Zittern vor Wut: ein Fall von Hydrastis

Von Harpeet Singh

Eine 31-jährige Frau konsultierte mich im April 2014 wegen eines Hustens, der sie seit 10 Jahren plagt und den sie sporadisch mit Antihistaminika behandelt. Außerdem wurde drei Jahre zuvor eine Schilddrüsenunterfunktion diagnostiziert, die sie nicht medikamentös behandelt. Sie nimmt Homöopathika, die aber nicht helfen.

Symptome

Seit zwei Jahren Hämorrhoiden.

Husten ausgelöst von Staub und bei leichten Veränderungen der Außentemperatur.

Husten mit Auswurf.

Auswurf zäh, wie dünner Draht.

Schmerzen in den Ohren mit Ohrgeräuschen, als würde ein Stromaggregat summen.

Gelegentlich Herzrasen, als würde der ganze Körper vibrieren.

Schmerzen im rechten Hypochondrium und sinkendes Gefühl im Epigastrium.

Schlafstörungen wegen Gedanken, die durch den Kopf gehen.

Die Persönlichkeit der Patientin

Sie ist von Natur aus sehr sensibel. Wenn sie für ihre Arbeit kritisiert wird, denkt sie lange darüber nach. „Ich werde wütend und ich zittere am ganzen Körper vor Wut. Mir wird innerlich heiß und dann bekomme ich Herzrasen und habe den Drang, etwas zu zerschlagen“.

„Wenn sich jemand über mich lustig macht, oder mich ärgert, dann verletzt mich das sehr. Ich frage mich, warum derjenige so redet. Ich möchte denjenigen am liebsten umbringen, aber ich drücke meine Wut nie aus. Ich weine dann eigentlich nur.“

Stressige Situationen

Nach ihrer Heirat wurde sie von der Schwiegermutter für ihre Haushaltsführung kritisiert. Ihr wurde vorgeworfen, dass ja selbst eine Magd bessere Arbeit verrichten würde als sie. „Ich war sehr wütend deswegen, aber ich habe nichts gesagt. Innerlich hätte ich am liebsten etwas kaputtgemacht. Ich war so wütend, dass ich meinen Kopf gegen die Wand schlagen wollte und mit dieser Wut hatte ich Herzrasen und mein ganzer Körper vibrierte.“

Träume

Träume von Wasser, vom Fliegen, verfolgt zu werden, von Leichen.

Das grundlegende Gefühl dieser Träume ist Angst; sie zittert innerlich am ganzen Körper und sie wacht mit Kopfschmerzen auf.

Körperliches

Schmerzhafte Hämorrhoiden, die Schmerzen halten nach dem Stuhlgang an.

Leukorrhoe – gelb, klebrig, Faden ziehend.

Unwillkürlicher Harnabgang bei Husten.

Tränenfluss bei Husten.

Speichelfluss im Schlaf, zäher Speichel.

Fallanalyse

Folgende Themen ziehen sich durch den Fall: Zittern am Körper, Hitze, Herzrasen und Vibrieren.

All diese Symptome sind Ausdruck von Emotionen, insbesondere Wut und Angst.

Sie reagiert sehr empfindlich auf Sarkasmus und Kritik; sie reagiert, indem sie ihre Gefühle unterdrückt. Wenn sie wütend ist, hat sie das Verlangen, etwas kaputtzumachen und mit dem Kopf gegen die Wand zu schlagen, hält sich aber zurück und weint.

Die Mittel, die man sofort mit diesen Symptomen in Verbindung bringt sind Staphisagria und Pulsatilla. Diese Mittelgruppe gehört innerhalb des Pflanzenreichs zur Familie der Ranunculaceae (Hahnenfußgewächse). Diese reagieren sehr empfindlich auf Grobheiten, Demütigung und Beleidigungen. Sie fühlen sich schnell verletzt und reagieren beleidigt. Psychosomatische Beschwerden sind ein großes Thema bei den Hahnenfußgewächsen. Immer, wenn diese Menschen emotional leiden, kommt es über die körperliche Ebene zum Ausdruck.

Ich suche also nach einem Mittel aus den Ranunculaceae, welches die charakteristischen Symptome des Falles abdeckt:

Absonderungen Faden ziehend, zäh.

Schmerzen im Rektum noch lange nach dem Stuhlgang.

Sinkendes Gefühl im Epigastrium.

Schmerzhafte Ohrgeräusche, als würde ein Stromaggregat summen.

