, Gebete zu sprechen und religiöse Texte zu lesen, aber ich habe Angst, mich nicht an die richtige Person zu wenden, und danach fühle ich mich etwa eine Woche lang wie verloren. Seit etwa 2 oder 3 Wochen bin ich wieder völlig außer mir, nicht in meiner Mitte, als ob ich außerhalb meines Körpers sei.

Ich habe das Gefühl, als ob der Teufel in mir sei, als ob ich besessen sei. Ich fürchte, dass sich alle meine bösen Gedanken manifestieren. Diese Zwangsgedanken können Gotteslästerungen sein - danach fühle ich mich, als ob ich bestraft werden müsste.“

Verordnung: Mancinella  C 15

Follow-up

Zwei Monate später: „Ich habe nichts bemerkt, keinerlei Veränderung. Ich bin sehr müde, geistig und körperlich. Jeden Tag begrüße ich den Tag voll Freude; besonders morgens, weil meine Gedanken verschwunden sind, wenn ich erwache. Danach fängt es wieder an. Die Gedanken kreisen und bekommen eine enorme Bedeutung, und ich muss gegen sie kämpfen. Ich fange an, Tics zu entwickeln - ich muss mein Gesicht reiben, um gegen diese Ideen anzugehen.

Die Zwangsvorstellung ist: Ich will den Teufel nicht. Es ist, als ob ich Angst hätte, auf diese Seite hinüber zu wechseln. Wenn ich einen positiven Gedanken suche, einen lichten Gedanken fassen will, erscheint genau das Gegenteil, und die guten Gedanken werden zwanghaft davon überschattet.“

Verordnung: Mancinella  C 30

Drei Monate später: „Ich leide noch immer unter Zwangsgedanken. Ich muss ständig den Teufel wegschieben. Ich bin gezwungen, Zeremonien und Rituale durchzuführen.

Unsere Tochter wurde Anfang April geboren, und ich träumte, dass es meine Mutter war, die das Kind gebar, nicht meine Frau. Ich fürchte mich vor der Kraft meiner Gedanken.

Ich habe keine echte Freude am sexuellen Akt; es ist mehr in meiner Einbildung und meinen Phantasien.

Alle diese Gedanken begannen in meiner Jugend mit der Trennung meiner Eltern. Dazu kamen meine Schuldgefühle, wenn ich masturbierte. Ich musste Gott um Vergebung bitten.

Wenn ich ein Polizeiauto sehe, sage ich mir: „Das gilt mir.“ Manchmal fühle ich mich beim Autofahren unsicher und fürchte, ich könnte jemand überfahren haben; dann fahre ich zurück, um mich zu vergewissern, dass niemand auf der Straße liegt.

An diesem Punkt bin ich ratlos, denn ich bin sicher, dass ich ihm das richtige Mittel gegeben habe. Etwas scheint mir entgangen zu sein - ich gebe ihm Kalium bromatum C 15, dann C 30. Er kommt vier Monate später wieder und sagt, dass der Schwindel, den er vor einiger Zeit hatte, wieder da ist. Er ist immer stärker beunruhigt:

J: „Es erinnert mich an den Tod, es stört mich sehr. Ich fühle mich, als ob ich sterben müsste. Ich habe immer noch diese Zwangsgedanken, aber ich komme damit zu Recht. Ich denke, es hat etwas mit meiner Mutter zu tun: Sie braucht nichts zu sagen, es ist nur ihr Tonfall. Ich weiß, dass sie auf mich wartet, wenn ich sie am Sonntag anrufe. Jeden Sonntag fühle ich mich verpflichtet, das zu tun, hinzugehen und sie zu besuchen. Vor ihr fühle ich mich nicht wie ein Mann. Sie hat einen Anteil, der kastrierend wirkt - sie überträgt ihre Ängste auf mich.“

Die Symptome sind:
- Wahnvorstellung, besessen zu dein
- Wahnvorstellung, zwei Gedankengänge gleichzeitig
- Wahnvorstellung, unter einem starken Einfluss zu stehen



Verordnung:
Salix fragilis

Follow-up

Zwei Monate später sehe ich ihn wieder - in einer Notfallsituation: Er leidet unter starkem Schwindel. Ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt hat zu ihm gesagt: „Ich weiß, was Sie nicht haben, aber ich weiß nicht, was Sie haben!“ Diese magische Formel führt zu einer Panik-Krise, die ihn zusätzlich zu seinem Schwindel befällt. Eine Dosis Conium beendet den Schwindel, nicht aber seine Ängste.

