Ich fühle mich ausgeschlossen. Ein Fall von ‚Nabelschnur‘ und ‚Fruchtwasser‘

von Melissa Assilem

 

Ich werde an dieser Stelle nicht auf alle Einzelheiten des Falles eingehen, einmal aus Platzmangel und andererseits, weil es für die Essenz des Falles nicht wichtig ist. Bei der Patientin handelt es sich um eine 37-jährige Frau, die wegen ihrer emotionalen Probleme in meine Praxis kam. Ihre Hauptbeschwerde war ein starkes Gefühl des Ausgeschlossen-seins, welches sie in fast allen Bereichen ihres Lebens empfand. Außerdem äußerte sie das Gefühl einer großen Sehnsucht nach etwas, was sie nicht beschreiben konnte. Sie beschrieb es als eine Art Heimweh ohne das eigentliche Zuhause verlassen zu haben. Sie sagte, sie fühle sich abgeschnitten von der Welt und sich selbst. Sie äußerte auch das Gefühl, sich selbst nicht sehr gut zu kennen, sie fühle sich als Fremde und dass sie von der Welt nicht akzeptiert werde. Manchmal gebe es sogar Zeiten, in denen sie das Gefühl habe, gar nicht hier sein zu dürfen, verspüre dann aber eine starke Sehnsucht, ein Verlangen nach etwas Unbekanntem. Dieses Gefühl mache sie depressiv.

 

Beide Eltern der Patienten waren bereits verstorben und auf meine Nachfrage, ob die Trauer um ihre Eltern die Ursache für ihren emotionalen Zustand sein könnte, antwortete sie: „Nein, das glaube ich nicht. Dieses Gefühl habe ich schon immer gehabt.“

 

Verschreibung: Umbilicus humanus ‚Nabelschnur‘ 36

 

Zu der Signatur dieses Arzneimittels gehört das Empfinden, von der Quelle und vom Selbst abgeschnitten zu sein. Die Themen drehen sich um die Frage der eigenen Identität, des Selbstwertgefühls, der Zugehörigkeit und des Ausgeschlossen-seins, auch um Fehler, die man begangen hat.

 

Erster Follow-up: Schon bald nach der Einnahme des Mittels hatte die Patientin einen sehr lebhaften Traum. Die Patientin hielt den Traum in ihrem Tagebuch fest und gab mir ihr Einverständnis, ihn an dieser Stelle zu veröffentlichen:

 

„Ich sah mich selbst als Engel, ganz in Rot gekleidet und mit einem blau-roten Band um meine Brust gewickelt. Ich war ein winzig kleiner Engel. Als ich aufwachte, erinnerte ich mich an die Geschichte vom kleinsten Engel, die mir meine Mutter oft als Kind vorgelesen hatte. Der kleine Engel tat mir immer sehr leid, weil es im Himmel keine anderen Engel in seinem Alter gab. Dieser kleine Engel gibt all seine Schätze, die er aus seinem irdischen Leben mit in den Himmel gebracht hat, dem kleinen Jesuskind. Ich habe mich immer gefragt, mit was der kleine Engel denn danach gespielt hat, er hatte ja nichts mehr. Mein Gott, was für eine traurige Geschichte! Ich erinnerte mich daran, dass meine Mutter weinte als sie mir die Geschichte zum letzten Mal vorlas.“

 

Verschreibung: Keine Verschreibung. Bilder von Engeln spielen auch in der Arzneimittelprüfung eine große Rolle.

