Hydrocyanicum acidum – Fallbeispiel 3

von Deborah Collins

In Fallbeispiel 3 geht es um eine 36-jährige Frau, Jahrgang 1960. Sie ist sehr hager, mit hohlen Wangen und großen, ängstlichen Augen – ein Gesicht, das mich an Edward Munchs berühmtes Bild „Der Schrei“ erinnert. Sie klagt über Schwindel und Schmerzen.

„Mir ist ständig schwindelig, besonders, wenn ich nichts zu tun habe. Wenn mir schwindelig ist, muss ich mich für etwa eine halbe Stunde still hinlegen, so müde bin ich. Ich fühle mich wie auf einer Karussellfahrt. Ich habe nicht das Gefühl, ohnmächtig zu werden, aber wenn ich versuche, etwas näher anzuschauen, scheint es sich zu bewegen, zu zittern. Beim Lesen muss ich immer wieder von vorn anfangen, weil ich mich nicht konzentrieren kann.

Es wurden schon alle möglichen Tests gemacht, um zu sehen, ob ich eine Epilepsie habe oder einen Hirntumor, aber da ist nichts. Rückenschmerzen habe ich auch, wegen einer Skoliose. Physiotherapie und manuelle Therapie helfen den Schmerzen nicht. Seit der Geburt meiner Tochter vor 13 Jahren habe ich Nierensteine und wurde nach der Geburt deswegen operiert. Oft habe ich Kolikschmerzen in meiner rechten Niere, die bis in die Leiste und in mein Gesäß ziehen. Beim Wasserlassen habe ich keine Schmerzen, aber ich habe viel Druck auf meiner Blase und dann kommt nur wenig Urin. Oft habe ich auch Blut im Urin. Wenn ich eine Nierenkolik habe, hilft auch kein Morphium.

Ich habe Bauchschmerzen, er ist aufgebläht und es rumort darin. Ich habe Bauchschmerzen und früher oft Durchfall, das habe ich jetzt nicht mehr. Meine Menstruation ist unregelmäßig und stark, mit dunklem Blut und Klumpen. Der Schwindel ist vor den Menses schlimmer und ich bekomme Kopfschmerzen, wie ein Druck auf der Stirn. Ich bin oft erkältet, jede Erkältung setzt sich auf der Brust fest. Früher hatte ich Asthma. Meine beiden Knie schmerzen die ganze Zeit und ich habe Schmerzen in meiner rechten Schulter, die in die Arme schießen – nachts kann ich auf dieser Seite nicht schlafen. Morgens bin ich steif und wund und alles knackt: mein Hals, meine Kehle, meine Schultern und mein Rücken. Tagsüber bin ich erschöpft, will schlafen, aber der Schlaf erfrischt nicht.“

„Ich habe schreckliche Albträume. Als Kind hatte ich immer wieder Träume vom Krieg, ich träumte davon, fliehen zu müssen und erwischt zu werden. „Sie“ waren hinter mir her, die deutschen Soldaten. Ich sehe Zelte und Uniformen; ich versuche mich zu verstecken, aber sie finden mich trotzdem. Ich bin immer mit dem Zweiten Weltkrieg beschäftigt, nicht mit anderen Kriegen. Ich träume immer wieder davon, dass sie mich verfolgen. Ich wünschte, ich könnte einfach in einem Krankenhaus sein, in dem man sich um mich kümmert, da würde ich mich sicher fühlen. Ich habe Phobien; jahrelang habe ich das Haus kaum verlassen wegen der Ängste. Niemand wusste von meinen Ängsten. Ich habe an Familienfeiern teilgenommen, ich war dann sehr still. All die vielen Leute in einem Raum machten mich nervös, obwohl ich nicht klaustrophobisch bin. Ich bin immer nur kurz geblieben und dann wieder nach Hause gegangen. Oft hatte ich das Gefühl im Hals, zu ersticken. Ich konnte kaum schlucken und mein Herz raste. Ich lag dann im Bett und zitterte vor Angst.

