Vier Fälle aus einer belgischen Tierarztpraxis

Von Maido de Jamblinne

Fall 1: Zoe

Mein erster Patient ist eine Mops-Hündin namens Zoe, die wegen eines akuten Problems in die Praxis gebracht wurde. Ihre Besitzer halten viele Hunde und sind Stammpatienten bei mir.

Im März war Zoe wegen eines blutigen Durchfalls vorgestellt worden. Die Hündin erbrach sich auch, das Erbrochene war meist schaumig, manchmal auch weiß. Zoes Körpertemperatur lag bei 36.6°C, normal sind 38.5-39°C. Sie hatte Durst, erbrach sich nach dem Trinken aber sofort.

Ich nahm folgende Symptome auf: blutiger Stuhl; Magen, Erbrechen, schaumig, Erbrechen weiß; Magen Durst auf große Mengen und Erbrechen sofort nach dem Essen.

Ich gab Zoe Arsenicum album C200, in Wasser aufgelöst und mit einer Spritze verabreicht. Ich bat ihre Besitzer die Behandlung zu Hause sofort zu wiederholen, dann nach einer Stunde und wieder am nächsten Morgen.

Ich bat sie auch um eine telefonische Rückmeldung, weil ich die Lage als ernst einschätzte und auf dem Laufenden gehalten werden wollte.

Am nächsten Tag ging es Zoe gut. Die Temperatur hatte sich normalisiert, Durchfall und Erbrechen hatten aufgehört.

Fall 2: Nelle

Der folgende Fall stammt aus dem Jahr 2007, es handelt sich um eine Deutsche Dogge (weiblich) namens Nelle. Ich hatte sie erst einmal zuvor, im Jahr 2006, gesehen.

Als Nelle mit ihrer Besitzerin kam, schrieb ich den Vermerk „Die Frau ist wütend“ in meine Unterlagen. Das mache ich nur, wenn die Information sehr wichtig ist.

Die Frau war wütend, weil ihre Hündin schlecht roch und sie mir diese Tatsache zum Vorwurf machte: „Ich habe es Ihnen doch bereits gesagt.“ Nach dem Motto: „Sie haben dagegen nichts unternommen!!!“

Ich las in meinen Unterlagen nach, konnte aber nirgends eine Notiz zu diesem Problem finden. Ich untersuchte die Hündin: Sie wog 52kg und war läufig.

Ich bat die Besitzerin um weitere Informationen und sie berichtete: „Dieser Hund ist sehr anhänglich und immer an meiner Seite. Sie winselt oft und ist sehr besitzergreifend. Wenn sie alleine ist, bellt sie. Sie geht auf Katzen los und würde sie am liebsten töten. Sie nimmt sich selbst sehr wichtig. Sie muss immer der Mittelpunkt der Familie sein. Anderen Hunden gegenüber verhält sie sich dominant.“ Die Besitzerin weiß nicht, warum das so ist. Ich persönlich fand, dass der Hund erzogen werden müsste.

Ich fragte weiter nach Verhaltensweisen, weil die Symptome soweit auf mangelnde Erziehung zurückzuführen waren. Die Frau erzählte: „Meine Hündin ist ein ‚General‘, der Befehle erteilt. „Oh“, dachte ich. „Jetzt wird es interessant.“

Die Hündin hatte einen guten Appetit und fraß gut. Die Familie besaß zwei Hunde und Nelle hatte Respekt vor dem zweiten Hund. Sie fraß zum Beispiel immer erst dann, wenn der andere Hund fertig war mit seiner Mahlzeit; sie nahm ihm nie das Futter weg. Beim Spazierengehen kommtNelle sofort, wenn sie gerufen wird. Die Besitzerin erinnert sich: „Einmal mussten wir uns um ein krankes Kalb kümmern. Nelle war so eifersüchtig, dass sie krank wurde.“

Ich nahm folgende Symptome auf: Schweiß, übelriechend; Zorn durch Widerspruch; Verlangen nach Gesellschaft; Eifersucht. Um die Mittel besser differenzieren zu können, kam noch dazu: Furcht vor dem Verlust der gesellschaftlichen Stellung. Folgende Mittel blieben übrig: Lyc., Sepia; Ignatia und Veratrum album.

Der berühmte Arzt MasiElisalde schrieb über Veratrum album: „Dieser Mensch möchte auf der richtigen Seite der Vaterfigur stehen.“ Das war die Situation unserer Hündin, die immer an der Seite ihrer Besitzerin sein wollte. Ein General, der allen Befehle erteilt, aber krank wird, wenn die Besitzerin sich um ein krankes Kalb kümmern muss.

Verschreibung: Veratrum album C200 in einer Arzneiflasche dispensiert, dann 10ml täglich, drei Tage lang, anschließend einen Monat lang C35, täglich. Drei Monate lang hörte ich nichts von der Patientin.