 

Zweiter Follow-up: Wenige Wochen nach unserem Termin besuchte die Patientin ihr Tante, die Schwester ihrer Mutter. Sie hielt den Besuch in ihrem Tagebuch fest:

 

Mit meiner Familie hatte ich noch nie über meine Gefühle gesprochen, fand es aber an der Zeit, genau das zu tun. Nachdem ich meiner Tante erzählte hatte, wie es in mir aussieht, sagte sie, dass ich einen Zwillingsbruder hätte, der 3 Wochen nach unserer Geburt starb. Ich war völlig schockiert. Ich konnte es kaum glauben, aber jetzt wird mir alles klar. Mir ist bewusst geworden, wie ungeheuer traurig ich gewesen sein musste, als er nicht überlebte. Wir waren doch von Anfang an zusammen gewesen, wir wurden zusammen geboren. Jetzt weiß ich endlich, woher diese unendliche Traurigkeit kommt. Diese absolute Leere um mich herum; ich konnte sie nur nicht benennen. Ich hatte das Gefühl, mich fast an ihn erinnern zu können und als ich in den Spiegel schaute, war es mir, als stünde er da und nicht ich. Dass er derjenige sei, der überlebte hatte und ich diejenige, die gestorben war. Beim Schreiben dieser Zeilen kommen mir die Tränen. Es fühlt sich an, als sei die Trauer in mir so tief und so vertraut und jetzt endlich habe ich einen Namen für sie gefunden. Sie war schon immer da, sie hat mich eingehüllt und es macht mich traurig, aber auch froh, denn endlich weiß ich, worum es geht.“

 

Ich fragte sie, ob der Engel in ihrem Traum ihr Bruder gewesen sein könnte und sie begann zu weinen. Sie sagte, sie könne jetzt alles viel besser verstehen. „Ich trauere schon mein ganzes Leben lang und wusste nicht, was es war.“

 

Verschreibung: Amniotic Fluid ‚Fruchtwasser‘ 24

Als Folgemittel gab ich der Patientin ‚Fruchtwasser‘, weil uns dieses Mittel zurück an den Ort führt, an dem wir geformt werden und welches uns in diese tiefe Trauer führen kann. In der Arzneimittelprüfung war die Reise in den Mutterleib deutlich zu erkennen. Das Fruchtwasser liefert uns wertvolle Informationen über das, was uns formt und über den Prozess des Geformt-werdens. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich diese zwei Mittel sehr gut ergänzen und gut hintereinander gegeben werden können. Es scheint fast, als würde das eine Mittel zum anderen führen. In diesem Fall half die Gabe potenzierter Nabelschnur der Patientin sich so weit zu öffnen, um mit ihrer Familie über ihre Gefühle sprechen zu können. Dort lag nämlich die Antwort auf ihren Zustand verborgen. Ich hätte mit der Verschreibung noch warten können, spürte aber die Not meiner Patientin so deutlich, dass ich ihre Trauer mithilfe des Mittels erleichtern wollte.

 

Dritter Follow-up: Tagebucheintrag der Patientin:

 

Jetzt kann ich endlich trauern - um ihn, um mich und um meine Mutter, die gestorben ist, ohne dass sie von ihren Schmerzen erlöst worden wäre. Ich verstehe jetzt, warum sie mir gegenüber so distanziert war. Es ist immer noch sehr schmerzlich für mich, aber ich kann es jetzt nachvollziehen. Ich wünschte mir, sie hätte mit mir darüber gesprochen als sie noch am Leben war.“

 

Verschreibung: Keine.

 

Vierter Follow-up: Viele Monate später kam die Patientin wieder und sah blendend aus. Sie berichtete mir, dass sie endlich ihre Schuldgefühle abgelegt hätte, dass die Tatsache überlebt zu haben, sie nun nicht mehr belaste. Sie erzählte, dass es ihr sehr viel Energie gegeben habe, sie fühlte sich wie neu geboren und wollte dieses wunderbare Gefühl mit mir teilen.

 

Verschreibung: Keine.