Ich habe Angst um meine Gesundheit, ich habe Angst, dass ich Krebs haben könnte. Ich mache mir Sorgen um alles: meine Gesundheit, meine Kinder, dass ich den Verstand verlieren könnte.“

An dieser Stelle entschied ich mich, bei der Hauptbeschwerde zu bleiben, den Nierensteinen. Ich gab Berberis C200 und wartete 4 Wochen lang ab. Die Patientin kam wieder und es ging ihr nicht besser. In der Tat war sie wegen einer Nierenkolik im Krankenhaus gewesen und wie sie sagte, "war erleichtert, betreut zu werden". Diesmal entschied ich mich, das Gesamtbild anstelle der lokalen Beschwerde zu berücksichtigen. Das Gesamtbild schien meinen beiden früheren Fällen von Hydrocyanicum acidum zu ähneln: die Träume und Ängste, das Asthma, der Durchfall sowie die Nierenprobleme und die Krämpfe in den Gelenken. Ich gab ihr Hydrocyanicum acidum C200 und war erstaunt, als ich sie vier Wochen später sah. Sie hatte zugenommen, was ihr bisher nicht möglich war. Die Nierenschmerzen waren deutlich geringer geworden, ohne andere Medikamente. Auch die Rückenschmerzen hatten nachgelassen, ebenso wie die Schmerzen in ihren Gelenken. Ihr Asthma war kurz zurückgekehrt, aber sie fühlte sich zuversichtlich, es ohne Medikamente durchzustehen: "Ich fühle mich in mir selbst leichter und nicht so ängstlich. Ich schlafe besser und habe keine schrecklichen Träume. Heutzutage bin ich erfrischt, wenn ich aufwache."


In den folgenden Monaten setzte sich die Verbesserung fort, da sie an Gewicht und Zuversicht gewann. Der Schwindel verschwand, außer unter Stress. Sie sagte: "Hätte ich dieses Mittel nicht genommen, wäre ich sicherlich in einer Nervenheilanstalt gelandet, aber jetzt kann ich wieder anfangen, mein Leben zu führen."

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Quelle: http://www.interhomeopathy.org/case_hydrocyanicum_acidum_3

Foto: Shutterstock_1273303840, Copyright: Kleber Cordeiro

Hydrocyanicum acidum – Fallbeispiel 3

von Deborah Collins

In Fallbeispiel 3 geht es um eine 36-jährige Frau, Jahrgang 1960. Sie ist sehr hager, mit hohlen Wangen und großen, ängstlichen Augen – ein Gesicht, das mich an Edward Munchs berühmtes Bild „Der Schrei“ erinnert. Sie klagt über Schwindel und Schmerzen.

„Mir ist ständig schwindelig, besonders, wenn ich nichts zu tun habe. Wenn mir schwindelig ist, muss ich mich für etwa eine halbe Stunde still hinlegen, so müde bin ich. Ich fühle mich wie auf einer Karussellfahrt. Ich habe nicht das Gefühl, ohnmächtig zu werden, aber wenn ich versuche, etwas näher anzuschauen, scheint es sich zu bewegen, zu zittern. Beim Lesen muss ich immer wieder von vorn anfangen, weil ich mich nicht konzentrieren kann.

Es wurden schon alle möglichen Tests gemacht, um zu sehen, ob ich eine Epilepsie habe oder einen Hirntumor, aber da ist nichts. Rückenschmerzen habe ich auch, wegen einer Skoliose. Physiotherapie und manuelle Therapie helfen den Schmerzen nicht. Seit der Geburt meiner Tochter vor 13 Jahren habe ich Nierensteine und wurde nach der Geburt deswegen operiert. Oft habe ich Kolikschmerzen in meiner rechten Niere, die bis in die Leiste und in mein Gesäß ziehen. Beim Wasserlassen habe ich keine Schmerzen, aber ich habe viel Druck auf meiner Blase und dann kommt nur wenig Urin. Oft habe ich auch Blut im Urin. Wenn ich eine Nierenkolik habe, hilft auch kein Morphium.