Dann brachte Nelles Besitzerin ein anderes Tier in meine Praxis, erwähnte Nelle aber mit keinem Wort. Ich fragte nach und erfuhr, dass alles in bester Ordnung war, keine Probleme mit Nelle…

Lathout schrieb über das Mittel: „Von ängstlicher Natur, schüchtern, neigt sehr zur Schreckhaftigkeit. Ruhelos, gestresst, ängstlich, Stöhnen, Weinen, Melancholie mit Stupor. Kann sehr lange da sitzen, allem gegenüber gleichgültig.“

Gemütssymptome mit großer Gewalttätigkeit: Erregung, er schreit laut auf. Wahn, mit Verlangen, Kleider zu zerschneiden und zu zerreißen, mit unanständigen Worten.

Dieses Symptom aus Lathouts Werk ließ mich an die Hündin denken und an die Art, wie ihr Verhalten von der Besitzerin beschrieben wurde.

 

Fall 3: Caroline

Dieser Fall ist viel leichter … vor allem in Sachen Gewicht. Es handelt sich hier um Caroline, ein 18 Monate altes Meerschweinchen.

Carolines Besitzerin kam im Jahr 2004 eines Abends sehr dringend in meine Praxis. Sie war nach der Arbeit nach Hause gekommen und Caroline schien gelähmt zu sein. Sie konnte trinken, aber weigerte sich zu fressen und konnte nicht mehr laufen; sie schleifte beide Hinterläufe hinter sich her. Ihre Besitzerin war extrem besorgt und ich konnte ihren Zustand nachvollziehen.

Ich untersuchte Caroline und war von der plötzlichen Lähmung überrascht, sie schien keine Schmerzen zu haben. Ich untersuchte sie gründlich, konnte aber nichts finden.

Ihre Augen waren jedoch auffällig, weil sie hervorstanden. Ich fragte die Besitzerin, ob ihr das auch merkwürdig vorkam und sie meinte: „Ja, das ist sehr merkwürdig. Ihre Augen haben sich plötzlich verändert.“

Ich nahm folgende Symptome auf: Extremitäten, Lähmung untere Gliedmaßen, schmerzlos; Magen, fehlender Appetit mit Durst; Augen, hervorstehend, Exophthalmus.

Verschreibung: Phosphorus C30

Ich bat die Frau, mich am nächsten Tag anzurufen, weil Caroline unmöglich in diesem Zustand gelassen werden konnte. Wir mussten noch Röntgenaufnahmen machen.

Am nächsten Tag rief Carolines Besitzerin an um mir mitzuteilen, dass ihr Meerschweinchen wieder gesund war.

Fall 4: Apollon

In diesem Fall geht es um Apollon, ein Mischlingsrüde zwischen Pit Bull und Labrador. Er wurde an einem Abend im Jahr 2008 in meine Praxis gebracht.

Der Besitzer berichtete, dass Apollon am Tag zuvor noch normal gefressen hatte, heute aber ständig und viel erbrach. Er trank viel und musste häufig urinieren.

Er schlief die ganze Zeit und zeigte kein Interesse, was ungewöhnlich für ihn war. Sein Herrchen erzählte: „Eines ist wirklich auffällig. Wenn er sich bewegt, dann nur in Zeitlupe. Das macht er für gewöhnlich nicht.“

Seine Temperatur war 41°C. Ansonsten war nichts bemerkenswert.

Ich nahm zwei wichtige Symptome auf: Magen, Durst auf große Mengen, während Fieber. Fieber, Bewegung, still bleiben, möchte in jedem Stadium.

Verschreibung: Bryonia alba. Ich empfahl dem Besitzer, Apollon am nächsten Tag noch einmal für weitere Untersuchungen vorzustellen.

Am nächsten Tag kam der Besitzer nicht mit seinem Hund in die Praxis, sondern rief an, um zu sagen, dass es Apollon wieder besser ginge. Innerhalb von zwei Tagen war er wieder völlig gesund.

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Fotos:

Wikimedia Commons
Close-up of a Pug's face; Jina Lee; CC BY-SA 3.0
Great Dane isabelle; YourNetBuddy; CC BY-SA 3.0
Orange and white juvenile guinea pig; Gourami Watcher; CC BY-SA 3.0

Kategorie: Fälle

Schlüsselwörter: blutiger Durchfall, übelriechender Schweiß, Eifersucht, schmerzlose Lähmung, Exophthalmus, Erbrechen mit extremem Durst.

Mittel: Arsenicum album, Bryonia alba, Phosphorus, Veratrum album.