J: „Ich hatte einen Traum: Auf der Suche nach jemand am Flughafen stieg ich in einen Aufzug. Ich blieb im Lift stecken, und das weckte mich auf - ich war am Ersticken. Am nächsten Tag ging ich einkaufen und fühlte mich mehr und mehr bedrückt. Ich ging nicht in den Laden, sondern direkt in die Notaufnahme und bekam ein Rezept über Laroxyl.“

Er fängt wieder an, mir von seinen Zwangsvorstellungen zu erzählen, von seinem Kampf mit dem Teufel, der Angst, dass sich seine Gedanken materialisieren könnten, der Angst, die Kontrolle über sich zu verlieren und auf die „andere Seite“ zu geraten.

„Ich glaube, dass ich eine große Schuld trage. Ich denke, dass das mit meiner Sexualität zu tun hat, oder vielleicht mit der Beziehung zwischen meinen Eltern. Ist meiner Mutter etwas geschehen? Die Zwangsvorstellungen begannen, als sich meine Eltern trennten. In meiner Erinnerung ist mein Vater ein sexuell frustrierter Mann. Ich habe meine Mutter immer verteidigt; ich hatte eine symbiotische Beziehung zu ihr. Sogar in der Pubertät schlief ich im selben Bett mit ihr. Ich wollte meinen Vater töten.”

Er hatte seine Geschichte auf den Punkt gebracht. Ich las meine Notizen über ihn nochmals durch, und dachte über ihn nach; dann gab ich ihm eine Dosis Mancinella MK.

Wir sehen uns zwei Monate später wieder, und ich staune, als ich die Umsetzung der Theorie der Homöopathie und des Heringschen Gesetzes in der Praxis erlebe.

J: „Es war wie ein Elektroschock. Die Zwangssymptome verschwanden für 3-4 Tage, tauchten dann aber wieder auf und befielen alle inneren Organe: ich spürte sie in der Brust, dann im Unterbauch. Dann zogen sie noch weiter nach unten und es war, als ob jemand seine Finger in meine Nieren grub. Dann verspürte ich ein Brennen in den Harnwegen, zuerst in der Harnröhre und dann in den Hoden. Dann ging es weiter nach unten zu den Oberschenkeln, dann in die Waden, als ob die Blutzirkulation abgeschnitten würde. Ich hatte das Gefühl, eisig kalte Hände und Füße zu haben, ein Kribbeln und ein Wechsel zwischen heiß und kalt.

Jetzt geht es mir gut – ich bin überhaupt nicht mehr müde. Ich merke, dass meine Obsessionen zu verschwinden beginnen. Ich meine, es geht mir zu 80% besser. Ich fühle mich viel mehr in mir selbst verankert, viel besser zentriert. Ich leide kaum noch unter Schwindel. Ich hatte große Angst, die Kontrolle zu verlieren und etwas Schlimmes in meiner Umgebung zu bewirken, aber dieses Gefühl ist verschwunden.“

GP: „Irgendwelche Träume?”

J: „Ich träume viel mehr als früher, aber es sind eher konkrete, realistische Träume. Ich träume viel von meiner Familie. Mein sexuelles Verlangen ist viel geringer geworden. Meine Partnerin versucht eher, mich zu verführen.“

Dieser Fall hat ein Follow-up von einem Jahr, in dem J. nicht mehr von seinen früheren „Dämonen“ heimgesucht worden ist

Dieser Artikel wurde auf www.interhomeopathy.org publiziert

Fotos
Portrait des Teufels aus der Kirche in Rennes-le-Chateau ©Wikimedia Commons
Old tailors scissors on wood background ©shutterstock.com - vesilvio