„Schmerzhafte Ohrgeräusche, als würde ein Stromaggregat summen“ – dieses Symptom konnte ich im Repertorium nicht finden, aber in Allens Enzyklopädie stieß ich auf ein Symptom, das dem vorliegenden sehr nahe kommt: Geräusche in den Ohren, wie von einer laufenden Maschine, in einem Laden, um zwei Uhr nachmittags (am siebten Tag).

Hydrastis ist das Arzneimittel aus der Familie der Ranunculaceae, welches alle Symptome abdeckt.

Verschreibung: Hydrastis C200

Die C200 wurde gewählt, weil die Patientin sich im Alltag auf der emotionalen Ebene bewegte; nur auf Nachfrage war sie bereit, sich auf eine tiefere Ebene zu begeben.

Follow-up einen Monat später

Die Schmerzen im Rektum haben sich gebessert. Der Husten hat in Intensität nachgelassen, ist aber immer noch da. Die restlichen Symptome sind unverändert.

Verschreibung: Plazebo.

Der Patientin geht es besser, vor allem die Hauptbeschwerde zeigt eine deutliche Besserung.

Follow-up zwei Monate später

Die Schmerzen im Rektum sind weg. Der Auswurf ist weniger geworden. Der Husten hat sich gebessert, ist aber immer noch da. Die Schilddrüsenbefunde sind unverändert.

Follow-up vier Monate später

Die TSH-Werte sind besser. Gefühle, Herzrasen und das Vibrieren haben sich leicht gebessert.

Follow-up fünf Monate später

Der Husten ist wieder schlimmer geworden. Obwohl es ihr allgemein besser geht, war der Husten noch heftig.

Verschreibung: Hydrastis C200, Einzelgabe.

Follow-up 18 Monate später

Die TSH-Werte haben sich normalisiert. Herzrasen, Vibrieren und die Hitzeempfindung im Körper bei Gefühlsregungen haben sich sehr deutlich gebessert. Der Husten tritt nur noch sporadisch auf.

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Foto: Wikimedia Commons

Hydrastis canadensis; public domain

Kategorie: Fälle

Schlüsselwörter: Zittern vor Wut, Ängste, Hitze, Herzrasen, Vibrieren, empfindlich gegenüber Sarkasmus und Kritik.

Mittel: Hydrastis

Originalartikel: Interhomeopathy.org

Zittern vor Wut: ein Fall von Hydrastis

Von Harpeet Singh

Eine 31-jährige Frau konsultierte mich im April 2014 wegen eines Hustens, der sie seit 10 Jahren plagt und den sie sporadisch mit Antihistaminika behandelt. Außerdem wurde drei Jahre zuvor eine Schilddrüsenunterfunktion diagnostiziert, die sie nicht medikamentös behandelt. Sie nimmt Homöopathika, die aber nicht helfen.

Symptome

Seit zwei Jahren Hämorrhoiden.

Husten ausgelöst von Staub und bei leichten Veränderungen der Außentemperatur.

Husten mit Auswurf.

Auswurf zäh, wie dünner Draht.

Schmerzen in den Ohren mit Ohrgeräuschen, als würde ein Stromaggregat summen.

Gelegentlich Herzrasen, als würde der ganze Körper vibrieren.

Schmerzen im rechten Hypochondrium und sinkendes Gefühl im Epigastrium.

Schlafstörungen wegen Gedanken, die durch den Kopf gehen.

Die Persönlichkeit der Patientin

Sie ist von Natur aus sehr sensibel. Wenn sie für ihre Arbeit kritisiert wird, denkt sie lange darüber nach. „Ich werde wütend und ich zittere am ganzen Körper vor Wut. Mir wird innerlich heiß und dann bekomme ich Herzrasen und habe den Drang, etwas zu zerschlagen“.

„Wenn sich jemand über mich lustig macht, oder mich ärgert, dann verletzt mich das sehr. Ich frage mich, warum derjenige so redet. Ich möchte denjenigen am liebsten umbringen, aber ich drücke meine Wut nie aus. Ich weine dann eigentlich nur.“

Stressige Situationen

Nach ihrer Heirat wurde sie von der Schwiegermutter für ihre Haushaltsführung kritisiert. Ihr wurde vorgeworfen, dass ja selbst eine Magd bessere Arbeit verrichten würde als sie. „Ich war sehr wütend deswegen, aber ich habe nichts gesagt. Innerlich hätte ich am liebsten etwas kaputtgemacht. Ich war so wütend, dass ich meinen Kopf gegen die Wand schlagen wollte und mit dieser Wut hatte ich Herzrasen und mein ganzer Körper vibrierte.“

Träume

Träume von Wasser, vom Fliegen, verfolgt zu werden, von Leichen.