Originalartikel: Interhomeopathy.org

Vier Fälle aus einer belgischen Tierarztpraxis

Vier Fälle aus einer belgischen Tierarztpraxis

Von Maido de Jamblinne

Fall 1: Zoe

Mein erster Patient ist eine Mops-Hündin namens Zoe, die wegen eines akuten Problems in die Praxis gebracht wurde. Ihre Besitzer halten viele Hunde und sind Stammpatienten bei mir.

Im März war Zoe wegen eines blutigen Durchfalls vorgestellt worden. Die Hündin erbrach sich auch, das Erbrochene war meist schaumig, manchmal auch weiß. Zoes Körpertemperatur lag bei 36.6°C, normal sind 38.5-39°C. Sie hatte Durst, erbrach sich nach dem Trinken aber sofort.

Ich nahm folgende Symptome auf: blutiger Stuhl; Magen, Erbrechen, schaumig, Erbrechen weiß; Magen Durst auf große Mengen und Erbrechen sofort nach dem Essen.

Ich gab Zoe Arsenicum album C200, in Wasser aufgelöst und mit einer Spritze verabreicht. Ich bat ihre Besitzer die Behandlung zu Hause sofort zu wiederholen, dann nach einer Stunde und wieder am nächsten Morgen.

Ich bat sie auch um eine telefonische Rückmeldung, weil ich die Lage als ernst einschätzte und auf dem Laufenden gehalten werden wollte.

Am nächsten Tag ging es Zoe gut. Die Temperatur hatte sich normalisiert, Durchfall und Erbrechen hatten aufgehört.

Fall 2: Nelle

Der folgende Fall stammt aus dem Jahr 2007, es handelt sich um eine Deutsche Dogge (weiblich) namens Nelle. Ich hatte sie erst einmal zuvor, im Jahr 2006, gesehen.

Als Nelle mit ihrer Besitzerin kam, schrieb ich den Vermerk „Die Frau ist wütend“ in meine Unterlagen. Das mache ich nur, wenn die Information sehr wichtig ist.

Die Frau war wütend, weil ihre Hündin schlecht roch und sie mir diese Tatsache zum Vorwurf machte: „Ich habe es Ihnen doch bereits gesagt.“ Nach dem Motto: „Sie haben dagegen nichts unternommen!!!“

Ich las in meinen Unterlagen nach, konnte aber nirgends eine Notiz zu diesem Problem finden. Ich untersuchte die Hündin: Sie wog 52kg und war läufig.

Ich bat die Besitzerin um weitere Informationen und sie berichtete: „Dieser Hund ist sehr anhänglich und immer an meiner Seite. Sie winselt oft und ist sehr besitzergreifend. Wenn sie alleine ist, bellt sie. Sie geht auf Katzen los und würde sie am liebsten töten. Sie nimmt sich selbst sehr wichtig. Sie muss immer der Mittelpunkt der Familie sein. Anderen Hunden gegenüber verhält sie sich dominant.“ Die Besitzerin weiß nicht, warum das so ist. Ich persönlich fand, dass der Hund erzogen werden müsste.

Ich fragte weiter nach Verhaltensweisen, weil die Symptome soweit auf mangelnde Erziehung zurückzuführen waren. Die Frau erzählte: „Meine Hündin ist ein ‚General‘, der Befehle erteilt. „Oh“, dachte ich. „Jetzt wird es interessant.“

Die Hündin hatte einen guten Appetit und fraß gut. Die Familie besaß zwei Hunde und Nelle hatte Respekt vor dem zweiten Hund. Sie fraß zum Beispiel immer erst dann, wenn der andere Hund fertig war mit seiner Mahlzeit; sie nahm ihm nie das Futter weg. Beim Spazierengehen kommtNelle sofort, wenn sie gerufen wird. Die Besitzerin erinnert sich: „Einmal mussten wir uns um ein krankes Kalb kümmern. Nelle war so eifersüchtig, dass sie krank wurde.“

Ich nahm folgende Symptome auf: Schweiß, übelriechend; Zorn durch Widerspruch; Verlangen nach Gesellschaft; Eifersucht. Um die Mittel besser differenzieren zu können, kam noch dazu: Furcht vor dem Verlust der gesellschaftlichen Stellung. Folgende Mittel blieben übrig: Lyc., Sepia; Ignatia und Veratrum album.

Der berühmte Arzt MasiElisalde schrieb über Veratrum album: „Dieser Mensch möchte auf der richtigen Seite der Vaterfigur stehen.“ Das war die Situation unserer Hündin, die immer an der Seite ihrer Besitzerin sein wollte. Ein General, der allen Befehle erteilt, aber krank wird, wenn die Besitzerin sich um ein krankes Kalb kümmern muss.