Kategorie: Fälle
Stichwörter: Angst, besessen zu sein, Hypochondrie, Zwangsvorstellungen, Angst vor unsichtbaren Eindringlingen, Schwindel, Angst verrückt zu werden, kastrierende Mutter.
Mittel: Mancinella

Von Dämonen heimgesucht: ein Mancinella-Fall

von Guy Payen


J. ist ein junger Mann, der im Jahr 2003 mit 26 Jahren zum ersten Mal zur Behandlung kam. Er litt unter immer wiederkehrenden Beschwerden: Schmerzen und Verspannungen im Rücken, Sensibilitätsverlust in der linken Hand nach dem Aufwachen, und vor allem ein allgemeines Gefühl des Unbehagens, das im Laufe der Jahre mit den Aufgaben, die er übernahm, wuchs. Doch von Anfang an ist der Tenor klar:

J: „Mit etwa 17 Jahren wurde ich depressiv. Ich konnte mich nicht mehr zentrieren, fühlte mich völlig verloren. Es gab Zeiten, wo ich dachte, ich würde verrückt. Ich suchte Zuflucht in der Religion, aber ich bekam keinen Fuß mehr auf den Boden. Die Depression tritt periodisch immer wieder auf. 

Ich kämpfe ständig mit der Dualität von Gut und Böse. Manchmal werde ich vollkommen von diesen Gedanken überwältigt - sie beherrschen mich. Ich fürchte, dass meine Gedanken beginnen, ein Eigenleben zu führen.“

Er hat große Angst vor Krankheiten und gibt zu, „hypochondrisch“ zu sein, er nimmt Zuflucht zu magischen oder rituellen Handlungen, um das heraus zu finden.

Von Beruf ist er Möbelhersteller. Er war mit einer jungen Frau verheiratet, mit der er ein kleines Kind hat. Das Paar geriet jedoch schnell in eine Krise, und seine Partnerin verließ ihn. Er machte eine lange Reise durch die Wüste, wo er sich seinen „Dämonen“ stellte.

J: „Das warf mich in die Vergangenheit zurück, zu meiner Angst vor dem Alleinsein. Es ist eine Katastrophe - ich bin unfähig, diese Angst zu überwinden. Ich habe immer etwas gegen andere Leute, und ich habe negative Gedanken über die, die mir nahe stehen. Die Anwesenheit meiner Partnerin beruhigte mich und klärte meine Ideen. Für mich ist Denken ein kreativer Akt, und Gedanken enthalten die Möglichkeit der Manifestation. Ich hatte schon immer Schwierigkeiten, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Für mich ist Spiritualität wie ein hoher Berg. Ich steige hoch hinauf; ich weiche mir selbst aus, indem ich auf dem Berg bin.“

Er beginnt eine Beziehung mit der Schwester seiner Ex-Frau, die zwei Kinder hat und kurz vor der Scheidung steht. Er ist müde und sagt, er fühle das Gewicht der ganzen Welt auf seinen Schultern. Er will nichts in seine Arbeit investieren, alles erscheint ihm schwer. Er geht in Therapie.

Traum: „Ich habe von meiner Ex-Frau geträumt, ich hatte Sex mit ihr. Sie ist dominant - oft vermischt sie sich im Traum mit meiner Mutter...“ Interpretation: „Ich benehme mich wie ein kleiner Junge.“

Die Jahre vergehen; J. ist nun 32 Jahre alt.

J: „Von Zeit zu Zeit leide ich unter Ängsten. Seit einigen Monaten muss ich den gleichen Satz wiederholen. Zum Beispiel habe ich Angst, Lola (das älteste Kind seiner neuen Partnerin) durch meine Gedanken zu verletzen. Ich habe immer Angst, dass ich ihr negative Energie schicke, wenn ich sie auf dem Arm halte.

Ich fürchte, dass die Unsichtbaren in mich eindringen. Ich muss mich immer vom Kopf her dagegen schützen. Ich fühle mich beeinflusst.“

Er eröffnet ein eigenes Geschäft für Innenarchitektur, hat jedoch Probleme damit zurecht zu kommen. Er ist in seinen inneren Konflikten gefangen.