 

Kategorie: Fälle

Schlüsselwörter: isoliert, nicht akzeptiert, Tod eines Zwillings, Heimweh, Identität

Arzneimittel: Amniotic Fluid (Fruchtwasser), Umbilical Cord (Nabelschnur)

 

Ich fühle mich ausgeschlossen. Ein Fall von ‚Nabelschnur‘ und ‚Fruchtwasser‘

von Melissa Assilem

 

Ich werde an dieser Stelle nicht auf alle Einzelheiten des Falles eingehen, einmal aus Platzmangel und andererseits, weil es für die Essenz des Falles nicht wichtig ist. Bei der Patientin handelt es sich um eine 37-jährige Frau, die wegen ihrer emotionalen Probleme in meine Praxis kam. Ihre Hauptbeschwerde war ein starkes Gefühl des Ausgeschlossen-seins, welches sie in fast allen Bereichen ihres Lebens empfand. Außerdem äußerte sie das Gefühl einer großen Sehnsucht nach etwas, was sie nicht beschreiben konnte. Sie beschrieb es als eine Art Heimweh ohne das eigentliche Zuhause verlassen zu haben. Sie sagte, sie fühle sich abgeschnitten von der Welt und sich selbst. Sie äußerte auch das Gefühl, sich selbst nicht sehr gut zu kennen, sie fühle sich als Fremde und dass sie von der Welt nicht akzeptiert werde. Manchmal gebe es sogar Zeiten, in denen sie das Gefühl habe, gar nicht hier sein zu dürfen, verspüre dann aber eine starke Sehnsucht, ein Verlangen nach etwas Unbekanntem. Dieses Gefühl mache sie depressiv.

 

Beide Eltern der Patienten waren bereits verstorben und auf meine Nachfrage, ob die Trauer um ihre Eltern die Ursache für ihren emotionalen Zustand sein könnte, antwortete sie: „Nein, das glaube ich nicht. Dieses Gefühl habe ich schon immer gehabt.“

 

Verschreibung: Umbilicus humanus ‚Nabelschnur‘ 36

 

Zu der Signatur dieses Arzneimittels gehört das Empfinden, von der Quelle und vom Selbst abgeschnitten zu sein. Die Themen drehen sich um die Frage der eigenen Identität, des Selbstwertgefühls, der Zugehörigkeit und des Ausgeschlossen-seins, auch um Fehler, die man begangen hat.

 

Erster Follow-up: Schon bald nach der Einnahme des Mittels hatte die Patientin einen sehr lebhaften Traum. Die Patientin hielt den Traum in ihrem Tagebuch fest und gab mir ihr Einverständnis, ihn an dieser Stelle zu veröffentlichen:

 

„Ich sah mich selbst als Engel, ganz in Rot gekleidet und mit einem blau-roten Band um meine Brust gewickelt. Ich war ein winzig kleiner Engel. Als ich aufwachte, erinnerte ich mich an die Geschichte vom kleinsten Engel, die mir meine Mutter oft als Kind vorgelesen hatte. Der kleine Engel tat mir immer sehr leid, weil es im Himmel keine anderen Engel in seinem Alter gab. Dieser kleine Engel gibt all seine Schätze, die er aus seinem irdischen Leben mit in den Himmel gebracht hat, dem kleinen Jesuskind. Ich habe mich immer gefragt, mit was der kleine Engel denn danach gespielt hat, er hatte ja nichts mehr. Mein Gott, was für eine traurige Geschichte! Ich erinnerte mich daran, dass meine Mutter weinte als sie mir die Geschichte zum letzten Mal vorlas.“

 

Verschreibung: Keine Verschreibung. Bilder von Engeln spielen auch in der Arzneimittelprüfung eine große Rolle.