Ich habe Bauchschmerzen, er ist aufgebläht und es rumort darin. Ich habe Bauchschmerzen und früher oft Durchfall, das habe ich jetzt nicht mehr. Meine Menstruation ist unregelmäßig und stark, mit dunklem Blut und Klumpen. Der Schwindel ist vor den Menses schlimmer und ich bekomme Kopfschmerzen, wie ein Druck auf der Stirn. Ich bin oft erkältet, jede Erkältung setzt sich auf der Brust fest. Früher hatte ich Asthma. Meine beiden Knie schmerzen die ganze Zeit und ich habe Schmerzen in meiner rechten Schulter, die in die Arme schießen – nachts kann ich auf dieser Seite nicht schlafen. Morgens bin ich steif und wund und alles knackt: mein Hals, meine Kehle, meine Schultern und mein Rücken. Tagsüber bin ich erschöpft, will schlafen, aber der Schlaf erfrischt nicht.“

„Ich habe schreckliche Albträume. Als Kind hatte ich immer wieder Träume vom Krieg, ich träumte davon, fliehen zu müssen und erwischt zu werden. „Sie“ waren hinter mir her, die deutschen Soldaten. Ich sehe Zelte und Uniformen; ich versuche mich zu verstecken, aber sie finden mich trotzdem. Ich bin immer mit dem Zweiten Weltkrieg beschäftigt, nicht mit anderen Kriegen. Ich träume immer wieder davon, dass sie mich verfolgen. Ich wünschte, ich könnte einfach in einem Krankenhaus sein, in dem man sich um mich kümmert, da würde ich mich sicher fühlen. Ich habe Phobien; jahrelang habe ich das Haus kaum verlassen wegen der Ängste. Niemand wusste von meinen Ängsten. Ich habe an Familienfeiern teilgenommen, ich war dann sehr still. All die vielen Leute in einem Raum machten mich nervös, obwohl ich nicht klaustrophobisch bin. Ich bin immer nur kurz geblieben und dann wieder nach Hause gegangen. Oft hatte ich das Gefühl im Hals, zu ersticken. Ich konnte kaum schlucken und mein Herz raste. Ich lag dann im Bett und zitterte vor Angst.

Ich habe Angst um meine Gesundheit, ich habe Angst, dass ich Krebs haben könnte. Ich mache mir Sorgen um alles: meine Gesundheit, meine Kinder, dass ich den Verstand verlieren könnte.“

An dieser Stelle entschied ich mich, bei der Hauptbeschwerde zu bleiben, den Nierensteinen. Ich gab Berberis C200 und wartete 4 Wochen lang ab. Die Patientin kam wieder und es ging ihr nicht besser. In der Tat war sie wegen einer Nierenkolik im Krankenhaus gewesen und wie sie sagte, "war erleichtert, betreut zu werden". Diesmal entschied ich mich, das Gesamtbild anstelle der lokalen Beschwerde zu berücksichtigen. Das Gesamtbild schien meinen beiden früheren Fällen von Hydrocyanicum acidum zu ähneln: die Träume und Ängste, das Asthma, der Durchfall sowie die Nierenprobleme und die Krämpfe in den Gelenken. Ich gab ihr Hydrocyanicum acidum C200 und war erstaunt, als ich sie vier Wochen später sah. Sie hatte zugenommen, was ihr bisher nicht möglich war. Die Nierenschmerzen waren deutlich geringer geworden, ohne andere Medikamente. Auch die Rückenschmerzen hatten nachgelassen, ebenso wie die Schmerzen in ihren Gelenken. Ihr Asthma war kurz zurückgekehrt, aber sie fühlte sich zuversichtlich, es ohne Medikamente durchzustehen: "Ich fühle mich in mir selbst leichter und nicht so ängstlich. Ich schlafe besser und habe keine schrecklichen Träume. Heutzutage bin ich erfrischt, wenn ich aufwache."


In den folgenden Monaten setzte sich die Verbesserung fort, da sie an Gewicht und Zuversicht gewann. Der Schwindel verschwand, außer unter Stress. Sie sagte: "Hätte ich dieses Mittel nicht genommen, wäre ich sicherlich in einer Nervenheilanstalt gelandet, aber jetzt kann ich wieder anfangen, mein Leben zu führen."

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Quelle: http://www.interhomeopathy.org/case_hydrocyanicum_acidum_3

Foto: Shutterstock_1273303840, Copyright: Kleber Cordeiro



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Gabriele Hoffmann

vor 5 Jahren
Blausäure wurde in den KZs im zweiten Weltkrieg zum Töten eingesetzt. Mittel passt zu den Erinnerungen aus dem 2.Weltkrieg. Schön, dass das gehelit werden konnte. weiterlesen ...
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