GP: „Erzählen Sie mir von Ihrer Familie!“

J: „Meine Eltern ließen sich scheiden, als ich etwa 12 Jahre alt war. Mein Vater war Kunsttischler. Er war extrem gewalttätig und attackierte meine Mutter und meinen Bruder. Meine Mutter und meine Großmutter glaubten, er sei verrückt. Er wurde in eine psychiatrische Klinik eingeliefert. Ich habe Szenen von verbaler Gewalt und Handgreiflichkeiten erlebt. Ich stand so sehr zu meiner Mutter, dass ich begann meinen Vater in Gedanken zu töten. Nach der Trennung schlief ich bei meiner Mutter - sie flüchtete sich in mein Bett. Ich habe noch immer eine sehr enge Beziehung mit ihr - wenn sie allein ist, rufe ich sie an.

Meine Mutter hat mir immer ein sehr negatives Bild von meinem Vater vermittelt. Ich halte sie für frigide; mein Vater war vermutlich sein Leben lang frustriert. Er nannte sie “Kräutlein-rühr-mich-nicht-an”.

Es macht mir Schwierigkeiten, in der Gegenwart zu leben; ich habe das Gefühl, dass meine Wirbelsäule nicht zentriert ist. Ich bin sehr hypochondrisch, und ich habe Angst vor dem Tod. Ich fürchte, dass ich nicht mehr lange leben werde, oder dass ich eine schwere Krankheit bekomme, besonders fürchte ich mich vor Krebs.


Nun habe ich meine Wirbelsäule wieder richtig ausrichten lassen, und das hat geholfen - ich war schon ganz krumm geworden. Ich kann nicht gerade stehen. Mein Kopf ist ganz vernebelt, und ich kann nicht richtig denken. Ich fühle mich nicht verankert, und das macht mir Angst. Ich habe das Gefühl, dass mein Gleichgewicht schwankt. Aber es ist kein Schwindel (er bewegt den Kopf hin und her). Wenn alles so zusammen kommt, gehe ich in die Knie. Ich stelle alles in Frage - mein Leben, meine Beziehung. Es sind keine Selbstmord- oder Todesgedanken. Ich habe Angst, die Kontrolle über mich zu verlieren, verrückt zu werden.“

Das Gefühl des Schwankens entwickelte sich zu einem richtigen Schwindel, und er unterzog sich einer Reihe von otologischen und neurologischen Test, die alle normal ausfielen.

 „Mein Gehirn hält nicht Schritt mit mir; ich fühle mich, als ob ich neben mir stehe. Ich habe gerade erfahren, dass ich noch ein Kind haben werde; das war mir nicht klar gewesen. Je mehr Zeit vergeht, desto weniger fühle ich mich dafür gerüstet. Ich habe es nicht geschafft, mich diesem Thema zu stellen, ich fühle mich völlig unvorbereitet.

Es geht in Zyklen. Zeitweise leide ich unter Zwangsgedanken, wobei ich das Gefühl habe, zwischen Gut und Böse hin- und her gerissen zu sein. Ich habe immer negative Gedanken und muss ständig gegen sie ankämpfen. Ich habe immer Angst vor dem Bösen, dem Teufel. Vom Kopf her will ich nur Licht und Güte, aber ich habe Gedanken, die genau das Gegenteil sind. Es ist ein unaufhörlicher innerer Kampf. Ich denke an Lobpreisung, an den Erzengel Gabriel, aber plötzlich passiert das Gegenteil: es geht von Loben des Herrn zum Teufel. Ich habe Angst, die Kontrolle zu verlieren.“

GP: „Erzählen Sie mir von Ihren Zwangsgedanken!“

Ich muss sicherstellen, dass ich keine Zeit habe, an nichts zu denken, denn dann kommen die Zwangsgedanken. Ich kann sie Ihnen nicht genauer beschreiben, denn wenn ich über sie spreche, erwecke ich sie zum Leben. Ich merke, wie mich das verrückt macht.“

Traum: „Auf meinem Kopf sind riesige Würmer.“

J: „Manchmal habe ich das Bedürfnis, Gebete zu sprechen und religiöse Texte zu lesen, aber ich habe Angst, mich nicht an die richtige Person zu wenden, und danach fühle ich mich etwa eine Woche lang wie verloren. Seit etwa 2 oder 3 Wochen bin ich wieder völlig außer mir, nicht in meiner Mitte, als ob ich außerhalb meines Körpers sei.