 

Zweiter Follow-up: Wenige Wochen nach unserem Termin besuchte die Patientin ihr Tante, die Schwester ihrer Mutter. Sie hielt den Besuch in ihrem Tagebuch fest:

 

Mit meiner Familie hatte ich noch nie über meine Gefühle gesprochen, fand es aber an der Zeit, genau das zu tun. Nachdem ich meiner Tante erzählte hatte, wie es in mir aussieht, sagte sie, dass ich einen Zwillingsbruder hätte, der 3 Wochen nach unserer Geburt starb. Ich war völlig schockiert. Ich konnte es kaum glauben, aber jetzt wird mir alles klar. Mir ist bewusst geworden, wie ungeheuer traurig ich gewesen sein musste, als er nicht überlebte. Wir waren doch von Anfang an zusammen gewesen, wir wurden zusammen geboren. Jetzt weiß ich endlich, woher diese unendliche Traurigkeit kommt. Diese absolute Leere um mich herum; ich konnte sie nur nicht benennen. Ich hatte das Gefühl, mich fast an ihn erinnern zu können und als ich in den Spiegel schaute, war es mir, als stünde er da und nicht ich. Dass er derjenige sei, der überlebte hatte und ich diejenige, die gestorben war. Beim Schreiben dieser Zeilen kommen mir die Tränen. Es fühlt sich an, als sei die Trauer in mir so tief und so vertraut und jetzt endlich habe ich einen Namen für sie gefunden. Sie war schon immer da, sie hat mich eingehüllt und es macht mich traurig, aber auch froh, denn endlich weiß ich, worum es geht.“

 

Ich fragte sie, ob der Engel in ihrem Traum ihr Bruder gewesen sein könnte und sie begann zu weinen. Sie sagte, sie könne jetzt alles viel besser verstehen. „Ich trauere schon mein ganzes Leben lang und wusste nicht, was es war.“

 

Verschreibung: Amniotic Fluid ‚Fruchtwasser‘ 24

Als Folgemittel gab ich der Patientin ‚Fruchtwasser‘, weil uns dieses Mittel zurück an den Ort führt, an dem wir geformt werden und welches uns in diese tiefe Trauer führen kann. In der Arzneimittelprüfung war die Reise in den Mutterleib deutlich zu erkennen. Das Fruchtwasser liefert uns wertvolle Informationen über das, was uns formt und über den Prozess des Geformt-werdens. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich diese zwei Mittel sehr gut ergänzen und gut hintereinander gegeben werden können. Es scheint fast, als würde das eine Mittel zum anderen führen. In diesem Fall half die Gabe potenzierter Nabelschnur der Patientin sich so weit zu öffnen, um mit ihrer Familie über ihre Gefühle sprechen zu können. Dort lag nämlich die Antwort auf ihren Zustand verborgen. Ich hätte mit der Verschreibung noch warten können, spürte aber die Not meiner Patientin so deutlich, dass ich ihre Trauer mithilfe des Mittels erleichtern wollte.

 

Dritter Follow-up: Tagebucheintrag der Patientin:

 

Jetzt kann ich endlich trauern - um ihn, um mich und um meine Mutter, die gestorben ist, ohne dass sie von ihren Schmerzen erlöst worden wäre. Ich verstehe jetzt, warum sie mir gegenüber so distanziert war. Es ist immer noch sehr schmerzlich für mich, aber ich kann es jetzt nachvollziehen. Ich wünschte mir, sie hätte mit mir darüber gesprochen als sie noch am Leben war.“

 

Verschreibung: Keine.

 

Vierter Follow-up: Viele Monate später kam die Patientin wieder und sah blendend aus. Sie berichtete mir, dass sie endlich ihre Schuldgefühle abgelegt hätte, dass die Tatsache überlebt zu haben, sie nun nicht mehr belaste. Sie erzählte, dass es ihr sehr viel Energie gegeben habe, sie fühlte sich wie neu geboren und wollte dieses wunderbare Gefühl mit mir teilen.

 

Verschreibung: Keine.

 

Kategorie: Fälle

Schlüsselwörter: isoliert, nicht akzeptiert, Tod eines Zwillings, Heimweh, Identität

Arzneimittel: Amniotic Fluid (Fruchtwasser), Umbilical Cord (Nabelschnur)

 





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