Verschreibung: Veratrum album C200 in einer Arzneiflasche dispensiert, dann 10ml täglich, drei Tage lang, anschließend einen Monat lang C35, täglich. Drei Monate lang hörte ich nichts von der Patientin.

Dann brachte Nelles Besitzerin ein anderes Tier in meine Praxis, erwähnte Nelle aber mit keinem Wort. Ich fragte nach und erfuhr, dass alles in bester Ordnung war, keine Probleme mit Nelle…

Lathout schrieb über das Mittel: „Von ängstlicher Natur, schüchtern, neigt sehr zur Schreckhaftigkeit. Ruhelos, gestresst, ängstlich, Stöhnen, Weinen, Melancholie mit Stupor. Kann sehr lange da sitzen, allem gegenüber gleichgültig.“

Gemütssymptome mit großer Gewalttätigkeit: Erregung, er schreit laut auf. Wahn, mit Verlangen, Kleider zu zerschneiden und zu zerreißen, mit unanständigen Worten.

Dieses Symptom aus Lathouts Werk ließ mich an die Hündin denken und an die Art, wie ihr Verhalten von der Besitzerin beschrieben wurde.

 

Fall 3: Caroline

Dieser Fall ist viel leichter … vor allem in Sachen Gewicht. Es handelt sich hier um Caroline, ein 18 Monate altes Meerschweinchen.

Carolines Besitzerin kam im Jahr 2004 eines Abends sehr dringend in meine Praxis. Sie war nach der Arbeit nach Hause gekommen und Caroline schien gelähmt zu sein. Sie konnte trinken, aber weigerte sich zu fressen und konnte nicht mehr laufen; sie schleifte beide Hinterläufe hinter sich her. Ihre Besitzerin war extrem besorgt und ich konnte ihren Zustand nachvollziehen.

Ich untersuchte Caroline und war von der plötzlichen Lähmung überrascht, sie schien keine Schmerzen zu haben. Ich untersuchte sie gründlich, konnte aber nichts finden.

Ihre Augen waren jedoch auffällig, weil sie hervorstanden. Ich fragte die Besitzerin, ob ihr das auch merkwürdig vorkam und sie meinte: „Ja, das ist sehr merkwürdig. Ihre Augen haben sich plötzlich verändert.“

Ich nahm folgende Symptome auf: Extremitäten, Lähmung untere Gliedmaßen, schmerzlos; Magen, fehlender Appetit mit Durst; Augen, hervorstehend, Exophthalmus.

Verschreibung: Phosphorus C30

Ich bat die Frau, mich am nächsten Tag anzurufen, weil Caroline unmöglich in diesem Zustand gelassen werden konnte. Wir mussten noch Röntgenaufnahmen machen.

Am nächsten Tag rief Carolines Besitzerin an um mir mitzuteilen, dass ihr Meerschweinchen wieder gesund war.

Fall 4: Apollon

In diesem Fall geht es um Apollon, ein Mischlingsrüde zwischen Pit Bull und Labrador. Er wurde an einem Abend im Jahr 2008 in meine Praxis gebracht.

Der Besitzer berichtete, dass Apollon am Tag zuvor noch normal gefressen hatte, heute aber ständig und viel erbrach. Er trank viel und musste häufig urinieren.

Er schlief die ganze Zeit und zeigte kein Interesse, was ungewöhnlich für ihn war. Sein Herrchen erzählte: „Eines ist wirklich auffällig. Wenn er sich bewegt, dann nur in Zeitlupe. Das macht er für gewöhnlich nicht.“

Seine Temperatur war 41°C. Ansonsten war nichts bemerkenswert.

Ich nahm zwei wichtige Symptome auf: Magen, Durst auf große Mengen, während Fieber. Fieber, Bewegung, still bleiben, möchte in jedem Stadium.

Verschreibung: Bryonia alba. Ich empfahl dem Besitzer, Apollon am nächsten Tag noch einmal für weitere Untersuchungen vorzustellen.

Am nächsten Tag kam der Besitzer nicht mit seinem Hund in die Praxis, sondern rief an, um zu sagen, dass es Apollon wieder besser ginge. Innerhalb von zwei Tagen war er wieder völlig gesund.

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Fotos:

Wikimedia Commons
Close-up of a Pug's face; Jina Lee; CC BY-SA 3.0
Great Dane isabelle; YourNetBuddy; CC BY-SA 3.0
Orange and white juvenile guinea pig; Gourami Watcher; CC BY-SA 3.0

Kategorie: Fälle

Schlüsselwörter: blutiger Durchfall, übelriechender Schweiß, Eifersucht, schmerzlose Lähmung, Exophthalmus, Erbrechen mit extremem Durst.

Mittel: Arsenicum album, Bryonia alba, Phosphorus, Veratrum album.

Originalartikel: Interhomeopathy.org



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