Ich habe das Gefühl, als ob der Teufel in mir sei, als ob ich besessen sei. Ich fürchte, dass sich alle meine bösen Gedanken manifestieren. Diese Zwangsgedanken können Gotteslästerungen sein - danach fühle ich mich, als ob ich bestraft werden müsste.“

Verordnung: Mancinella  C 15

Follow-up

Zwei Monate später: „Ich habe nichts bemerkt, keinerlei Veränderung. Ich bin sehr müde, geistig und körperlich. Jeden Tag begrüße ich den Tag voll Freude; besonders morgens, weil meine Gedanken verschwunden sind, wenn ich erwache. Danach fängt es wieder an. Die Gedanken kreisen und bekommen eine enorme Bedeutung, und ich muss gegen sie kämpfen. Ich fange an, Tics zu entwickeln - ich muss mein Gesicht reiben, um gegen diese Ideen anzugehen.

Die Zwangsvorstellung ist: Ich will den Teufel nicht. Es ist, als ob ich Angst hätte, auf diese Seite hinüber zu wechseln. Wenn ich einen positiven Gedanken suche, einen lichten Gedanken fassen will, erscheint genau das Gegenteil, und die guten Gedanken werden zwanghaft davon überschattet.“

Verordnung: Mancinella  C 30

Drei Monate später: „Ich leide noch immer unter Zwangsgedanken. Ich muss ständig den Teufel wegschieben. Ich bin gezwungen, Zeremonien und Rituale durchzuführen.

Unsere Tochter wurde Anfang April geboren, und ich träumte, dass es meine Mutter war, die das Kind gebar, nicht meine Frau. Ich fürchte mich vor der Kraft meiner Gedanken.

Ich habe keine echte Freude am sexuellen Akt; es ist mehr in meiner Einbildung und meinen Phantasien.

Alle diese Gedanken begannen in meiner Jugend mit der Trennung meiner Eltern. Dazu kamen meine Schuldgefühle, wenn ich masturbierte. Ich musste Gott um Vergebung bitten.

Wenn ich ein Polizeiauto sehe, sage ich mir: „Das gilt mir.“ Manchmal fühle ich mich beim Autofahren unsicher und fürchte, ich könnte jemand überfahren haben; dann fahre ich zurück, um mich zu vergewissern, dass niemand auf der Straße liegt.

An diesem Punkt bin ich ratlos, denn ich bin sicher, dass ich ihm das richtige Mittel gegeben habe. Etwas scheint mir entgangen zu sein - ich gebe ihm Kalium bromatum C 15, dann C 30. Er kommt vier Monate später wieder und sagt, dass der Schwindel, den er vor einiger Zeit hatte, wieder da ist. Er ist immer stärker beunruhigt:

J: „Es erinnert mich an den Tod, es stört mich sehr. Ich fühle mich, als ob ich sterben müsste. Ich habe immer noch diese Zwangsgedanken, aber ich komme damit zu Recht. Ich denke, es hat etwas mit meiner Mutter zu tun: Sie braucht nichts zu sagen, es ist nur ihr Tonfall. Ich weiß, dass sie auf mich wartet, wenn ich sie am Sonntag anrufe. Jeden Sonntag fühle ich mich verpflichtet, das zu tun, hinzugehen und sie zu besuchen. Vor ihr fühle ich mich nicht wie ein Mann. Sie hat einen Anteil, der kastrierend wirkt - sie überträgt ihre Ängste auf mich.“

Die Symptome sind:
- Wahnvorstellung, besessen zu dein
- Wahnvorstellung, zwei Gedankengänge gleichzeitig
- Wahnvorstellung, unter einem starken Einfluss zu stehen



Verordnung:
Salix fragilis

Follow-up

Zwei Monate später sehe ich ihn wieder - in einer Notfallsituation: Er leidet unter starkem Schwindel. Ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt hat zu ihm gesagt: „Ich weiß, was Sie nicht haben, aber ich weiß nicht, was Sie haben!“ Diese magische Formel führt zu einer Panik-Krise, die ihn zusätzlich zu seinem Schwindel befällt. Eine Dosis Conium beendet den Schwindel, nicht aber seine Ängste.