Das grundlegende Gefühl dieser Träume ist Angst; sie zittert innerlich am ganzen Körper und sie wacht mit Kopfschmerzen auf.

Körperliches

Schmerzhafte Hämorrhoiden, die Schmerzen halten nach dem Stuhlgang an.

Leukorrhoe – gelb, klebrig, Faden ziehend.

Unwillkürlicher Harnabgang bei Husten.

Tränenfluss bei Husten.

Speichelfluss im Schlaf, zäher Speichel.

Fallanalyse

Folgende Themen ziehen sich durch den Fall: Zittern am Körper, Hitze, Herzrasen und Vibrieren.

All diese Symptome sind Ausdruck von Emotionen, insbesondere Wut und Angst.

Sie reagiert sehr empfindlich auf Sarkasmus und Kritik; sie reagiert, indem sie ihre Gefühle unterdrückt. Wenn sie wütend ist, hat sie das Verlangen, etwas kaputtzumachen und mit dem Kopf gegen die Wand zu schlagen, hält sich aber zurück und weint.

Die Mittel, die man sofort mit diesen Symptomen in Verbindung bringt sind Staphisagria und Pulsatilla. Diese Mittelgruppe gehört innerhalb des Pflanzenreichs zur Familie der Ranunculaceae (Hahnenfußgewächse). Diese reagieren sehr empfindlich auf Grobheiten, Demütigung und Beleidigungen. Sie fühlen sich schnell verletzt und reagieren beleidigt. Psychosomatische Beschwerden sind ein großes Thema bei den Hahnenfußgewächsen. Immer, wenn diese Menschen emotional leiden, kommt es über die körperliche Ebene zum Ausdruck.

Ich suche also nach einem Mittel aus den Ranunculaceae, welches die charakteristischen Symptome des Falles abdeckt:

Absonderungen Faden ziehend, zäh.

Schmerzen im Rektum noch lange nach dem Stuhlgang.

Sinkendes Gefühl im Epigastrium.

Schmerzhafte Ohrgeräusche, als würde ein Stromaggregat summen.

„Schmerzhafte Ohrgeräusche, als würde ein Stromaggregat summen“ – dieses Symptom konnte ich im Repertorium nicht finden, aber in Allens Enzyklopädie stieß ich auf ein Symptom, das dem vorliegenden sehr nahe kommt: Geräusche in den Ohren, wie von einer laufenden Maschine, in einem Laden, um zwei Uhr nachmittags (am siebten Tag).

Hydrastis ist das Arzneimittel aus der Familie der Ranunculaceae, welches alle Symptome abdeckt.

Verschreibung: Hydrastis C200

Die C200 wurde gewählt, weil die Patientin sich im Alltag auf der emotionalen Ebene bewegte; nur auf Nachfrage war sie bereit, sich auf eine tiefere Ebene zu begeben.

Follow-up einen Monat später

Die Schmerzen im Rektum haben sich gebessert. Der Husten hat in Intensität nachgelassen, ist aber immer noch da. Die restlichen Symptome sind unverändert.

Verschreibung: Plazebo.

Der Patientin geht es besser, vor allem die Hauptbeschwerde zeigt eine deutliche Besserung.

Follow-up zwei Monate später

Die Schmerzen im Rektum sind weg. Der Auswurf ist weniger geworden. Der Husten hat sich gebessert, ist aber immer noch da. Die Schilddrüsenbefunde sind unverändert.

Follow-up vier Monate später

Die TSH-Werte sind besser. Gefühle, Herzrasen und das Vibrieren haben sich leicht gebessert.

Follow-up fünf Monate später

Der Husten ist wieder schlimmer geworden. Obwohl es ihr allgemein besser geht, war der Husten noch heftig.

Verschreibung: Hydrastis C200, Einzelgabe.

Follow-up 18 Monate später

Die TSH-Werte haben sich normalisiert. Herzrasen, Vibrieren und die Hitzeempfindung im Körper bei Gefühlsregungen haben sich sehr deutlich gebessert. Der Husten tritt nur noch sporadisch auf.

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Foto: Wikimedia Commons

Hydrastis canadensis; public domain

Kategorie: Fälle

Schlüsselwörter: Zittern vor Wut, Ängste, Hitze, Herzrasen, Vibrieren, empfindlich gegenüber Sarkasmus und Kritik.

Mittel: Hydrastis

Originalartikel: Interhomeopathy.org



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