J: „Ich hatte einen Traum: Auf der Suche nach jemand am Flughafen stieg ich in einen Aufzug. Ich blieb im Lift stecken, und das weckte mich auf - ich war am Ersticken. Am nächsten Tag ging ich einkaufen und fühlte mich mehr und mehr bedrückt. Ich ging nicht in den Laden, sondern direkt in die Notaufnahme und bekam ein Rezept über Laroxyl.“

Er fängt wieder an, mir von seinen Zwangsvorstellungen zu erzählen, von seinem Kampf mit dem Teufel, der Angst, dass sich seine Gedanken materialisieren könnten, der Angst, die Kontrolle über sich zu verlieren und auf die „andere Seite“ zu geraten.

„Ich glaube, dass ich eine große Schuld trage. Ich denke, dass das mit meiner Sexualität zu tun hat, oder vielleicht mit der Beziehung zwischen meinen Eltern. Ist meiner Mutter etwas geschehen? Die Zwangsvorstellungen begannen, als sich meine Eltern trennten. In meiner Erinnerung ist mein Vater ein sexuell frustrierter Mann. Ich habe meine Mutter immer verteidigt; ich hatte eine symbiotische Beziehung zu ihr. Sogar in der Pubertät schlief ich im selben Bett mit ihr. Ich wollte meinen Vater töten.”

Er hatte seine Geschichte auf den Punkt gebracht. Ich las meine Notizen über ihn nochmals durch, und dachte über ihn nach; dann gab ich ihm eine Dosis Mancinella MK.

Wir sehen uns zwei Monate später wieder, und ich staune, als ich die Umsetzung der Theorie der Homöopathie und des Heringschen Gesetzes in der Praxis erlebe.

J: „Es war wie ein Elektroschock. Die Zwangssymptome verschwanden für 3-4 Tage, tauchten dann aber wieder auf und befielen alle inneren Organe: ich spürte sie in der Brust, dann im Unterbauch. Dann zogen sie noch weiter nach unten und es war, als ob jemand seine Finger in meine Nieren grub. Dann verspürte ich ein Brennen in den Harnwegen, zuerst in der Harnröhre und dann in den Hoden. Dann ging es weiter nach unten zu den Oberschenkeln, dann in die Waden, als ob die Blutzirkulation abgeschnitten würde. Ich hatte das Gefühl, eisig kalte Hände und Füße zu haben, ein Kribbeln und ein Wechsel zwischen heiß und kalt.

Jetzt geht es mir gut – ich bin überhaupt nicht mehr müde. Ich merke, dass meine Obsessionen zu verschwinden beginnen. Ich meine, es geht mir zu 80% besser. Ich fühle mich viel mehr in mir selbst verankert, viel besser zentriert. Ich leide kaum noch unter Schwindel. Ich hatte große Angst, die Kontrolle zu verlieren und etwas Schlimmes in meiner Umgebung zu bewirken, aber dieses Gefühl ist verschwunden.“

GP: „Irgendwelche Träume?”

J: „Ich träume viel mehr als früher, aber es sind eher konkrete, realistische Träume. Ich träume viel von meiner Familie. Mein sexuelles Verlangen ist viel geringer geworden. Meine Partnerin versucht eher, mich zu verführen.“

Dieser Fall hat ein Follow-up von einem Jahr, in dem J. nicht mehr von seinen früheren „Dämonen“ heimgesucht worden ist

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Portrait des Teufels aus der Kirche in Rennes-le-Chateau ©Wikimedia Commons
Old tailors scissors on wood background ©shutterstock.com - vesilvio


Kategorie: Fälle
Stichwörter: Angst, besessen zu sein, Hypochondrie, Zwangsvorstellungen, Angst vor unsichtbaren Eindringlingen, Schwindel, Angst verrückt zu werden, kastrierende Mutter.
Mittel: Mancinella





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